Peru – Huancavelica to Manu to Cusco

In Huancavelica gönnen wir uns drei Tage Pause. Es ist ein schönes, lebendiges Städtchen mit einem super, vielseitigen Markt.

Am Dienstag strampeln wir weiter in Richtung nächst grösseren Stadt Ayacucho. Nie hätten wir gedacht, dass die Strasse nach Lircay so super ist! Wir haben schon fast vergessen, wie schnell man auf Asphalt vorwärts kommt! 😀 Zudem hat es kaum Verkehr und die Landschaft ist sehr schön! Genau was man sich als Tourenradler wünscht. Am Abend treffen wir in Lircay ein und freuen uns, dass es wiederum ein Städtchen ist, wo wir eine Unterkunft, diverse Läden und Restaurants finden. Es ist unglaublich günstig hier in Peru. Dieses leckere Abendessen, mit Suppe und Hauptgang, hat uns zusammen gerade mal 3 Franken gekostet😳
Am nächsten Morgen rollen wir auf dem super kleinen asphaltierten Strässchen die letzten Höhenmeter hoch bevor wir eine unendlich lange Abfahrt bis auf 2400müM runter geniessen. Es wird wärmer und grüner. Nebst den Bäumen hat es Kakteen und auf den Feldern wird angepflanzt. Ayacucho liegt auf einer Anhöhe und so trampeln wir die letzten Kilometern in diese Stadt hoch.

Ayacucho entpuppt sich als eine schöne, belebte Stadt. Wir finden eine günstige Unterkunft und verbringen die nächsten zwei Tage hier. Anscheinend findet hier ein Treffen der Landwirtschaften statt und an diversen Stände werden Schokolade mit sehr hohem Kakaogehalt präsentiert, Kaffee verkauft und unzählige Kartoffeln- und Maissorten können wir bestaunen. Kartoffelnsorten gibt es gegen 4000 hier😳 Auf dem Markt geniessen wir die leckeren Fruchtsäfte und die pan con palta sowie pan con queso👍😀 Am Sonntag radeln wir dann weiter. Am Wegrand hat es wiederum viele Kakteen und gelbe Sträucher. Auf den Feldern wachsen Kartoffeln und Quinoa. Es sind schöne dunkelrote Felder. Bei einem Fluss kurz vor Matara schlagen wir unser Zelt auf. Nach unserem gutem Frühstück Porridge mit Bananen 😀 kurbeln wir unseren heutigen Pass auf 4200müM hoch. Danach lassen wir unsere Beine hangen und sausen 2000 Höhenmeter runter. Nur für die Mittagspause auf dem Dorfplatz in Ocros machen wir kurz halt. Auch da sind wir eine Sensation. Neugierige Kinder, aber auch Männer und Frauen kommen auf uns zu uns heben sogar ganz gespannt den Kochdeckel um in die Pfanne zu gucken. Als sie “nur” Broccoli und Kürbis in der Pfanne sehen, runzeln sie die Stirn und sagen: “Falta el carne”! (Es fehlt Fleisch).😂 Ja, wer in Peru vegetarisch unterwegs ist, hat es schwer. Zudem ist die Auswahl in den Restaurants nicht sehr vielfältig. Es kann meist zwischen Poulet und Poulet oder Poulet ausgewählt werden😂 Ab und zu gibt es Trucha, Lomo saltado oder Chicharrón (Forellen, Rindsgeschnetzelt oder Schweinefleisch). Die Beilage ist bei allen Gerichten meist diesselbe nämlich Reis, sehr wenig Salat und Pommes. Gelegentlich gibt es Camote und choclo ( Süsskartoffeln und Mais). Somit kochen wir gerne für uns vor allem Gemüse, wenn wir welches finden. Im Tal unten entdecken wir zum ersten Mal Avocado-Bäume. Avocados werden hier “palta” genannt und es gibt sie in diversen Formen: gross, klein, birnförmig oder rundlich, grün oder braun bis schwarz. Auch das Aroma variiert sehr. Die leckere Frucht “Chirimoya” gibt es hier ebenfalls viel.

Ja genau, am nächsten Tag kurbeln wir wieder in die Höhe dem 4500müM Pass entgegen. In Uripa auf 3300müM übernachten wir und nehmen den Rest des Passes am kommenden Tag in Angriff. Es ist ein schöner Pass und es ist einmal mehr ein spannendes Erlebnis oben anzukommen und auf die andere Seite des Passes zu gucken, welche einiges trockener ist. In Nueva Esperanza setzen wir uns für unser Mittagessen in die Wiese. Drei kleine Mädchen setzen sich zu uns und beobachten uns gespannt. Nach einer Weile getrauen sie sich uns ein paar Fragen zu stellen. So erfahren wir die wichtige Information, dass es in der Stadt Andahuaylas super Barbies und viele Pärke gibt😂 Na dann nichts wie los und wir sausen in diese Stadt die vielen Höhenmeter runter!🚴‍♀️🚴‍♂️ Und ja genau – am nächsten Tag, trampeln wir diese Höhenmeter auf den nächsten Pass hoch und sausen runter nach Kishuara. Hier haben wir das Vergnügen in einem Lehmhaus zu übernachten und werden früh um 6:15 Uhr geweckt, weil das Haus extrem ringhörig ist😀. Nach einer kurzen Abfahrt und Gegenanstieg erreichen wir die Ruinen von Curamba. Dort erleben wir einen Marathonstart mit und lernen einen erfolgreichen peruanischen Ultra Trail-Läufer kennen. Fast gleichzeitig wie die Läufer treffen wir in Huancarama ein. Von dort aus radeln wir einige Höhenmeter hoch bevor wir dann 1500 Meter runtersausen. Bis nach Abancay geht es nochmals einige Höhenmeter hoch, wo wir bereits im Dunkeln in der chaotischen Stadt ankommen.

Die nächsten Tage gönnen wir uns ein paar Ruhetage hier. Am Samstagnachmittag geht plötzlich der Strom aus. “No hay luz” hören wir überall und uns wird erklärt, dass es eine Explosion in der Zentrale gegeben hat. Der Ausfall könne bis zu drei Tage dauern. Am Sonntag hören wir im Markt erfreut den Mixer laufen und Dank eines Generators können wir einen Fruchtsaft geniessen, aber ohne Strom funktionieren auch die Bankomaten nicht und bald geht uns das Geld aus!!! Am Montagabend nach zweieinhalb Tagen mit Stromausfall sind plötzlich die Lichter wieder an.
Am Dienstag nehmen wir die nächste Etappe in Angriff. In Curahuasi übernachten wir. An diesem Tag wartet der letzte hohe Pass bis nach Cusco auf uns. Dieser Pass will und will nicht enden! Oben angekommen, ist es bereits dunkel und es wird frisch. Wir sind froh, dass wir warme Motorhandschuhe gekauft haben. Im kleinen Dörfchen Ancuahasi führt uns ein Einheimischer zu einer Unterkunft. Wir haben uns das Dörfchen grösser vorgestellt. Wir sind froh, dass wir am nächsten Tag nur eine kurze Strecke vor uns haben und mit wenigen Höhenmetern. Es regnet als wir in Izuacha ankommen und wir fliehen ins Trockene des Marktes. Schnell haben wir unsere geliebten Jugerias entdeckt! Gestärkt mit dem zweiten Frühstück biegen wir auf eine Schotterpiste nach Maras ein. Abseits der Hauptstrasse, obwohl wir uns nicht über den Verkehr beklagen können, ist es einfach nochmals etwas schöner. Kurz vor Maras klingt uns Musik entgegen, welche spätestens auf dem Plaza de Armas ohrenbetäubend laut ist. Nur mit Ohrenstöpsel in den Ohren halten wir es dort aus. Das Dorf feiert ihren Schutzpatron San Franscico de Assisi. Es werden Tänze in den farbigen Kostüme getanzt und viele Menschen sind maskiert. Für uns sieht es etwas nach Fasnacht aus. Es hat viele Essensstände, wo Trucha oder Chicharron verkauft wird. Nach dem Mittagshalt biken wir auf einem wunderschönen Singletrail zu den Salzterassen von Maras und radeln weiter bis zum herzigen Städtchen Urubamba.

In Urubamba hat sogar zwei super Märkte gleich nebeneinander und wir sehen seit langem ab und zu ein paar Touristen. Wir sind nun im sacred valley (Heiligen Tal) angekommen. Als wir am nächsten Morgen kurz vor Calca sind, werden wir von einer Peruanerin mit deutschen Wurzeln in ihr super Bistro VINILOS’s Cafe Cultural Calca zu einem Kaffee eingeladen. Solche Begegnungen machen das Reisen per Rad aus😀. Sie gibt uns den Tipp im Dorf Coya Cuy (Meerschweinchen) zu essen, was dort als Spezialität angeboten wird. Dies machen wir dann auch. An der Strasse in Coya reihen sich ein Cuy Restaurant nach dem anderen und mit dem Cuy-Spiess in der Hand werben und locken die Restaurants ihre Kunden an. Naja das Cuy schmeckt uns nicht so. Es ist zwar gut gewürzt, aber es hat mehr Knochen als Fleisch. Das Tal ist sehr grün und schön, jedoch hat es hier mehr Verkehr als wir es uns gewohnt sind. In Pisac wimmelt es von Touristen und nach einer kurzen Rundfahrt im Dorf zieht es uns gleich rauf auf den nächsten Pass. Wir haben uns entschieden einen Abstecher in den Regenwald Manu zu machen, jedoch die nächsten zwei Pässe dahin, gönnen wir uns ein Taxi auf den ersten Pass hoch😀 Oben auf dem Pass ist es neblig und extrem kalt. Bereits etwas weiter unten sind wir aber wieder aus dem Nebel draussen und können die Aussicht geniessen. Ein Teenager überredet uns die Ruinentürme in Cancha Cancha zu besichtigen. Er führt uns dahin und lernt uns ein paar Wörter in Quequa, die Sprache der Einheimischen hier. Eine extrem schwierige Sprache! Wir sind froh, dass aber alle spanisch verstehen. Nach seiner kleinen Führung möchte er etwas Geld. Aha, so geht dies😂 Natürlich geben wir ihm einen Batzen und als wir weiter fahren, ist es bereits spät. Es ist eine sehr schöne Abfahrt auf gutem Schotter. In einem Unterstand stellen wir unser Zelt neben dem Stroh auf und kommen uns etwas wie Josef und Maria vor😀. Die Fahrt bis Paucartambo am nächsten Tag ist dann doch länger und holpriger als wir dachten. Endlich nach einer Kurve erblicken wir das schöne, von der Kolonialzeit geprägte Dörfchen Paucartambo. Die Menschen sehen aber nicht nach Spaniern aus. Die meisten Frauen haben ihr langes, schwarzes Haar in zwei Zöpfe geflochten und tragen ihre traditionellen Röcke, schmuckvolle Hüte sowie einfache Sandalen. In den farbigen Tücher tragen sie auf dem Rücken ihre Kleinkinder oder ihren Einkauf. Manchmal ist nicht immer ersichtlich, was sich nun darin befindet – Kind oder Einkauf😂 Da heute die regionalen Wahlen sind, hat es vor dem Gemeindehaus eine unendlich lange Warteschlange. Der Alkoholausschank ist am Wahltag verboten und am Abend sammeln sich viele die Leute auf dem Plaza de Armas. Ob sie nun auf das Wahlergebnis oder auf die Alkoholfreigabe warten, sind wir uns nicht im Klaren.

Am nächsten Morgen suchen wir die Haltestelle der Collectivos auf, um dort ein Taxi auf den nächsten Pass zu finden. Es dauert nicht lange und für 60 Soles (18Fr) bringt uns ein privates Collectivo auf den Pass hoch. Die Aussicht auf den endlosen dichten Wald runter ist atemberaubend. So weit das Auge reicht, sehen wir Wald. Da ist er also der Regenwald. Je weiter nach unten wir radeln, desto dichter wird der Wald und desto lauter die Dschungelgeräusche. Im Cloudforest auf 1500müM stoppen wir und machen wir einen kurzen Spaziergang. Unser Ziel liegt noch weiter unten auf rund 800müM. Die Fahrt ist spektakulär! Super cool die immer feuchter und wärmer werdende Luft zu spüren und die sich ändernde Vegetation zu bestaunen. Überqueren wir einen Bach können wir unzählige, bunte Schmetterlinge 🦋 beobachten. In Cochanta treffen wir auf den Biologen José und dessen Freund Pablo. Sie haben hier im Secondforest ein Grundstück gekauft, wo sie sich die Wiederbepflanzung des Regenwaldes zum Ziel gesetzt haben. Mit einem alten Geländewagen fahren wir dann mit Pablo über den holprigen Weg durch den Dschungel. Nach der 15 Minutenfahrt müssen wir zu Fuss über einen Fluss waten und stehen vor den beiden Waldhütten, welche von Pablo vor fünf Jahren in die Waldlichtung gebaut wurden. Es ist ein wunderschöner Ort. Im Fluss nebenan waschen wir uns bevor es Dunkel ist. Pablo kocht für uns eine schmackhafte spanische Brotsuppe und im Kerzenlicht erfahren wir mehr von Pablos Projekten. Auf unserer Entdeckungstour am nächsten Morgen können wir feststellen, dass Pablo noch viel zu tun hat! Die vorherigen Besitzer haben viel gerodet! Nach dem Aufenthalt in Pablos Paradies fahren wir bis nach Atalaya noch tiefer in den Dschungel zum Fluss Madre de Dios. Auf der Fahrt dorthin kommen wir beim Dörfchen Patria und Picollpata vorbei. In beiden gibt es einen Markt. Im leichten Nieselregen radeln wir den kleinen Anstieg hoch zum Mirador Atalaya, wo wir die wunderschöne Aussicht auf den Fluss und den Regenwald geniessen. Da Andi noch einen Platten eingefahren hat, kommen wir im Dunkeln in Atalaya an und finden eine günstige Unterkunft. Unsere Gastgeber sind sehr herzlich und zeigen uns stolz ihr Faultier Lola. Sie bieten ebenfalls Touren an, welche im Gegensatz zu den von Cusco aus organisierten Touren fairere Preise haben, aber wir können uns nicht für eine geführte Tour begeistern. Somit radeln wir weiter nach Salvacion, wo wir auf der Cocha Machuwasi eine individuelle Flosstour unternehmen wollen. Der beste Zeitpunkt dafür ist morgens früh, aber am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Die Regenzeit hat nun definitiv begonnen. Wir warten ab bis es aufhört und radeln die schöne Strecke nach Salvacion. Auf dem Weg sehen wir Papageien. Kurz vor Salvacion müssen wir zweimal den Fluss überqueren, da es keine Brücke hat, kommen wir mit nassen Füssen an diesen sehr abgelegenen Ort an.

Beim Machuwasi realisieren wir, dass es bereits etwas zu spät für die Flossfahrt ist. Wir kommen ins Gespräch mit dem Coca kauenden Ticketverkäufer. Dabei verstehen wir fast kein Wort von seiner lallenden und undeutlichen Aussprache. Wir finden in Salvacion eine Unterkunft und wollen auf dem Markt einen Jugo trinken und Gemüse einkaufen. Zu unserem Erstaunen ist der grosse Markt leer. Erst mit der Zeit realisieren und erfahren wir im Gespräch, dass es schlichtweg nicht genügend Gemüse und Früchte gibt, um den Markt zu betreiben. Salvacion ist der letzte Ort, welche die Lastwagen von Cusco aus beliefern und somit kommen nach Salvacion noch die Lebensmittel, welche von den anderen Orten übrig bleiben. Spannend ist auch, dass hier unten Bananen Mangelware ist😳 Alle werden nach Cusco exportiert. Bei einer super Coiffeuse lassen wir unsere Haare schneiden und bezahlen für beide nur gerade 14 soles (4 Franken). So günstig haben wir noch nie die Haare geschnitten! Es hat zum Glück nicht mehr allzu viele Sandflys, wie in Atalaya, aber unsere Beine sind extrem zerstochen und es beisst grausig! Als wir am Abend beim Machuwasi unsere Flosstour machen wollen, regnet es in Strömen. Als es aufhört, packen wir die Gelegenheit und fahren gemütlich mit dem Floss los. Aber bereits nach 10 Minuten regnet es erneut. Viele Tiere können wir nicht sehen, jedoch die Hoatzin (grosse Vögel) die trotzen dem Regen und bewegen sich kaum. Auch die Hornwehrvögel mit ihrem lustigen Geräusch und “Antenne” auf dem Kopf sind immer noch an der gleichen Stelle. Früh Morgens versuchen wir unser Glück erneut mit der Flosstour. Aber auch am Morgen regnet es als wir beim Teich ankommen. Wir warten ein trockenes Fenster ab und schnappen uns ein Floss. Aber viel mehr Vögel als am Tag zuvor sehen wir nicht. Auch auf dem Trampelpfad ist es nur matschig und das Tierglück bleibt aus. Umso mehr freut es uns, als wir einen roten Ara gerade neben unserem Hospedaje entdecken. Tja, die Regenzeit ist nun definitiv eingetroffen und wir wollen schnellstmöglichst nach Cuso. Mit einem Collectivo fahren wir am Sonntag dann für 40 soles pro Person und 20 soles für unsere Räder, welche auf dem Dach Platz finden. Nach acht Stunden treffen wir in Cusco ein. Die Fahrt von 500müM über zwei 4000er Pässe nach Cusco auf 3300müM, war angenehmer als wir befürchtet haben.

In Cusco finden wir nach eher langem Suchen eine Unterkunft und müde fallen wir in die unbequemen Better. Hier in Cusco müssen wir uns nun entscheiden, wie unsere Reise weiter gehen soll. Die traurige Nachricht, dass sich der Gesundheitszustand von Judiths Vater zunehmend verschlechtert hat, bewegt uns nach Hause zu fliegen. Ob es nur ein Unterbruch oder das Ende unserer Reise ist, wird sich zeigen.
Wir geniessen noch unsere verbleibende Zeit in Cusco und täglich schlendern wir durch den Markt und freuen uns über die Karottensäfte😀. Das Lustige ist, dass sich in unserem Quartier und Markt “Wanchaq” fast keine Touristen sich befinden. Sobald wir uns dem Plaza de Armas nähern, wimmelt es von den westlichen Touristen und auch im Markt San Pedro sieht man sie scharenweise ausgerüstet mit grossen Fotokameras und riesen Rucksäcke, welche sie fest umklammern.

Fazit:
Peru ist ein sehr abwechslungsreiches, spannendes Land. Die Menschen sind eher zurückhaltend, aber sehr freundlich. Da viel Falschgeld im Umlauf ist, wird das Geld immer kontrolliert. Dies haben wir natürlich auch übernommen😂 Zudem sind die Noten sehr unbeliebt. Aus dem Bankautomaten kommen 50er und 100er Solesscheine. Meistens ist jedoch bereits in 20er Schein ein riesiges Problem, da niemand Rückgeld geben kann. Machu Picchu haben wir bewusst weggelassen, da er absolut von Touristen überlaufen und überteuert ist! Dafür haben wir den Abstecher in den Nationalpark Manu gemacht, welchen wir wärmstens empfehlen und dies ist problemlos ohne teure (für 3 Tage von 600-1400$) geführte Tour möglich!

volle Distanz: 1126.14 km
Maximale Höhe: 4512 m
Minimale Höhe: 496 m
Gesamtanstieg: 22376 m
Gesamtabstieg: -22579 m

Peru – Lima nach Huancavelica

Hola Lima! Mitten in der Nacht landen wir in Lima. Glücklich nehmen wir unsere beiden Räder und unser Gepäck entgegen. Bis auf eine Benzinflasche, welche uns beim Security-Check am Flughafen in Penticton 🇨🇦 abgenommen wurde, ist alles komplett und unversehrt angekommen. Froh steigen wir in das Taxi vom Hotel. Am nächsten Morgen tauchen wir in eine neue Welt ein und wir freuen uns über einen frischen Platanos con Leche! Oh wie wir das vermisst haben!!! Zu unserem Warmshower Felix müssen wir auf die andere Seite der Stadt radeln. Die Idee auf dem Weg noch durchs Zentrum zu fahren, geben wir schnell auf. Was für ein Verkehr!!!😳 Wow, nur Indien ist noch schlimmer!😂 Der darauffolgende Tag 30. August ist ein Feiertag. Es wird die Patronin von Lima Santa de Rosa gefeiert. Unser Warmshower Felix führt uns zusammen mit seiner Freundin Diana und seinem Bruder Jésu durch die belebte Stadt. Da bekommen wir auch eine Prozession zu Ehren der Santa de Rosa mit. Peru ist zu 81% römisch katholisch. Wir bestaunen die schönen, alten Gebäude, welche von der spanischen Kolonialzeit geprägt sind. Am Mittag geniessen wir eines der peruanische Hauptgerichte “Lomo saltado con tacu tacu”. Lomo saltado ist Rindsgeschnetzeltes mit Gemüse und tacu tacu ist eine Art Bohnenmuss mit Reis. Es ist sehr lecker! Nebst den exotischen Früchte erfreuen wir uns über das feine
Brot! Wirklich wieder ganz etwas anderes als das Toastbrot!!!😂 Das Klima und Wetter ist sehr speziell: Hier an der Küste, obwohl sehr nahe am Equator, ist es eher kühl und meistens bewölkt. Der kühle Humboldtstrom hüllt Lima in einen ständigen Nebel ein. Wir haben das Glück, dass wir sogar an zwei Tagen etwas blauen Himmel sehen, was anscheinend sehr selten ist. So sehnen wir uns nach den Bergen, wo man oberhalb des Nebels und des Smogs ist, ist es am Tag schön sonnig und über 25 Grad warm. Am Samstag rüsten wir uns noch mit Handschuhen und Thermosflaschen aus, denn die Nächte in den Bergen müssen sehr kalt sein.

Gut gestärkt mit einem frischen Fruchtsaft und mit “pan con palta” (Brötchen mit Avocado) radeln wir am Sonntag los. Wachsam und sehr konzentriert kurven wir durch den chaotischen und belebten Verkehr. Da bald die Wahlen sind, gibt es überall Kundgebungen. Die vielen Eindrücke dieser lauten Stadt, in welcher die Armut der vielen Menschen zu sehen ist, beschäftigt uns sehr. Viele Behausungen zeugen von Armut. Wir fragen uns wie es hier wohl in der Regenzeit aussieht. Wir hätten angst vor Erdrutschen! Wenn wir das so sehen, fragen wir uns einmal mehr, wo denn das viele Geld hinfliesst!🤔 Peru hat extrem viele Bodenschätze und könnte ein reiches Land sein. Erst anfangs diesen August wurde sogar das weltweit grösste Lithiumvorkommen gefunden! Hoffentlich gewinnt eine wohlwollende Person die Wahlen! Aber wenn wir die Porträts auf den Wahlplakaten sehen, dann bezweifeln wir dies! Einer sieht korrupter aus als der andere!!!
Nach zwei Stunden Fahrt nimmt der Verkehr ab und wir sind aus dem Smog, in welchem Lima steckt, draussen und stahlblauer Himmel kommt zum Vorschein. Entlang der Strasse gibt es immer wieder Stände, welche Früchte, Käse und Milch sowie kleine Restaurants, welche peruanisches Essen wie zum Beispiel Cuy “Meerschweinchen” anbieten. Hier und da dröhnt laute spanische, fröhliche Musik aus einem Haus oder Auto. Wir geniessen in einer dieser einfachen Strassenrestaurants etwas Schweinefleisch mit Süsskartoffeln und weissen riesen Maiskörner. Am Abend treffen wir in Quives ein. Es ist der Geburtsort von der Santa de Rosa de Lima und ist somit ein beliebter Pilgerort. Der Ort ist noch im Bau und wir haben das Gefühl auf einer grossen Baustelle zu sein. Die Landschaft ist umgeben von kargen Berge und unten im Tal ist es grün. Es wird Salat, Kartoffeln, Erdbeeren sowie Broccoli angepflanzt und geerntet. In Quives lässt sich erahnen, dass in den letzten Tagen, wegen des Feiertags, einiges los war. Die letzten Besucher reisen ab und der Ort wird ruhig. Wir finden noch eine günstige Unterkunft und um 19:30 Uhr hat eines der vielen Restaurants nochmals geöffnet. Alle anderen scheinen es nicht für notwendig zu halten uns zu bedienen und schliessen.
Bei schönstem Sonnenschein rollen wir am nächsten Tag auf der einsamen Strasse in Richtung Canta. In der kleinen Siedlung Yaso finden wir ein wenig Proviant für unsere Mittagspause und üben unser Spanisch mit den Einheimischen. Sie sind beeindruckt, dass wir mit dem Fahrrad bis nach Canta wollen. Uns gefällt die Region sehr. Auch sind wir über die gute, einsame Strasse überrascht. In Canta auf 2800müM treffen wir wieder eine Baustelle an. Wie bereits in Quives bekommt das Dorf eine neue Strasse. Wir finden eine günstige, bescheidene Unterkunft und geniessen erneut das leckere, peruanische Gericht “Lomo saltado“.

In der Nacht bläst ein kräftiger, böiger Wind, welcher zu unserer Freude gegen den Mittag abstellt und wir windfrei die heutige kurze Etappe in Angriff nehmen können. Da wir uns genug akklimatisieren wollen, stoppen wir bereits beim nächsten Dörfchen Gullhuay auf 3600müM, was gerade 23 Kilometern sind. Im Dorf angekommen, verweilen wir auf dem Dorfplatz und warten vergebens vor einer geschlossenen Tür, wo es ein Restaurant und Zimmer geben soll. Als aus dem Lautsprecher ohrenbetäubende Musik dröhnt, decken wir uns mit Gemüse ein und kochen unser eigenes Abendessen beim Fluss. Es geht nicht lange als eine Schar Kinder zu uns kommt und mit uns zu plaudern beginnt. So bekommen wir einen kleinen Einblick in ihr Leben. Sobald die Sonne weg ist, wird es extrem kalt! Dies sei das ganze Jahr so, jedoch Schnee haben sie hier nicht. Dann sehnen wir uns nach unseren warmen Schlafsäcke und suchen uns ein Zeltplatz. Vor dem Dörfchen werden wir fündig. Am Morgen um vier stehen wir im Zelt. Die Erde bebt und mehrere Lastwagen klappern laut auf der Strasse an uns vorbei. Wir dösen jedoch nochmals ein und werden später von Kühen, auf deren Weide wir campieren, geweckt. Die Landschaft ist wunderschön und die Strasse ist sogar teilweise asphaltiert. Als dann die Lastwagen von dem Steinbruch gefüllt uns einnebeln, wissen wir wieso die Strasse so gut ist. Am Wegrand winken uns zwei ältere Frauen zu. Sie haben beide nur noch wenige Zähne und sie leben in extrem einfachen Blachenbehausungen am Wegrand. Wir kaufen ihnen ein bisschen frischen Käse ab. Nach unserem Pass von 4600müM kommen wir kaum vorwärts. Dauernd halten wir an um die sensationelle Landschaft mit den Bergen und dunkelblauen, türkisen Seen zu fotografieren. Wir beobachten wunderbare, grosse Vögel und sehen unser erstes Lama kurz vor der kleinen Siedlung Yantac.

Dort kochen wir auf dem schönen Dorfplatz und werden herzlich von den Einheimischen begrüsst. Unser Kocher löst grosses Interesse aus. Ein Mädchen mit ihrem kleinen Cousin interessiert sich sehr für uns und löchert uns mit Fragen. Wir erfahren, dass in dieser Gegend 5000 Lamas, Alpakas und Vicuña gehalten werden sowie 8000 Schafe. Die Wolle ist hier ein grosses Geschäft, was bei diesen Temperaturen kein Wunder ist. Als wir weiter radeln, läuft eine dieser grossen Herden uns über den Weg. Vor allem die ungeschorenen Alpakas, welche mit ihrem wolligen Fell wie Teddy Bären aussehen, gefallen uns sehr.

In Marcopomacocha finden wir eine super Unterkunft und sind froh, dass wir hier auf 4500müM nicht im Zelt schlafen müssen. Vor allem geniessen wir es im Restaurant das Tagesmenü und den wärmenden Mate de Coca Tee zu trinken. Dieser hilft bei Höhenkrankheit, bei Kopfschmerzen und Magenbeschwerden. Für eine berauschende Wirkung bräuchte es jedoch eine extrem grosse Menge. Für unsere Kopfschmerzen verspürten wir keine Besserung. Vielleicht hatten wir zu wenig Tee getrunken. Auf jeden Fall war der Schritt der Übernachtung von 3600 auf 4500 nicht optimal, aber eine längere Distanz lag nicht drin.

Heute steht der Pass Abra Singrar mit 4890müM auf dem Programm. Unser neuer Rekord auf unserer Reise. Zu unserem Erstaunen ist die Strasse extrem gut. Es ist zwar eine Piste, aber im gutem Zustand und die vielen Kurven machen es sehr radfreundlich! Es würde uns nicht überraschen, wenn in Zukunft noch mehr Tourenradler hier vorbei radeln, denn es ist sensationell schön! Wir kurbeln gemütlich den Pass hoch und trotzdem bleibt uns fast der Atem aus. Zum Einen wegen der Höhen, aber noch mehr wegen der Schönheit der Berge, der verschiedenen Farbe der Gesteine und Grasfelder sowie den herzigen, knuddeligen Alpakas😂. Das Picknick im stoppeligen Gras und in der wärmenden Sonne geniessen wir sehr bevor wir die rasante, aber kühle Abfahrt in Angriff nehmen. Etwas oberhalb von Casapalca biegen wir auf die vielbefahrene Carreterra Central 22 ein. Dank dieser starkbefahrenen Strasse haben wir den Aufstieg und der kleine Umweg über Canta und Marcopomacocha gewählt. Bereits das zweite Mal heute müssen wir eine Vollbremse wegen den Hunden machen! Ja, leider sind diese hier wieder ein grösseres Problem! Am Abend finden wir in Chicla eine schäbige, aber günstige Unterkunft… naja besser als draussen in der Kälte zu campieren, ist es und gegen eine warme Dusche haben wir auch nichts🤣. Zum Abendessen probieren wir die “Caldo de Gallina” eine hier sehr beliebte Hühnersuppe mit Nudeln, einem gekochten Ei und einem Pouletstück.

Heute steht der Pass Punta Ushuayca mit seinen stolzen 4930 müM auf dem Tagesziel. Wir brauchen fast den ganzen Tag bis wir oben ankommen. Die Kiesstrasse ist sehr gut fahrbar, jedoch spüren wir die Höhe je weiter hinauf wir kommen. Als wir endlich oben ankommen, schneit es ein bisschen, es ist extrem kalt, aber die Aussicht ist unbeschreiblich schön! Auch die Abfahrt ist spektakulär, unglaublich wie die Peruaner hier die Strassen gebaut haben! Es ist schon dunkel als wir endlich fast am tiefsten Punkt auf 4148 müM ankommen, wo wir campieren wollen. Da es sehr kalt ist, gibt es eine Katzenwäsche im Zelt und eine warme Suppe. Der Sternenhimmel ist atemberaubend! Es war ein langer, anstrengender Tag und so kriechen wir müde, aber überglücklich in unsere warmen Schlafsäcke. Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Tanta. Ein Pass von 4670müM müssen wir bewältigen. Es ist ein anstrengendes Unterfangen, da es teilweise sehr steile Abschnitte hat, wo wir kurz schieben müssen. Aber auch hier die Szenerie mit den weissverschneiten Berge mit den Gletschern ist überwältigend. Wir sind ganz alleine unterwegs. Nur ab und zu kommen wir an Hirten vorbei deren Hunde uns jeweils laut und nicht immer sehr freundlich bellend begrüssen. Aber seit Georgien sind wir geübt und Stoppen ist immer die beste Variante, denn so verlieren sie das Interesse an uns.

In Tanta geniessen wir in einem herzigen, kleinen und sehr niedrigen Haus einmal mehr “Lomo saltado”. Gut gestärkt, radeln wir nach Vilca und das auf einer super, neuen Kiesstrasse. Wir kommen an einer Gruppe herzigen Lamas, Alpakas und Schafen vorbei. In den Ohren haben sie farbige “Zötteli”, was anscheinend als Zugehörigkeitszeichen gilt. Aber Achtung weiter unten wird Judith von einem Lama attackiert! 😳 Normalerweise wenden sie sich ab und rennen davon, wenn sie uns sehen, aber dieses Lama rast Judith hinter her. Judith stoppt und tänzelt im Kreis mit dem Rad, um das Lama von sich fern zu halten. Das Lama macht anstanden um zu spucken und anzugreifen. Dann verfolgt es Andi und kehrt wieder auf Judith zu. Judith wirft das Rad auf den Boden und läuft rückwärts um Abstand zu gewinnen. Was nun? Wegjagen, Rufen, Klatschen und Schreien.. nichts nützt! Langsam beruhigt sich das Lama, aber ganz getrauen wir ihm nicht. Judith kann ihr Fahrrad wieder aufheben und dann gelingt es uns ohne Verfolgung weiter zu fahren. Kurz vor Vilca bestaunen wir die Wasserfälle und kommen dann in Vilca an. Bei diesen günstigen Unterkunftspreise und bei diesen kalten Temperaturen gönnen wir uns ein Zimmer. Meistens ist es aber gar nicht viel wärmer als im Zelt! Ein wärmender Ofen sucht man hier vergebens. Warm eingepackt essen wir dann in einem kleinen Restaurant “Truchas”. Das sind Forellen. Dazu gibt es Reis, Maiskolben, Kartoffeln und Salat. Sie würzen sehr aromatisch mit feinen Kräutern, wobei auf dem Tisch eine extrem scharfe Sauce steht, um individuell noch nachzuwürzen. Bis das Essen kommt, gibt es meistens ein kleines Stück Käse und geröstete Maiskörner. Gut ausgeschlafen machen wir uns am Sonntag auf den Weg nach Huancaya. Die Wasserfälle sind einmalig in dem schluchtartigen Tal. Kurz vor dem Dörfchen ruhen wir uns auf einer Wiese am Flussufer aus, waschen und trocknen unsere Kleider. Auch bei den Peruanern ist dieser Platz sehr beliebt zum Grillieren und Picknicken. Eine Familie bringt uns sogar spontan einen Teller mit feinen grillierten Köstlichkeiten. Im kleinen, herzigen Dörfchen Huancaya finden wir eine super Unterkunft und verlassen es am nächsten Morgen ausgeruht. Nach einem kurzen Anstieg und einem schönen Blick nach unten ins grüne Tal, geht unsere Fahrt ebenfalls nach unten. Eine holprige Abfahrt bringt uns zum Fluss, welcher spektakulär sich schäumend in die Tiefe stürzt. Die Felswände verengen sich und wir befinden uns zusammen mit dem Fluss in einer atemberaubenden Schlucht. Dann öffnet sich langsam das Tal, es wird grüner und neben den paar Sträucher ragen verschiedene Kakteen aus dem Boden. Der holprige Weg führt nun in eine asphaltierte, kleine Strasse über, auf welcher wir nun sanft die letzten Höhenmeter runterrollen bevor es dann die Serpentinen hoch nach Laraos geht.

Eigentlich hätte dies unser Ruhetag sein sollen, aber wir waren drei Stunden unterwegs und zudem brauchten wir unbedingt wieder einmal Internet, um unseren Lieben zu Hause ein Lebenszeichen zu geben. Bis jetzt war Internet in allen von uns bereisten Länder kein Problem. Aber hier in Peru hat nur das Gemeindehaus Internet😳. Kein Wunder, dass ein Wahlbewerber mit “Internet für alle” wirbt!😂 Hier in Laraos haben wir also Internet, jedoch erst um 16:00 Uhr, da das Sekretariat bis dann Mittagspause macht. Pünktlich nach peruanischer Uhrzeit um 16:25 Uhr kommt dann die Beamtin. Mit der Zeit kommt allmählich Leben ins Gemeindehaus und einige Frauen stellen sich strickend in die Warteschlange vor dem Office. Aha, anscheinend ist man sich das Warten hier gewohnt 😂 In einem schönen “Hospedaje”, wie die Unterkünfte hier heissen, kommen wir unter und am nächsten Tag gegen zwei Uhr machen wir uns noch auf den Weg in Richtung des Passes “Punta Pumacocha” mit seinen stolzen 4990müM wird er der neue Rekord unserer Reise werden! 💪 Oh ja, es braucht Kraft dieser steinige und zum Teil steile Pass hoch zu kommen. Aber wir haben es geschafft!!! Die sensationelle Aussicht belohnt unsere Anstrengungen einmal mehr. Wir vernichten einige Höhenmeter und radeln auf einem Höhenplateau, wo in den vielen kleinen Teiche Vögel Futter suchen, darunter hat es auch zu unserem Erstaunen Flamingos. Nach einer späten Mittagspause nehmen wir den zweiten Pass des Tages, diesmal nur😉 4750müM, in Angriff und kommen erst bei Dämmerung oben an. Dicke Regenwolken und Regenfäden sehen wir entsetzt in der Richtung, wo wir hin müssen. Nass zu werden in dieser Kälte wollen wir nach diesem langen Tag nicht und so campieren wir im Trockenen auf 4600müM, was unser höchster Schlafplatz bis jetzt ist. Bereits um 19:30 Uhr liegen wir gut eingepackt in unseren warmen Schlafsäcke.

Nach einer sternenklaren, aber eiskalten Nacht sind wir über die wärmende Morgensonnen dankbar. Die Wiese ist am Morgen mit Raureif bedeckt. Wir fahren über eine grosse Hochebene und am Ende dieser rollen wir wieder unseren nächsten Pass hoch. Es ist einfach wunderschön diese Aussicht und so spannend wie sich die Bergwelt hier so verändert. Die Wiesen zeigen sich in verschiedenen grün und gelb Tönen zudem ist das Gestein zum Teil rötlich, was ein wunderbares Farbspiel ergibt. Dann endlich nach den vielen Gegenanstiegen geht es nur noch bergab. Unzählige Serpentinen bringen uns zum Dorf Acobambilla. Kaum sind wir dort und haben eine Unterkunft gefunden, beginnt es zu regnen. Uff, da haben wir Glück gehabt. Die Besitzerin des Hospedajes bestätigt uns, dass die Dusche warmes Wasser hat. Aber auch hier kochen wir das Duschwasser selber auf. Es ist schon eindrücklich, dass die Menschen hier weder Heizungen noch warme Duschen haben. Der einzige wärmere Ort ist die Küche, ansonsten ist es kalt. In den Betten decken sie sich mit mehreren Wolldecken zu, welche zwar schön warm sind, jedoch extrem schwer. Da sind wir froh unsere leichten und warmen Schlafsäcke zu haben. Nach unserer warmen, mit dem Kocher selbst aufgeheizten Dusche geniessen wir Truchas (Forellen) mit Salat und Kartoffeln.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker früh. Uns steht ein langer Tag über zwei 4700 mÜM Pässe bevor. Beim ersten Pass kommen wir zügig voran. Es ist eine gute Kiesstrasse. Die unzähligen Kehren hinunter nach Vinas wollen kaum enden. Wir waren wirklich hoch und nun wieder nur noch auf 3500müM. Im nächsten Dorf Jerusalem kaufen wir unser Mittagessen und Wegproviant im kleinen Shop ein. Es ist immer eine Überraschung, was man bekommt. Dieser hat nur gerade Äpfel an frischen Produkten. So gibt es Äpfel, Pasta und Rührei zum Mittagessen. Beim Mittagshalt fallen ein paar Regentropfen. Auch beim Anstieg auf den nächsten Pass regnet es ab und zu. Es ist ein extrem langer Pass mit zum Teil steilen Abschnitten. Wir können zwar alles fahren, aber wir kommen nur langsam voran. Heute ziehen wir ständig unsere Jacken an und ab. Wenn die Sonne da ist, ist es sofort heiss und wenn die Wolken sie verdecken, wird es schnell kalt. Plötzlich donnert es und es hagelt von den schwarzen Wolken über uns. Zum Glück dauert es nicht zu lange und wir kurbeln weiter Höhenmeter für Höhenmeter hoch. Schon fast oben entdecken wir eine Art springende Hasen mit langen Schwänzen, Bergviscachas, in den spannenden Felsformationen und geniessen die atemberaubende Sicht auf den See. Noch immer geht es höher hinauf. Was für ein langer Pass! Kurz bevor wir oben sind, beginnt es erneut zu hageln. Es ist extrem kalt! Während dem Fahren kreisen wir abwechslungsweise die Arme, um die Finger wieder ein bisschen warm zu bekommen. Mittlerweile ist der Schauer vorbei und wir rollen die vielen Höhenmeter runter. Es wird etwas wärmer, jedoch auch dunkler je weiter wir dem Tal entgegen kommen. Kaum sehen wir noch etwas und müssen die letzten Kilometer in die Stadt Huancavelica mit den Taschenlampen hinter uns bringen. Wow, nach 7 Stunden kommen wir in der Stadt an und checken in ein Hostel ein, wo wir unsere erste warme Dusche in Peru geniessen. Mit einem Bärenhunger erfreuen wir uns über das “Pollo a la brasa” Hühnchen vom Grill mit “papas fritas” Pommes frites und Salat.

Fazit Perus Great Divide: Mit der Ankunft in Huancavelica haben wir unsere erste Etappe in Peru geschafft. Von der Webseite bikepacking.com haben wir “Perus Great Divide” mit dem wunderschönen eigenen Zusatz von Lima über Quives, Canta, Marcopomacocha und dann von Rio Blanca in den vorgeschlagenen Trail gemacht. Die Strasse ist meist eine gute Kiesstrasse. Auf der Webseite bikepacking.com wird der Abschnitt von Tanta nach Vilca als kaum fahrbar beschrieben. Dies ist mit der neuen Kiesstrasse nun super und zügig fahrbar. Der Pass “Punta Pumacocha” hat es Inn sich! Da muss oft geschoben werden. Wir sind ja schon viel geradelt im letzten Jahr und haben viel gesehen, aber dass uns Peru so gut gefällt, hätten wir nie gedacht! Wer also die vielen Höhenmeter nicht scheut, können wir nur jedem herzlichst diese spektakuläre Strecke, mit unserem Zusatz von Lima aus, wärmstens empfehlen! Ein Muss für Tourenradbegeisterte!

volle Distanz: 568.12 km
Maximale Höhe: 4973 m
Minimale Höhe: 71 m
Gesamtanstieg: 15956 m
Gesamtabstieg: -12345 m

Canada – Nelson nach Penticton

Hier in Nelson haben wir den Luxus eine Wohnung inklusive zwei Katzen von den Warmshower Mal und Jon über das verlängerte Wochenende zu hüten. Es ist ziemlich heiss geworden mit 39 Grad Celsius und so schlafen wir im Zelt auf der kühlen Terrasse. Nebst der Hitze ist da noch der Rauch, der schwer in der Luft liegt. Auf Knopfdruck war er hier und hat die umliegenden Berge in dicken Nebel verpackt. Die Sonne scheint nur noch schwach und es ist eine düstere Stimmung, ja schon fast Weltuntergangsstimmung. Überall in den News, auf der Strasse sowie in den Einkaufsläden wird über diesen aussergewöhnlichen Sommer mit diesen vielen Waldbrände gesprochen. Alleine in Britisch Columbia brennen 560 aktive Wälder! 3000 Menschen mussten evakuiert werden und unzählige Feuerwehrleute kämpfen unermüdlich gegen die Brände. Die Hitzewelle mit den neuen Gewittern und dem Wind verstärkt die Krisensituation. Nebst dem Rauch von den umliegenden Waldbränden trägt der Wind zusätzlich, je nach Windrichtung, den Rauch von den amerikanischen Feuern, vor allem von denen in Kalifornien und Washington State oder von nördlich brennenden Gebieten, herbei. Täglich studieren wir die Vorhersage der Luftqualität. Am Sonntag als wir uns wieder auf den Weg machen wollen, ist die Luft extrem schlecht. Es riecht nach Lagerfeuer und beim Atmen kratzt es in der Lunge sowie im Hals. Innert kürzester Zeit ist es erstaunlich kühl geworden, da die Sonnenstrahlen vom Rauch geschwächt werden. Am Nachmittag wird es etwas besser und so entscheiden wir uns loszufahren, obwohl von Outdooraktivitäten abgeraten wird. Wir radeln im gemütlichen Tempo, sodass wir sicher immer durch die Nase atmen können. Unsere Routenwahl, nämlich westlich auf dem BC-Trail zu biken, mussten wir schweren Herzens streichen. Es macht für uns keinen Sinn die strengen Trails zu befahren und ohne Aussicht belohnt zu werden und zudem zeigt unsere lange Recherche, dass die Luftqualität nördlich besser sei… Tja, was wir auf unserer Reise gelernt haben, ist flexibel und spontan Pläne zu ändern. Somit radeln wir nun nördlich nach Nakusp, was uns ebenfalls als sehr schöne Strecke empfohlen wurde. Nur müssen wir uns die Schönheit vorstellen, da ausser Rauch nicht viel zu sehen ist. Es kommt uns vor wie bei uns im Herbst nur erreicht man nie die Nebelgrenze😝 Entlang des Slocan Lakes radeln wir auf einem wunderschönen Trail Galena, wo wir sogar ein aktives Feuer beobachten können. Seitdem wir nicht mehr nur noch auf Singletrails und Logging-Roads unterwegs sind, zeigt unser GPS am Abend wieder meistens gegen 100 Kilometer😀 an.

In Nakusp geniessen wir unsere selbst-gemachten Burger am schönen Seeufer, die schmecken einfach besser. 😝 Vor dem Einfkaufsladen treffen wir die beiden Schweizer Esther und Martin. Zum unseren Erstaunen kommen sie von Cham, Duggeli- und Muggerenmattstrasse, die Welt ist manchmal klein. 😀 Mit Rückenwind radeln wir nach einer erholsamen Nacht am schönen See entlang, wo wir einige Nester der Ospreys entdecken und einen Adler beobachten können. Die Fähre bringt uns gratis ans andere Ufer, wo wir den Aufstieg zum Monashee Pass starten. Unsere Idee ist es im Aufstieg zu campieren, aber dieses Unterfangen geben wir bald auf, da wir vergeblich nach einem flachen Platz suchen! Erst als wir oben ankommen, entdecken wir ein super Plätzchen direkt neben der Strasse. Da die letzte Fähre um 9pm fährt, wird es dann bald schön ruhig. Es war ein langer Tag. Dafür ist der nächste Tag nach Vernon etwas kürzer und nur noch Talfahrt. Zügig rücken wir und erreichen gegen Mittag bereits die super Cheese Farm „Triple Island Farm”, welche uns mehrmals empfohlen wurde. Und ja, der Käse ist sensationell! Der Betrieb wird von einer holländischen Familie geführt, welche vor 17 Jahren ausgewandert ist. Immer noch im Dunst radeln wir in Richtung Vernon. Kurz vor Vernon werden wir von unseren nächsten Warmshower Leonard und Bernadette herzlich Willkommen geheissen. Es ist einmal mehr sehr spannend von ihrem Leben zu erfahren. Bernadette ist eine
Artistin und zeigt uns ihr Atelier und ihre wunderschönen gemalten Bilder. Im Gartenhäuschen übernachten wir. Am nächsten Morgen serviert uns Bernadette selbst-gemachte Pancakes und später am See im Rail Trail Kafi treffen wir auf die beiden Schweizer Jürg und Sabine. Nach einem längeren Austausch radeln wir auf dem wunderschönen, brandneuen Railway-Trail entlang dem See in Richtung Kelowna. Ein herzliches Dankeschön an Leonard für diesen Geheimtip, dieser Trail war auf unserer Karte gar noch nicht eingetragen. Leider verdeckt uns der Rauch auch hier die Sicht!!!

In Glenmore, kurz vor Kelowna, werden wir herzlich von Carol und Laurant empfangen. Carol haben wir im Juni auf der Fähre getroffen, als wir unsere Sunshine Coast Tour gemacht haben. Ihre Tochter Maeghen bestreitet extrem Radrennen. So hat sie im letzten Jahr den Race Across America (RAAM) erfolgreich beendet. Das heisst während 24Tagen 20 Stunden am Stück radeln! Wow, unglaublich! Carol verwöhnt uns mit leckeren Abendessen und mit frischem Gemüse aus ihrem Garten. Zum Frühstück werden wir mit Porridge und viel Superfoods verwöhnt. Mmmhh. Da sich die Luftsituation mit dem Rauch wieder verschlechtert hat, bleiben wir länger als geplant. Es werden drei wunderschöne Tage mit interessanten Gespräche. Auch die beiden können sich nicht erinnern, dass es jemals so schlimm mit dem Rauch war! Wir sind Carol und Laurant sehr dankbar für ihre grosse Gastfreundschaft! Ständig recherchieren wir die Rauchsituation und versuchen herauszufinden, wohin wir am besten radeln sollen, um dem Rauch zu entkommen. Aber da die Windrichtung immer wieder ändern, ist es sehr schwer vorhersehbar, wo die Luft besser ist. Am Samstag ist die Luft sehr schlecht. Es riecht extrem nach Lagerfeuer, es regnet sogar Asche und die naheliegenden Hügel und die Sonne sind nicht mehr zu sehen. Am Sonntag kommt uns die Idee eine Staubmaske zu organisieren. Erst im 5. Laden werden wir fündig, jedoch nur solche ohne Ausatmungsventil. Alle sind ausverkauft!😳 Am Montag ist die Luft etwas klarer, die Sonne ist am Himmel wieder zu erkennen und wir verabschieden uns von Carol und Laurant. Unser Plan ist es nach Vancouver per Anhalter zu kommen in der Hoffnung, dass dort die Luft und Sicht durch die „Seabreeze“ etwas besser ist. Im Summit Tool decken wir uns mit den besseren Masken ein und picknicken am See von Kelowna. Es muss wirklich sehr schön sein hier, wenn man etwas sehen könnte. Normalerweise ist Kelowna, das California von Kanada, mit Touristen überfüllt, aber heute spazieren nur wenige auf dem Uferweg im Park. Ein bisschen sehen wir blauen Himmel. Irgendwie sind wir nicht ganz schlüssig, ob wir nun wirklich per Autostopp nach Vancouver reisen sollen. Wir können uns einfach nicht entscheiden. Kurzerhand schreiben wir alle Möglichkeiten auf und losen aus. Gewinner der Verlosung ist der Myra-Trestle-Railway. Lustigerweise stand dieser in letzter Zeit gar nie mehr gross zur Diskussion.

Wow, das Los hat es gut mit uns gemeint! Diese Trestle, alte Bahnbrücken und dieser alte Railway-Trail sind extrem schön! Am nächsten Morgen rollen wir zügig auf dem Railway weiter. Die Schönheit des Trails hat ein bisschen abgenommen und zum Teil müssen wir unser Fahrrad durch sandige Abschnitte stossen. Spannende alte Steinofen, mit welchen die Bauarbeiter im Jahr 1913 Brot gebacken haben, können wir entlang des Trails bestaunen. Auf unserer Karte geht es nun bergab, aber da die Eisenbahnstrecke nur mit 3 Prozent Steigung gebaut wurde, merken wir es kaum. So biegen wir vergnügt in einen flowigen Singletrail ab😀. Es wird immer trockener und es erinnert uns sehr an Südfrankreich. Dies wird dann mit den Rebbergen am Hang bestärkt.

Penticton, wörtlich übersetzt “Ort zum bleiben” gefällt uns sehr. Es hat einen schönen Sandstrand am See, welcher zum Baden lockt. Der Schwumm ist dann doch kühler als erwartet, was mit grosser Wahrscheinlichkeit mit dem vielen Rauch zu tun hat. Die Sonnenstrahlen werden sehr stark zurück gehalten. Als wir bereits im Dunkeln zu unserem Schlafplatz fahren, welcher wir zuvor gereckt haben, leuchten uns zwei Augen entgegen. Das schwarze, zottelige Tier dreht sich und ergreift die Flucht. Ja, genau unglaublich, unser erste Schwarzbär.🐻😀 Die Luft ist am nächsten Tag wieder schlechter. Wir entscheiden uns somit den schönen Strand zu geniessen, an welchem es Dank dem Rauch nicht zu heiss wird. Am Nachmittag riecht es jedoch wieder stark nach Rauch und somit flüchten wir in ein Kaffee. In der Nacht verschlechtert sich die Luft nochmals sehr und am Morgen erwachen wir mit brennenden Augen, kratzendem Hals und einer Ascheschicht auf unserem Zelt.

Kurzentschlossen entscheiden wir uns nach Peachland zu fahren um unser Glück doch noch mit Autostop nach Vancouver zu versuchen. Jedoch stellt sich der Highway 97c nach Vancouver für unser Vorhaben als sehr ungeeignet heraus. Es gibt für die mit 120km/h schnell fahrenden Autos keine Anhaltsmöglichkeit. So kapitulieren wir und rollen die 400hm wieder nach Peachland zurück. Das Hin und Her beginnt von Neuem! Es scheint als ob wir uns hier im Kreis drehen! Was nun? Trotz des Rauches zurück auf den BC Trail und einfach Kopf runter und dem Rauch trotzen? Nein, unsere Lungen tun uns weh und der Hals kratzt. Es macht so und ohne Aussicht einfach keinen Spass! Auch stellt sich die Frage, wie lange der Rauch und die Waldbrände noch andauern werden?! Können wir unsere geplanten Routen durch Oregon und Utah überhaupt radeln oder müssen wir auch da immer wieder dem Rauch ausweichen? Denn da sollen die Feuer noch gravierender sein. Wir wissen es nicht und es kann uns niemand weiterhelfen! Zu viele Unbekannte! Frustriert sitzen wir vor dem Einkaufszentrum. Wir diskutieren mit einem Angestellten, welcher uns später mit zwei Sandwiches beschenkt. Während wir auf dem Sandwich kauen und die Situation in der wir stecken durchleuchten, kommt uns einmal mehr die Idee nach Südamerika zu fliegen. Als wir herausfinden, dass die Flüge von Kelowna nach Lima mit Air Canada extrem günstig sind und vor allem günstiger als von Vancouver sehen wir dies als mögliches Zeichen, wieso das Autostoppen nicht geklappt hat und wieso wir uns hier im Kreis drehen😂. Ist dies die Lösung? Nach kurzer Recherche lässt uns diese Idee nicht mehr los. Nur Dank dem Rauch sind wir überhaupt auf diese geniale Variante gekommen, welche unsere Reise mit weiteren Kulturen und einem weiteren Frühling und Sommer bereichern wird. Am darauffolgenden Tag radeln wir nach Kelowna, wo wir spontan von den beiden Warmshowern Adrian und Natalie aufgenommen werden. So kommen wir nahe des Stadtzentrums von Kelowna unter und können alle Vorbereitungen für Südamerika gut und einfach erledigen. Am Samstag sind dann alle Vorbereitungen getroffen. Der langersehnte Regen, mehr als vorhergesagt, bringt am Sonntag endlich frische Temperaturen und Luftqualitätsverbesserung mit sich.

Und ja natürlich am Montag ist der Rauch weg! 😳 Nach zwei vollen Wochen atmen wir rauchfreie, frische Luft ein!😀 So sehen wir nun Kelowna und die wunderschöne Gegend auch noch ohne Rauch! Da der Flug dann letztendlich von Penticton 200$ günstiger als von Kelowna ist, radeln wir wieder nach Penticton und geniessen das wunderschöne Wetter mit der sensationellen Aussicht und frischen Luft. Spät am Abend fahren wir zum Flughafen und machen unsere Räder flugbereit: Dieses Mal haben wir Packfolien gekauft und sind begeistert, wie schnell die Räder eingewickelt sind. Vor dem kleinen Flughafen schlafen wir und am Morgen um 4:00 Uhr checken wir ein. Bye, bye Canada und USA. 😀✈️

Fazit Nordamerika: Wir hatten, abgesehen vom Rauch, eine super Zeit hier! Canada und die USA sind geniale Reiseländer und dies auch per Rad, zumindest wo wir waren. Mit den vielen Mountainbiketrails und Logging-Roads ist es möglich meistens abseits des Verkehrs zu radeln, obwohl die vielen langen Eisenbahnstrecken einem verleiden können. Freicampieren ist äusserst einfach und die vielen Warmshower Hosts sind unglaublich genial und ermöglichen einen vertieften Einblick ins nordamerikanische Leben. Die Menschen sind sehr freundlich und zeigen meist grosses Interesse an uns. Viele lieben Outdooraktivitäten und ein Kajak, Boot und Hund ist in jedem Haushalt anzutreffen. Auch der Winter hier in Britisch Columbia muss fantastisch sein! Seit den Rockies sprechen wir fast täglich übers Skifahren und Langlaufen. Lange spielten wir mit dem Gedanken einen Winter hier zu verbringen. Auch wären wir noch gerne durch Oregon, Nord California, Utah und Arizona geradelt. Jedoch ist nun alles anders gekommen und wir verschieben dies auf ein anderes Mal.

volle Distanz: 703.91 km
Maximale Höhe: 1266 m
Minimale Höhe: 263 m
Gesamtanstieg: 6957 m
Gesamtabstieg: -7118 m

Statistik Kanada

Zeit im Land:Jun 2, 2018 bis Jun 12, 2018 und Jul 21, 2018 bis Aug 28, 2018
Total Distanz: 1817
Total Höhenmeter 20561
Tage: 49
Radtage: 30
Ruhetage: 19
km/Radtag 58
hm/Radtag: 665
Pannen: 1 Platten, 1 Reifen Schwalbe Marathon Mondial
Andere Defekte: 1x Exped Schlafmatte (blowup) von Judith auf Thermarest NeoAir gewechselt
MSR Kocher alle O-ringe gewechselt
4x Neue Reifen Schwalbe Marathon Mondial, auf etwas breitere 2″ gewechselt
1x Zelt MSR Huba Huba, auf ein leichteres gewechselt
2x Neue Schlafsäcke, auf etwas wärmere gewechselt, Andi Western Mountain -7,
Judith Mountain Hardware -9

Canada – Calgary, Weg nach Nelson

Great Divide and BC Trail
In Calgary dürfen wir einmal mehr bei Warmshower übernachten. Bei Bea und Will treffen wir die beiden Cycler von Frankreich und es wird ein unterhaltsamer Abend und Morgen. Von da aus radeln wir auf dem super Radweg dem Fluss entlang nördlich und geniessen die wunderschöne Aussicht auf Calgary. Im nördlichen Teil der Stadt werden wir von unserem nächsten Warmshower Don empfangen. Auf Dons grossem Bildschirm verfolgen wir zusammen die Tour de France Etappe😀 Nach einem weiteren Ruhetag und nachdem wir unsere Räder mit Dons Hilfe wieder auf Vordermann gebracht haben, verabschieden wir uns und radeln auf zum teils schönen Mountainbiketrails in Richtung Canmore. Sobald wir auf dem Highway sind, versuchen wir erneut unser Glück mit Autostopp. Es dauert nicht lange und die sympathische Karen stoppt. Zu unserem Erstaunen und grosser Freude unternimmt sie für uns eine Extrafahrt nach Canmore. Unglaublich und was für ein grosszügiges Geschenk! 😀👍
Etwas oberhalb des grossen Langlaufzenters beobachten wir beim Abendessen die fleissig, trainierenden Biathleten im Sommertraining. Ein sehr wurzeliger Pfad führt uns am nächsten Tag von Canmore nach Banff. Die Etappe ist extrem streng, aber schön und lohnend. Übrigens hier in Nordamerika ist praktisch jeder mit einem Bärenspray bewaffnet. Mehrmals werden wir dazu aufgefordert ebenfalls einen mit uns zu tragen. Auf diesem holprigen Trail muss ein Biker seinen noch nie benutzten Bärenspray verloren haben, was wir als Zeichen sehen diesen nun mit uns zu führen. Hoffentlich brauchen wir ihn nie!

So viele Touristen wie in Banff haben wir schon lange nicht mehr angetroffen. Nach einer langen Mittagspause machen wir uns deshalb noch am gleichen Tag auf den Weg in Richtung Elkford. Bereits wenige Kilometer nach Banff sind wir wieder alleine. An einem schönen Plätzchen am Fluss campieren wir und am nächsten Morgen entscheiden wir uns ein weiterer Tag zu bleiben. Auf einem schönen Weg entlang dem Fluss geht es am darauffolgenden Tag auf dem Great Divide weiter. Beim Spray Lake biken wir auf dem High Rocky Trail. Es ist ein super, extra für Mountainbike geschaffener Trail mit ein paar schönen Steilwandkurven, aber auch extrem steilen Anstiegen. Nach dreieinhalb Stunden biken, zeigt das GPS gerade 36 Kilometern!😳 Erschöpft und müde, brechen wir die Tour ab und biegen auf die normale Strasse ein beim Spraylake See. Wir sind für diese Art von Trail einfach zu schwer beladen und das ständige auf und ab macht so keinen Spass. Wir finden am Spray Lake ein schönes Plätzchen und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter das Zelt aufzuschlagen. Am nächsten Morgen radeln wir auf der Wellblechpiste und werden immer wieder eingenebelt von den durchrasenden Pickups😢. (Wahrscheinlich Touristen, denn die Canadier haben wir bis jetzt als sehr rücksichtsvoll erlebt). Die Landschaft ist extrem schön, jedoch im dicken Strassennebel – alles andere als Genuss! Bei einem Campingplatz stoppen wir und zu unserer Überraschung gibt es einen Kaffee 😀👍.

Hier treffen wir auch Gianni aus der Schweiz an. Er ist auf dem Great Divide nach New Mexiko unterwegs. Wir fahren gemeinsam noch über den sehr steilen Elk Pass und geniessen eine schöne Abfahrt bis wir ein Recreation Platz mit Hütte finden. Die Fahrt am nächsten Morgen nach Elkford bringen wir zügig hinter uns und am späten Nachmittag radeln wir zum Lost Lake, wo wir die Nacht verbringen. Ein schöner flowiger Downhill, welcher in eine Kiesstrasse rüberfrührt, bringt uns nach Sparwood, wo wir über das riesen grosse Mienenfahrzeug, anscheinend grösster Truck der Welt, staunen. Da wir Kilometer machen wollen, entscheiden wir uns ausnahmsweise für den Highway. Gümele macht manchmal auch Spass😂. So sind wir schnell in Fernie, wo wir von Jon mit dem Bike abgeholt werden und über einen von ihm selbstgebauten Singletrail gelangen wir zu seinem Haus. Jon haben wir in Whitefish (Montana, 🇺🇸) in einem Bistro angetroffen, wo er uns ein Schlafplatz angeboten hat, wenn wir dann in Fernie sind. Jon lebt mit seiner Frau Virginia und ihren beiden Kindern im wunderschönen selbstgebauten Haus mit Garten. Jon ist ein begeisterter Mountainbiker und Skifahrer. Er erklärt uns, dass hier das alpine Skifahren nicht so gross sei, da die Kids zum Slalomtraining bei so guten Pulverschneeverhältnisse nur schwer zu begeistern seien, was sich dann auch Weltcuperfolg zeigt. Scheinbar gibt es zuviele Powder-Tage hier😂 Was für ein Winter das sein muss!❄ Spannend ist auch, dass er seinen Sohn seit einem Jahr sehr erfolgreich selber mit Homeschool schult, was wir hier in Canada und USA immer wieder zu hören kriegen. Entweder haben sie kein Vertrauen in die öffentlichen Schulen oder sie sehen mehr Förderungspotential im Homeschooling. Am nächsten Morgen bewundern wir auf dem coolen, flowigen Elk Valley Trail immer wieder den gegenüberliegenden Skiberg. Der Trail ist wirklich einer der schönsten, den wir hier gefahren sind. Wir sind immer noch zu dritt mit Gianni unterwegs und haben spannende Diskussionen sowie stetige Bikesvergleiche. Er ist einiges leichter mit dem Bikepacking. Mal schauen, ob wir nochmals unser Setup anpassen…😀 Wir haben die Berge nun hinter uns und es wird ziemlich heiss am Nachmittag. So sehnen wir uns nach einem abkühlenden Schwumm am schönen Baynes Lake, in einem der vielen Nationalparks. Da wir am Morgen in Fernie etwas länger waren, entscheiden wir uns den Weg auf dem Highway abzukürzen, wo wir jedoch mit Gegenwind kämpfen. Aber der Sprung in den See und der gemütliche Abend am Seeufer entschädigt sehr. Für die Nacht fahren wir aus dem Nationalpark hinaus. Lustigerweise treffen wir auf drei weitere Tourenradler, welche die gleiche Idee hatten ausserhalb des Parks zu kampieren und von vier Zelten sind drei MSR Hubba Hubba Zelte😂 (das gleiche wie wir haben).

Am Morgen verabschieden wir uns von Gianni, denn hier trennen sich unsere Wege. Bis zum nächsten Ort Wardner bewältigen wir im Wald auf einer Kiesstrasse einige Höhenmetern. In Wardner fragen wir bei einer Familie nach Wasser. Sie empfehlen uns beim nächsten See zu baden. Als wir ins Wasser steigen wollen, entdecken wir am anderen Seeufer ein braunes Tier. Ist dies unser erster Bär? 🐻 Aber als wir das Tier mit der Kamera heranzoomen, erkennen wir enttäuscht, dass es nur ein brauner Stier ist… Nach dem Mittagshalt kämpfen wir uns weiter gegen den Wind nach Cranbrook. Das letzte Stück ist auf einem schönem Radweg, welcher einmal eine Eisenbahnstrecke war. In Cranbrook sitzen wir einmal mehr im Tim Horton und geniessen einen Kaffee. Dann realisieren wir, dass unsere Warmshowerhosts Angela und Doug nicht in der Stadt wohnen, sondern weitere 45 Minuten per Rad entfernt. Deshalb suchen wir ein Campingplätzchen in der Stadt, was nicht immer so einfach ist. Wir werden im Disc Park fündig. Um 8:30 Uhr weckt uns jemand und macht uns darauf aufmerksam, dass dies kein Campingplatz sei!😂 Das wussten wir natürlich auch… Nach einer kurzen Fahrt werden wir von unseren Warmshower-Hosts Angela und Doug in ihrem wunderschönen, neuen und mit viel Liebe selbstgebauten Heim empfangen und bewirtet. Wir haben einen unterhaltsamen Abend. Nach dem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück radeln wir auf dem schönen Radweg, ehemalige Eisenbahnstrecke, nach Kimberley. Das kleine Örtchen eignet sich sensationell zum Andis Geburtstag zu feiern und am Abend ist sogar noch ein Konzert. Ob die gewusst haben, dass Andi kommt?😂 Es geht die Post ab und vor der Bühne tanzen die Menschen, dass der Staub nur so aufwirbelt! Angela tanzt vorne mit und fährt uns dann mit dem Auto hoch zum Langlauf-Center. Dort arbeitet sie im Winter und bei der Pisten Bully Garage zeigt sie uns ein super, ungestörtes Plätzchen. Dieser private Campingplatz gefällt uns so gut, dass wir gleich zwei weitere Nächte bleiben. Wir brauchen nämlich eine Pause. In den kühlen Kaffees recherchieren, planen und diskutieren wir einmal mehr unsere Weiterreise. Und ja wir geben es zu ein Auto und zwei Mountainbikes stehen auch zur Diskussion… Es gibt hier einfach in fast jedem Ort ein dermassen geniales Mountainbike Trailnetz, dass wir uns oft ein richtiges Mountainbike herbeiwünschen. Als wir dann aber wieder unterwegs sind, gefällt uns das Tourenradfahren wieder bestens und sind sehr froh dass wir einst vereinbart haben, dass wir niemals wichtige Entscheidungen fällen, wenn wir hungrig, müde oder durstig sind. Und tagelanges Autofahren können wir uns einfach nicht vorstellen. Es wird ein langer Tag mit dem Tagesziel am See auf dem Gray Creek Pass zu übernachten. Unter anderem verdanken wir diesem Pass von 2072müM, dass wir die super Entscheidung getroffen haben zuerst den Cross Washington Trail zufahren, denn im Juni kann es hier noch Schnee haben. Eine holprige mit kurzen sandigen Stellen führt uns die Logging Road, welche es so viele hier gibt, zum Pass hoch. Oben angekommen, erfrischen wir uns mit dem Seewasser und geniessen einen unterhaltsamen Abend mit dem Wanderer Tom von Edmonton und mit der Bikerin Heidi aus Kamloop, welche beide deutsche Wurzeln haben. Wir bekommen viele Tips für unsere weitere Routenwahl und einmal mehr tun wir uns schwer zu entscheiden😀. Auf der holprigen Abfahrt fängt Andi einen Platten ein. Unser erste Platte mit den neuen Mondial von Schwalbe. Wir sind positiv überrascht, wie gut diese Pneus sind und sind der Überzeugung, dass es den Marathon plus nicht unbedingt braucht. Mit dem Marathon Plus hatten wir oft kleine Schleicher. Und um ehrlich zu sein ist ein richtiger Platten einfacher, denn dann ist es klar, dass das Loch geflickt werden muss und es wird auch schneller gefunden😂. Bis nach Nelson, die nächstgrössere Stadt, ist es nicht mehr weit. Die Gratisfähre bringt uns über den See. Auf der anderen Seite des Sees wartet ein spannendes Fahrzeug auf die Fähre: Ein grosser Wohnwagen mit einem Helikopter, Mountainbikes und Kanus im Schlepptau. 😳 Wow, das ist noch eine Ferienausrüstung!🤔👀 Wenn schon mit viel Material dann so😜 Leider sind unsere Warmshower Mal und Mats in Nelson nicht zu Hause, aber sie überlassen uns gleich grosszügig ihre Wohnung bis zum Wochenende inklusive zwei Katzen. Wow😀👍! Genau was wir brauchen, um unsere Reisemüdigkeit auszukurieren und Energie zu tanken. Der Smog von den nahen Waldbrände im BC, Washington und California machen uns mehr und mehr zu schaffen. Es verdeckt zum einen die wunderschöne Sicht in die Berge, da alles dunstig ist und am Abend haben wir das Gefühl als hätten wir eine Nacht durchgeraucht 💨 🤢. Wir hoffen, dass sich die Lage wieder verbessert und verfolgen besorgt die Nachrichten.


volle Distanz: 721.22 km
Maximale Höhe: 2055 m
Minimale Höhe: 497 m
Gesamtanstieg: 7783 m
Gesamtabstieg: -8255 m

USA – Great Divide und Glacier National Park

Im schönen, kleinen Seeley Lake ruhen wir uns aus und planen unsere Weiterreise. Am vierten Abend treffen wir den ersten Tourenradler aus der Schweiz Claude vor dem Einkaufsladen und kommen gleich ins Gespräch. Er ist so wie die meisten Radler auf dem Great Divide von Banff in Canada nach New Mexiko unterwegs. Wir zeigen ihm unseren versteckten Schlafplatz bei der Highschool mit super Picknicktischen. Erst mit der Zeit realisieren wir wer dieser Claude aus Genf ist! Ja, nämlich Claude Marthaler, welcher ein ganz grosser, bekannter Tourenradler der Schweiz ist. Wow, wir fühlen uns geehrt, dass wir ihm begegnet sind. Wir essen zusammen das Abendessen und haben äusserst spannende Gespräche bis spät in die Nacht hinein. Claude ist ein unglaublich sympathischer, geerdeter Mensch und eine extrem interessante Persönlichkeit. In seinem ganzen Leben ist er alles zusammengezählt bereits 16 Jahren auf dem Rad unterwegs 🚴‍♂️😀 gewesen. Nach unserem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück trennen sich unsere Wege leider schon wieder.

Unser Start in den Great Divide hinter Seeley Lake konnte nicht besser sein. Ein schöner, schmaler Waldweg führt uns auf den Pass von 2000 müM. Es ist eine wunderschöne Gegend mit der atemberaubenden Aussicht auf die verschneiten Berge. Beim Clearwater Lake stoppen wir und geniessen ein erfrischendes Bad im See mit dem sensationellen Blick in die Berge. Wow, das ist einfach super 👍😀 und wir bleiben gleich für die Nacht! Durch viel Wald führt unser Weg am nächsten Tag. An einem Bach campieren wir und geniessen eine eiskalte Dusche mit dem erfrischenden Bachwasser. Früh sind wir am Sonntag unterwegs. Täglich schauen wir Ausschau nach einem Bären, jedoch haben wir noch keinen gesehen. Umso mehr sind wir über das Tier auf der Strasse überrascht. Zuerst denken wir es sei ein Fuchs und wollen zufahren, doch dann stoppen wir abrupt als wir realisieren, dass dies ein Puma “Mountain Lion” ist! Mit dem haben wir nicht gerechnet! Ungefähr 50 Meter vor uns läuft er gemütlich auf der Strasse, schaut uns an und verschwindet im Wald. Wir fühlen uns geehrt, dass wir diese seltene Wildkatze sehen konnten. Es gibt sie also wirklich!🤗 Am Nachmittag biegen wir vom Great Divide ab und hängen einen Singeltrail an die Route. Der “Beardance Trail” ist ein meist flowiger Downhill bis runter zum Flathead Lake. Der Bär bleibt zum Glück aus, so ist es ein Freudentanz über die schönen, zum Teil wurzeligen Waldwege. Einige Male wird der Flow von etwas schlammigen und steinigen Bachstellen unterbrochen, was aber gut zu bewältigen ist. Am Abend werden wir herzlich von unseren nächsten Warmshower Risa und Jared mit ihren herzigen Zwillingsbuben in Bigfork empfangen. Wir können in ihrem grossen Garten campieren.

Unglaublich – am Dienstag 17. Juli sind wir ein Jahr unterwegs 😳. Die Zeit ist im Nu vergangen! Passend zu unserem Jubiläumstag werden wir von Risa und Jared zum Riverraften eingeladen. Wir radeln nach Columbia Falls, wo wir von den beiden abgeholt werden. Es wird eine wunderschöne, gemütliche Flussfahrt mit vielen spannenden Gespräche. Am Abend fahren sie uns nach Whitefish, wo wir gemeinsam den Farmer-Markt mit Live-Musik besuchen. Hier in Whitefish dürfen wir gleich bei Freunden von Risa und Jared übernachten. Risa und Jared mit den beiden Zwillingsbuben haben wir fest ins Herz geschlossen und sie haben uns mit ihrer Lebens-und Reisefreude sehr inspiriert! Auch ihre Freunde Bess und Bo in Whitefish haben uns herzlich Willkommen geheissen und mit ihnen haben wir weitere coole und liebevolle Menschen kennen lernen dürfen.

Interessanterweise haben sich an diesem Morgen unsere Pläne im Kafi schlagartig geändert. Eigentlich wollten wir auf dem Great Divide nach Eureka fahren und so nach Kanada bis Elkford radeln. Aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass es wieder sehr viel Schotterpiste durch dichten Wald ist. Nach einem Gespräch im Kafi mit dem Kanadier John wird uns klar, dass wir möglichst schnell nach Banff Kanada wollen. Somit entscheiden wir uns den Trail entlang des Whitefish Lake zu biken und am darauffolgenden Tag doch in den Glacier Park zu radeln. Der flowige Trail ist fantastisch und macht riesen Spass! Am Abend tauchen wir in den kalten Fluss, da leider einmal mehr der Seezugang überall privat ist. Aber am Fluss baden, ist eine gute Entschädigung 😀👍

Mit Rückenwind geht es am nächsten Tag nochmals zum schönen Städtchen Whitefish und nach dem Mittagsrast in Richtung Glacier Nationalpark. Da die Strasse “going to the sun road” für Fahrräder nur bis Morgens um 11:00 Uhr offen ist, klingelt der Wecker um 5:00 Uhr. Zuerst ist es extrem kalt im schattigen Tal. Je höher wir kommen, umso schöner wird die alpine Bergwelt. Spuren des grossen Waldbrandes im Jahr 2003 sieht man immer noch sehr stark. Wir geniessen es wieder einmal einen richtigen Pass zu radeln. Auf 2100 müM. haben wir den höchsten Punkt des Logan Passes erreicht. Von da aus wandern wir, so wie die meisten anderen unzähligen Touristen, zum Hidden Lake und geniessen das wunderschöne, eindrückliche Panorama, beobachten die Murmeltiere und die Bergziegen “Rocky Mountain Goats”. Eine luftige Abfahrt führt uns hinunter nach St. Mary, wo wir Dank dem Rückenwind etwas schneller sind. Es war ein langer, anstrengender, aber durchaus super Tag, welchen wir mit einem Schwumm im Lower St. Mary Lake ausklingen. Wiederum mit starkem Rückenwind radeln wir zur Kanada-Grenze und bekommen nach einigen Kilometern die gewünschte Mitfahrgelegenheit mit einem Pickup nach Calgary👍😀.


volle Distanz: 692.28 km
Maximale Höhe: 2017 m
Minimale Höhe: 804 m
Gesamtanstieg: 5522 m
Gesamtabstieg: -5619 m

USA – Cross Washington Trail

Am Mittwoch warten wir auf ein trockenes Fenster und radeln südlich zur USA-Grenze. Mit unserem Visa reisen wir nun problemlos in die USA 🇺🇸 ein. In Bellingham wartet unsere Warmshower-Familie Colleen, Jan und ihr Sohn Eliot auf uns. Es ist einfach super dieses Warmshower! Überall wird man mit offenen Armen und als Freunde empfangen. Auf diese Weise werden Erfahrungen ausgetauscht und wir bekommen von ortskundigen Radfahrern super Tipps. Die weitere Etappe bis Deception-Park ist sehr schön. Auf einer Weide sehen wir Kühe mit enorm grossen Hörner. Das schöne hier ist, dass wir mit dem Farmer sprechen können und erfahren so viele interessante Infos über diese Texas Longhorns. Am Abend geniessen wir am Strand unser Abendessen und haben spannende Gespräche mit einem Pärchen, welches fürs Wochenende mit Büsli, Bikes und Handorgel unterwegs ist. Später lernen wir die pensionierten Radler Linda und Mike kennen, welche bereits vier Jahre per Rad Südamerika und Nordamerika bereisen. Sie laden uns ein auf ihrem Campingplatz zu campieren und wir haben einen spannenden Austausch. Interessant ist auch zu sehen, wie Komfort im Alter zu nehmen kann und wir staunen über ihre Campingstühle, Massagerolle und das grosse Zelt. Bis spät in die Nacht donnern Militärflugzeuge über unsere Köpfe. In Oak Harbour arbeitet die Hälfte der Bewohner auf dem Militärflugplatz. Die Insel ist sehr schön und wir geniessen die Fahrt abseits des Highways sehr. Mit der Fähre fahren wir von Coupeville nach Port Townsend und radeln bis spät am Abend nach Blyn, wo wir bei Bob vor dem wunderschönen Haus im Wald campieren dürfen. Zum Frühstück serviert uns Bob ein feiner Smoothie und wir können ihn etwas näher kennen lernen. Eine sehr inspirierende und spannende Begegnung mit dem Autor, Fotograf, Musiker sowie natürlich Radfahrer.

In Sequim biegen wir in den Olympic Park ab und starten somit den Cross Washington Bikepacking Mountainbike Trail. Das erste Stück ist sehr bewaldet. Zum Glück finden wir eine Waldlichtung für die Übernachtung und ein guter Zeltplatz. Am nächsten Tag geht es auf und ab durch den Wald. Das Highlight ist dann aber ein wunderschöner, aber zum Teil anspruchsvolle Singletrail, welcher entlang eines Flusses über einen schönen Waldboden führt. Das macht Spass!👍 Erst in Quilcene realisieren wir, wie heiss es ist und wir sind froh, dass wir im kühlen Wald radeln konnten. Direkt am Meer finden wir einen Beachzugang, was hier eher selten ist da vieles privat ist, und entschliessen uns dort zu übernachten. Wir haben bereits unser Zelt aufgestellt als wir plötzlich realisieren, dass die Flut eintrifft und das Meer immer näher zu unserem Zelt kommt. Es bleibt uns also nichts anderes übrig als ein anderer Schlafplatz zu suchen… Nach Kingston ist der Trail sehr abwechslungsreich! Wir haben sogar eine super Sicht in die verschneiten Berge vom Olympic Park. Von Port Gamble führt der Trail durch den Wald und wir sind überwältigt wie gut das Biken mit unseren immer noch schweren Bikes auf den Waldpfaden über Wurzeln geht. Es ist zwar ziemlich anstrengend, aber es macht super viel Spass! In Kingston werden wir von unserem nächsten Warmshower Cody herzlich empfangen. Am Morgen macht uns seine Mutter ein leckeres Frühstück und wir radeln nach Bainbridge Island, wo uns die Fähre nach Seattle bringt. Seattle hat eine schöne Pier, hohe Wolkenkratzer und extrem viel Verkehr. Somit sind wir froh, dass es ein separaten Fahrradweg gibt👍 Etwas östlich von Seattle werden wir von unserem nächsten Warmshower Eric mit seinem Auto abgeholt. Wir sind ihm extrem dankbar dafür, da er auf einem Hügel wohnt mit einer extrem steiler Zufahr. Wir sind überwältigt von der grossen Gastfreundschaft von Eric und seiner Familie! Eric kocht für uns, macht Waffeln zum Frühstück und im wunderschönen Garten haben wir sehr spannende Gespräche, wo wir so vieles über die USA und auch die Mexikanern kennen lernen. Eric hilft uns die Stromkabel von Andis Rad zu löten und bringt uns zu einem sehr professionellen, mehrstöckigen Radgeschäft. Zusammen mit Erics Frau Loretta und den beiden Zwillingen geniessen wir wieder einmal indisches Essen. Danach führt uns Loretta zu einem wunderschönen Aussichtspunkt auf Seattle. Nach den zwei sehr erholsamen Tage verabschieden wir uns von Eric und seiner Familie und radeln bei wieder etwas kühleren Temperaturen weiter nach North Bend.

In Snoqualmie besuchen wir den eindrücklichen Wasserfall und radeln dann auf dem Iron Horse Trail, ehemalige Eisenbahnstrecke, bis wir ein gutes Plätzchen zum Campieren finden. Am nächsten Morgen ist es neblig und kühl. Der Trail führt durch einen langen, dunklen Tunnel. Zum Glück haben wir Rückenwind, so sind wir schneller in Cle Elum. Die Strecke auf dem Iron Horse Trail ist nämlich etwas eintönig. Von Cle Elum Biken wir mit vollen Taschen nach Roslyn, wo wir in einem Park schlafen. Roslyn entpuppt sich am nächsten Morgen als ein wunderschönes Dörfchen. Im Park findet ein Hundeevent statt, welchem wir vergnügt zuschauen: Es geht darum, welcher Hund am besten gehorcht und kann am weitesten ins Wasserbassin springt. Im Dörfchen selbst findet der Sonntagsmarkt statt, wo wir leckere Aprikosen und Kirschen kaufen. Erst viel später als geplant, machen wir uns wieder auf den Weg. Wow, diese Trails hinter Roslyn sind sensationell, treiben uns jedoch mit der Steilheit und der Hitze ein paar Schweisstropfen an die Stirn!😅 Es erinnert uns an Südfrankreich😀👍 Der flowige Singletrail ist ein schöner, schmaler Waldweg, welcher jedoch ein paar sandige Abschnitte hat. In der Nacht werden wir von einem Regenschauer überrascht und am Morgen ist es ziemlich kühl. An diesem Tag bewältigen wir viele Höhenmeter. Für ein kurzes Teilstück müssen wir auf dem Highway fahren. Was für ein Verkehr dies ist!!! Als unser Weg dann wieder in den einsamen und ruhigen Wald führt, atmen wir erleichtert auf. An einer Waldlichtung neben einem Bach campieren wir und hängen unser Essenssack auf. Dies ist immer wieder eine kleine Herausforderung: Es muss ein geeigneter Baum und Ast gefunden werden, dann ist ein geschicktes Werfen und Knüpfen gefragt. Und je nachdem kann dies schnell eine halbe Stunde in Anspruch nehmen 🙈…. Bei frischen 5 Grad Celsius erwachen wir am nächsten Morgen. In der Nacht war es bestimmt noch kälter! An diesem Tag warten ein paar wunderschöne, coole Singletrails auf uns und unsere Anstrengungen werden mit einer sensationellen, atemberaubender Aussicht belohnt. Der Weg führt uns aber auch durch ein grosses Waldbrandgebiet. Da muss ein grosses Feuer in den letzten Jahren getobt haben! Wir erfreuen uns an der Blumenvielfalt am Wegrand. Kurz vor Wenatchee biken wir auf einem fast nicht mehr enden wollenden Singletrail. Ein paar Mal müssen wir einen Bach überqueren, welcher unser Fahrgeschick und Mut herausfordert😂 Müde aber glücklich von dieser schönen Etappe kommen wir in Wenatchee an, wo wir von unserem Warmshower Kevin mit seiner Frau Michelle und den beiden kleinen Kindern herzlich empfangen werden. In ihrem schönen Studio neben dem grossen Haus und dem wunderschönen Garten dürfen wir übernachten und tanken neue Energie für die nächste Etappe.

Mit Rückenwind radeln wir dem Fluss Columbia entlang und stoppen bei einem Bauernhof, wo wir leckere Kirschen und Saft schmausen. Nach dieser freudigen Stärkung biegen wir ab vom Highway in ein Seitental und kurbeln einige Höhenmeter hoch. Eine wunderschöne Aussicht wird uns von dieser Anhöhe geboten. Auf dem Plateau fahren wir an grossen Kornfeldern entlang. Bei einer alleinstehenden Farm bitten wir um Wasser und mit vollen Flaschen radeln wir noch einige Kilometer bis wir dann unser Nachtlager aufstellen wollen. Aber dann wird Andi von einer Sandbank in einer Kurve überrascht und stürzt. Oh nein! Was nun? Andis Knie ist aufgeschlagen und er hat grosse Schmerzen. Da die Verletzung mehr nach Prellung und Schürfung aussieht, entscheiden wir uns gleich nebenan zu campieren und hoffen, dass die Schmerzen über Nacht lindern. Am nächsten Morgen hat sich die Situation nicht verbessert, das Knie schmerzt immer noch sehr und eine Belastung des Knies ist nich möglich. Wir rechnen bereits mit schlimmeren, jedoch haben wir hier keinen Handyempfang und ein Auto wird hier auch nie durchfahren. Somit überprüfen wir unser Essensvorrat und bleiben einen weiteren Tag an diesem Plätzchen. Judith fährt zum naheliegenden Bach um Wasser zu holen und Andi ruht sich aus. Dann aber lässt der Schmerz nach und nach einer weiteren Nacht kann Andi wieder aufs Rad. Zumindest geht Fahrradfahren besser als gehen. Somit haben wir nochmals Glück gehabt und sind nur mit einem blauen, offenen Knie davon gekommen. Ufff, unser Reise geht noch weiter! Durch die spezielle, eindrückliche und schöne Schlucht des Douglas Creeks führt unser Weg. Mehrmals müssen wir Bäche überqueren. Eine extrem steile Rampe hoch schaffen wir es nur zu zweit bis wir dann mit einer sensationellen Aussicht auf das grüne, kultivierte und bewässerte Tal sehen. Beim ersten Haus bitten wir um Wasser. Es ist eine spannende Begegnung mit diesem Farmerpaar. Sie warnen uns vor Klapperschlangen, welche sich gerne im hohen Gras aufhalten. Die Gegend ist sehr trocken und es gibt nur Bäume um die Häuser. So halten wir für unsere Mittagsrast unter einem Baum einer Farm. Das Farmerpaar bringt uns zwei Campingstühle und bietet uns eine Mitfahrgelegenheit in die nächste Stadt Ephrata an. Da Andis Knie beim Radeln nicht schmerzt, wir Rückenwind haben und es meist runter geht, lehnen wir dankend ab.

In Ephrata kaufen wir Essensvorräte für die nächsten zwei Tage ein. Auch am nächsten Tag geniessen wir Rückenwind. Nach dem Moseslake kommen wir and richtigen Sanddünen vorbei. Mehrere Campingvans campieren dort und einige Camper crossen auf Quads und Motorräder über die Dünen. Die Gegend ist flacher geworden und wir fahren an vielen Kornfeldern und Grasflächen vorbei. Bei einem Farmer bitten wir einmal mehr um Wasser und kommen ins Gespräch. Die Frau ist ursprünglich eine Schweizerin aus Einsiedeln, kann jedoch kein Schweizerdeutsch und sie war noch nie in der Schweiz. Der pensionierte Mann, ursprünglich von Norwegen, lebt von seiner Heuernte. In Warden führt der Trail auf die alte, ehemalige Eisenbahnstrecke John Wayne Pioneer Trail. Die Strecke ist sandig und wir kommen nur langsam vorwärts. Wir lassen etwas Luft aus den Pneus, was es dann bisschen einfacher macht durch den sandigen Weg zu fahren. Gleich neben dem Trail campieren wir. Am nächsten Morgen pumpt Andi die Räder wieder, denn wir haben uns entschieden auf die asphaltierte Strasse, welche parallel zum Trails führt und nur wenig Verkehr hat, zu wechseln. In Lind treffen wir ein schmuckes Kaffee an. Die Besitzerin möchte mit diesem Kafi “Kindra’s coffee bar” das kleine Dörfchen wieder zum Leben bringen. Zudem erfahren wir hier, dass täglich Radler vorbeikommen. Wir sind jedoch in dieser Gegend niemandem begegnet. Gestärkt radeln wir weiter auf einsamen Strassen entlang an grossen, weiten Kornfeldern bis nach Ritzville. Mmh hier im Supermarkt finden wir unseren geliebten Erdnussbutter😋. Immer wieder werden wir angesprochen, von wo wir kommen und wohin wir gehen. Meist erzählen wir nur, dass wir in Seattle gestartet sind, was für die meisten bereits als eine überwältigende, unglaubliche Distanz ist. Wir radeln noch ein paar Kilometer aus dem Städtchen raus und campieren auf einem der wenigen nicht eingezäunten Feldern. Mit Entsetzen stellen wir am nächsten Morgen fest, dass sich der Wind gedreht hat😢. Als sei dies nicht genug streng gegen den Wind zu kämpfen, biegt unsere Abkürzung auf eine sehr holprige, ehemalige Eisenbahnstrecke ein und endet auf einer Eisenbahnbrücke. Bei dieser Brücke schauen wir auf unseren Trail herunter. Das Bord ist extrem steil. Mit vereinten Kräften und mit Hilfe eines Seiles (unsere neue Bärenschnur) seilen wir uns hinunter. Wir müssen die Räder noch über einen Zaun hieven und auf einem Brett balancierend überqueren wir ein kleines Bächlein. Dann sind wir wieder auf dem richtigen Trail. Doch bereits nach wenigen Metern versperrt uns ein verschlossenes Tor die Weiterfahrt! So heisst es einmal mehr Taschen wegnehmen und mit vereinten Kräften die Räder über das Tor heben. Obwohl wir in einer sehr trockenen Gegend sind, ist dieser Trailabschnitt für kurze Zeit sehr nass. Plötzlich flattern drei Uhus 🦉 aus dem Baum. Wir sind ganz verzaubert von diesem Anblick. Leider sind wir zu wenig schnell um sie zu fotografieren. Zweimal kommt die Bärenschnur an diesem Tag erneut zum Einsatz. Von der Brücke aus schöpfen wir Wasser aus dem Fluss. Endlich am späten Nachmittag finden wir in einem Unterstand für Traktor und Heu, Schatten. Erschöpft legen wir uns hin und entscheiden uns gleich für die Nacht zu bleiben in der Hoffnung, dass der Wind am nächsten Tag wieder im Rücken ist. Ganz abgeschieden von der Zivilisation bekommen wir nicht viel vom Independent Day 4. Juli mit. Von der Ferne hören wir ein paar Feuerwerke. Ein solch schönes Plätzchen im Schatten geniesst auch das Reh und die wilden Hasen. Als wir am nächsten Tag den Farmer treffen und der nichts dagegen hat, wenn wir noch bleiben, entscheiden wir uns hier einen Tag Ruhe zu gönnen. Am darauffolgenden Tag hat sich der Wind zu unseren Gunsten gedreht. Wir radeln über einsame Felder und sehen zwei Füchse. Da wir nun vor allem Asphaltstrassen und breitere Schotterpisten wählen, kommen wir zügig voran und erreichen bereits am Mittag Rosalia. Nach einer guten Mittagspause fahren wir noch einige Kilometer in Richtung Tekoa und campieren hinter Getreide Silos. Tekoa, welches wir am nächsten Morgen erreichen, ist ein herzig kleines Dörfchen und hier endet der Washington Cross Trail.
Fazit: Den Washington Cross Trail können wir wärmstens empfehlen. Er hat uns meistens sehr viel Spass gemacht und er ist sehr abwechslungsreich. Etwas breitere Reifen wären hilfreich gewesen, wegen den zum Teil sandigen Abschnitten. Der John Wayne Pioneer Trail haben wir dann verlassen und sind auf die einsamen asphaltierten Strassen ausgewichen. Dies weil er nicht so Radler freundlich ist mit den verschlossenen Toren, den sandigen und groben Schotterabschnitten.

Die Landschaft ist wieder grüner und es hat vermehrt schattenspendende Tannen und Bäume. Nach wenigen Kilometern sind wir im neuen Staat Idaho. Zu unserer Überraschung ist unser Trail nach Plummer ein super kleiner asphaltierter Radweg, welcher früher ebenfalls einmal eine Eisenbahnstrecke war „Coeur d’Alene Trail”. Der Weg führt an einem Bach und später am See entlang. Über eine Brücke quert man den See und radelt am anderen Seeufer entlang weiter. Die Amerikaner lieben starke Motoren, was auch hier auf dem See mit vielen Speedbooten und Jetskis beobachtet werden kann. Nach fast einem Jahr geniessen wir es wieder einmal in einem See zu baden. So macht das Radeln Spass!😀👍 Gemütlich starten wir den nächsten Tag und radeln so wie viele andere Sonntagsausflügler auf dem schönen Radweg. Die Natur ist sehr eindrücklich hier. So staunen wir an einem Teich über die wunderschönen und vielen Seerosen sowie über die Pelikane. Zügig kommen wir vorwärts. So sind wir bereits am späten Nachmittag in Smelterville, wo unser GPS 14’000 Kilometer anzeigt. Ein älterer Mann mit weissem Bart spricht uns an. Wir kommen ins Gespräch, jedoch haben wir mühe ihn zu verstehen, da der Bart vieles verschluckt. Er ist beeindruckt von unserer Reiseart und offeriert uns eine Mitfahrt auf den Lookout Pass. Diese Mitfahrgelegenheit kommt uns gerade recht, denn so können wir etwas Zeit gewinnen und unsere müden Beine sind uns dankbar. Leider konnten wir uns am nächsten Tag nicht so für diese Route begeistern. Diese Olympian Regionale Veloroute war einfach eine Kiesstrasse im Wald entlang des Freeways. Zudem war unser zweite Trail zu Ende und es war nun die Frage, wie und auf welcher Route wir am besten in den Great Divide kommen. So entschieden wir uns unser Glück mit Auto stoppen in die nächstgrössere Stadt Missoula zu versuchen. Kaum 5 Minuten später stoppt der Truckfahrer Dan und nimmt uns mit. Es stellt sich heraus, dass er ein erfolgreicher Rennradfahrer war, welcher viele Rennen in der USA gewonnen hat und es fast zum Profi geschafft hat. Der Zufall oder Vorsehung wollte es, dass er nicht nur bis Missoula, sondern gleich bis Seeley Lake musste. Genau dort war es perfekt für uns in den Great Divide zu gelangen.


volle Distanz: 1536.97 km
Maximale Höhe: 1722 m
Minimale Höhe: -43 m
Gesamtanstieg: 16233 m
Gesamtabstieg: -15032 m

Canada – Vancouver

Eine ganz andere Welt, Day 320-331
Nach einem langen Flug, welcher jedoch nur 25Minuten dauerte 😉, sind wir froh wieder Boden unter den Füssen zu haben und nehmen freudig unsere Räder entgegen. Im ersten Supermarkt halten wir und gönnen uns nach fast 9 Monaten wieder einmal einen guten Gruyere Käse aus der Schweiz 🇨🇭 👍😀
Vancouver gefällt uns extrem gut. Nach einer so langen Zeit im asiatischen Raum freuen wir uns über die grünen Parks, die gepflegte Stadt (ausser das Drogenviertel ist schockierend), die aktiven Kanadier, die guten Radwege, die Outdoorshops und die gemütlichen Kafis überall. Wir specken nochmals Gewicht bei unseren Rädern und Gepäck ab, weil wir hier in Kanada und dann in der USA vermehrt Mountainbiketrails fahren wollen. Wir sind überwältigt von der herzlichen Gastfreundschaft unserer Warmshowers Greg & Brittany, David & Andrea sowie der Familie Catherine & Joye mit Manu! An dieser Stelle ein ganz grosses Dankeschön an alle!

Am Dienstag haben wir unseren Interviewtermin bei der USA-Botschaft. Dies weil wir durch den Iran gereist sind. Das Visa wird uns bewilligt👍
Am Mittwoch fahren wir nördlich auf den sunshine coast Highway. Dieser wurde uns empfohlen. Leider war Sunshine mehr im Namen und wir hatten einige Schauer. Zum Glück hat es bis Powell river drei Fähren und meist regnete es genau dann😀👍. Wir testeten unsere Bikes auf Trailtauglichkeit. Die neuen, breiteren Pneus mit gutem Profil bewähren sich und wir geniessen die waldigen, einsamen Trails.

Leider sehen wir keine Bären, dafür entdecken wir eine Schlange, erschrecken über einen Geier und Adler 🦅, überraschen ein kanadisches Waldhuhn und sehen einen Waschbären😀.

Zurück in Vancouver können wir bei der Post unsere beiden Pässe mit dem USA-Visa abholen. Jetzt können wir in den nächsten 10 Jahren für jeweils 6 Monaten in die USA 🇺🇸 reisen.

volle Distanz: 415.79 km
Maximale Höhe: 305 m
Minimale Höhe: -8 m
Gesamtanstieg: 3394 m
Gesamtabstieg: -3395 m