Peru – Lima nach Huancavelica

Hola Lima! Mitten in der Nacht landen wir in Lima. Glücklich nehmen wir unsere beiden Räder und unser Gepäck entgegen. Bis auf eine Benzinflasche, welche uns beim Security-Check am Flughafen in Penticton 🇨🇦 abgenommen wurde, ist alles komplett und unversehrt angekommen. Froh steigen wir in das Taxi vom Hotel. Am nächsten Morgen tauchen wir in eine neue Welt ein und wir freuen uns über einen frischen Platanos con Leche! Oh wie wir das vermisst haben!!! Zu unserem Warmshower Felix müssen wir auf die andere Seite der Stadt radeln. Die Idee auf dem Weg noch durchs Zentrum zu fahren, geben wir schnell auf. Was für ein Verkehr!!!😳 Wow, nur Indien ist noch schlimmer!😂 Der darauffolgende Tag 30. August ist ein Feiertag. Es wird die Patronin von Lima Santa de Rosa gefeiert. Unser Warmshower Felix führt uns zusammen mit seiner Freundin Diana und seinem Bruder Jésu durch die belebte Stadt. Da bekommen wir auch eine Prozession zu Ehren der Santa de Rosa mit. Peru ist zu 81% römisch katholisch. Wir bestaunen die schönen, alten Gebäude, welche von der spanischen Kolonialzeit geprägt sind. Am Mittag geniessen wir eines der peruanische Hauptgerichte “Lomo saltado con tacu tacu”. Lomo saltado ist Rindsgeschnetzeltes mit Gemüse und tacu tacu ist eine Art Bohnenmuss mit Reis. Es ist sehr lecker! Nebst den exotischen Früchte erfreuen wir uns über das feine
Brot! Wirklich wieder ganz etwas anderes als das Toastbrot!!!😂 Das Klima und Wetter ist sehr speziell: Hier an der Küste, obwohl sehr nahe am Equator, ist es eher kühl und meistens bewölkt. Der kühle Humboldtstrom hüllt Lima in einen ständigen Nebel ein. Wir haben das Glück, dass wir sogar an zwei Tagen etwas blauen Himmel sehen, was anscheinend sehr selten ist. So sehnen wir uns nach den Bergen, wo man oberhalb des Nebels und des Smogs ist, ist es am Tag schön sonnig und über 25 Grad warm. Am Samstag rüsten wir uns noch mit Handschuhen und Thermosflaschen aus, denn die Nächte in den Bergen müssen sehr kalt sein.

Gut gestärkt mit einem frischen Fruchtsaft und mit “pan con palta” (Brötchen mit Avocado) radeln wir am Sonntag los. Wachsam und sehr konzentriert kurven wir durch den chaotischen und belebten Verkehr. Da bald die Wahlen sind, gibt es überall Kundgebungen. Die vielen Eindrücke dieser lauten Stadt, in welcher die Armut der vielen Menschen zu sehen ist, beschäftigt uns sehr. Viele Behausungen zeugen von Armut. Wir fragen uns wie es hier wohl in der Regenzeit aussieht. Wir hätten angst vor Erdrutschen! Wenn wir das so sehen, fragen wir uns einmal mehr, wo denn das viele Geld hinfliesst!🤔 Peru hat extrem viele Bodenschätze und könnte ein reiches Land sein. Erst anfangs diesen August wurde sogar das weltweit grösste Lithiumvorkommen gefunden! Hoffentlich gewinnt eine wohlwollende Person die Wahlen! Aber wenn wir die Porträts auf den Wahlplakaten sehen, dann bezweifeln wir dies! Einer sieht korrupter aus als der andere!!!
Nach zwei Stunden Fahrt nimmt der Verkehr ab und wir sind aus dem Smog, in welchem Lima steckt, draussen und stahlblauer Himmel kommt zum Vorschein. Entlang der Strasse gibt es immer wieder Stände, welche Früchte, Käse und Milch sowie kleine Restaurants, welche peruanisches Essen wie zum Beispiel Cuy “Meerschweinchen” anbieten. Hier und da dröhnt laute spanische, fröhliche Musik aus einem Haus oder Auto. Wir geniessen in einer dieser einfachen Strassenrestaurants etwas Schweinefleisch mit Süsskartoffeln und weissen riesen Maiskörner. Am Abend treffen wir in Quives ein. Es ist der Geburtsort von der Santa de Rosa de Lima und ist somit ein beliebter Pilgerort. Der Ort ist noch im Bau und wir haben das Gefühl auf einer grossen Baustelle zu sein. Die Landschaft ist umgeben von kargen Berge und unten im Tal ist es grün. Es wird Salat, Kartoffeln, Erdbeeren sowie Broccoli angepflanzt und geerntet. In Quives lässt sich erahnen, dass in den letzten Tagen, wegen des Feiertags, einiges los war. Die letzten Besucher reisen ab und der Ort wird ruhig. Wir finden noch eine günstige Unterkunft und um 19:30 Uhr hat eines der vielen Restaurants nochmals geöffnet. Alle anderen scheinen es nicht für notwendig zu halten uns zu bedienen und schliessen.
Bei schönstem Sonnenschein rollen wir am nächsten Tag auf der einsamen Strasse in Richtung Canta. In der kleinen Siedlung Yaso finden wir ein wenig Proviant für unsere Mittagspause und üben unser Spanisch mit den Einheimischen. Sie sind beeindruckt, dass wir mit dem Fahrrad bis nach Canta wollen. Uns gefällt die Region sehr. Auch sind wir über die gute, einsame Strasse überrascht. In Canta auf 2800müM treffen wir wieder eine Baustelle an. Wie bereits in Quives bekommt das Dorf eine neue Strasse. Wir finden eine günstige, bescheidene Unterkunft und geniessen erneut das leckere, peruanische Gericht “Lomo saltado“.

In der Nacht bläst ein kräftiger, böiger Wind, welcher zu unserer Freude gegen den Mittag abstellt und wir windfrei die heutige kurze Etappe in Angriff nehmen können. Da wir uns genug akklimatisieren wollen, stoppen wir bereits beim nächsten Dörfchen Gullhuay auf 3600müM, was gerade 23 Kilometern sind. Im Dorf angekommen, verweilen wir auf dem Dorfplatz und warten vergebens vor einer geschlossenen Tür, wo es ein Restaurant und Zimmer geben soll. Als aus dem Lautsprecher ohrenbetäubende Musik dröhnt, decken wir uns mit Gemüse ein und kochen unser eigenes Abendessen beim Fluss. Es geht nicht lange als eine Schar Kinder zu uns kommt und mit uns zu plaudern beginnt. So bekommen wir einen kleinen Einblick in ihr Leben. Sobald die Sonne weg ist, wird es extrem kalt! Dies sei das ganze Jahr so, jedoch Schnee haben sie hier nicht. Dann sehnen wir uns nach unseren warmen Schlafsäcke und suchen uns ein Zeltplatz. Vor dem Dörfchen werden wir fündig. Am Morgen um vier stehen wir im Zelt. Die Erde bebt und mehrere Lastwagen klappern laut auf der Strasse an uns vorbei. Wir dösen jedoch nochmals ein und werden später von Kühen, auf deren Weide wir campieren, geweckt. Die Landschaft ist wunderschön und die Strasse ist sogar teilweise asphaltiert. Als dann die Lastwagen von dem Steinbruch gefüllt uns einnebeln, wissen wir wieso die Strasse so gut ist. Am Wegrand winken uns zwei ältere Frauen zu. Sie haben beide nur noch wenige Zähne und sie leben in extrem einfachen Blachenbehausungen am Wegrand. Wir kaufen ihnen ein bisschen frischen Käse ab. Nach unserem Pass von 4600müM kommen wir kaum vorwärts. Dauernd halten wir an um die sensationelle Landschaft mit den Bergen und dunkelblauen, türkisen Seen zu fotografieren. Wir beobachten wunderbare, grosse Vögel und sehen unser erstes Lama kurz vor der kleinen Siedlung Yantac.

Dort kochen wir auf dem schönen Dorfplatz und werden herzlich von den Einheimischen begrüsst. Unser Kocher löst grosses Interesse aus. Ein Mädchen mit ihrem kleinen Cousin interessiert sich sehr für uns und löchert uns mit Fragen. Wir erfahren, dass in dieser Gegend 5000 Lamas, Alpakas und Vicuña gehalten werden sowie 8000 Schafe. Die Wolle ist hier ein grosses Geschäft, was bei diesen Temperaturen kein Wunder ist. Als wir weiter radeln, läuft eine dieser grossen Herden uns über den Weg. Vor allem die ungeschorenen Alpakas, welche mit ihrem wolligen Fell wie Teddy Bären aussehen, gefallen uns sehr.

In Marcopomacocha finden wir eine super Unterkunft und sind froh, dass wir hier auf 4500müM nicht im Zelt schlafen müssen. Vor allem geniessen wir es im Restaurant das Tagesmenü und den wärmenden Mate de Coca Tee zu trinken. Dieser hilft bei Höhenkrankheit, bei Kopfschmerzen und Magenbeschwerden. Für eine berauschende Wirkung bräuchte es jedoch eine extrem grosse Menge. Für unsere Kopfschmerzen verspürten wir keine Besserung. Vielleicht hatten wir zu wenig Tee getrunken. Auf jeden Fall war der Schritt der Übernachtung von 3600 auf 4500 nicht optimal, aber eine längere Distanz lag nicht drin.

Heute steht der Pass Abra Singrar mit 4890müM auf dem Programm. Unser neuer Rekord auf unserer Reise. Zu unserem Erstaunen ist die Strasse extrem gut. Es ist zwar eine Piste, aber im gutem Zustand und die vielen Kurven machen es sehr radfreundlich! Es würde uns nicht überraschen, wenn in Zukunft noch mehr Tourenradler hier vorbei radeln, denn es ist sensationell schön! Wir kurbeln gemütlich den Pass hoch und trotzdem bleibt uns fast der Atem aus. Zum Einen wegen der Höhen, aber noch mehr wegen der Schönheit der Berge, der verschiedenen Farbe der Gesteine und Grasfelder sowie den herzigen, knuddeligen Alpakas😂. Das Picknick im stoppeligen Gras und in der wärmenden Sonne geniessen wir sehr bevor wir die rasante, aber kühle Abfahrt in Angriff nehmen. Etwas oberhalb von Casapalca biegen wir auf die vielbefahrene Carreterra Central 22 ein. Dank dieser starkbefahrenen Strasse haben wir den Aufstieg und der kleine Umweg über Canta und Marcopomacocha gewählt. Bereits das zweite Mal heute müssen wir eine Vollbremse wegen den Hunden machen! Ja, leider sind diese hier wieder ein grösseres Problem! Am Abend finden wir in Chicla eine schäbige, aber günstige Unterkunft… naja besser als draussen in der Kälte zu campieren, ist es und gegen eine warme Dusche haben wir auch nichts🤣. Zum Abendessen probieren wir die “Caldo de Gallina” eine hier sehr beliebte Hühnersuppe mit Nudeln, einem gekochten Ei und einem Pouletstück.

Heute steht der Pass Punta Ushuayca mit seinen stolzen 4930 müM auf dem Tagesziel. Wir brauchen fast den ganzen Tag bis wir oben ankommen. Die Kiesstrasse ist sehr gut fahrbar, jedoch spüren wir die Höhe je weiter hinauf wir kommen. Als wir endlich oben ankommen, schneit es ein bisschen, es ist extrem kalt, aber die Aussicht ist unbeschreiblich schön! Auch die Abfahrt ist spektakulär, unglaublich wie die Peruaner hier die Strassen gebaut haben! Es ist schon dunkel als wir endlich fast am tiefsten Punkt auf 4148 müM ankommen, wo wir campieren wollen. Da es sehr kalt ist, gibt es eine Katzenwäsche im Zelt und eine warme Suppe. Der Sternenhimmel ist atemberaubend! Es war ein langer, anstrengender Tag und so kriechen wir müde, aber überglücklich in unsere warmen Schlafsäcke. Früh am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Tanta. Ein Pass von 4670müM müssen wir bewältigen. Es ist ein anstrengendes Unterfangen, da es teilweise sehr steile Abschnitte hat, wo wir kurz schieben müssen. Aber auch hier die Szenerie mit den weissverschneiten Berge mit den Gletschern ist überwältigend. Wir sind ganz alleine unterwegs. Nur ab und zu kommen wir an Hirten vorbei deren Hunde uns jeweils laut und nicht immer sehr freundlich bellend begrüssen. Aber seit Georgien sind wir geübt und Stoppen ist immer die beste Variante, denn so verlieren sie das Interesse an uns.

In Tanta geniessen wir in einem herzigen, kleinen und sehr niedrigen Haus einmal mehr “Lomo saltado”. Gut gestärkt, radeln wir nach Vilca und das auf einer super, neuen Kiesstrasse. Wir kommen an einer Gruppe herzigen Lamas, Alpakas und Schafen vorbei. In den Ohren haben sie farbige “Zötteli”, was anscheinend als Zugehörigkeitszeichen gilt. Aber Achtung weiter unten wird Judith von einem Lama attackiert! 😳 Normalerweise wenden sie sich ab und rennen davon, wenn sie uns sehen, aber dieses Lama rast Judith hinter her. Judith stoppt und tänzelt im Kreis mit dem Rad, um das Lama von sich fern zu halten. Das Lama macht anstanden um zu spucken und anzugreifen. Dann verfolgt es Andi und kehrt wieder auf Judith zu. Judith wirft das Rad auf den Boden und läuft rückwärts um Abstand zu gewinnen. Was nun? Wegjagen, Rufen, Klatschen und Schreien.. nichts nützt! Langsam beruhigt sich das Lama, aber ganz getrauen wir ihm nicht. Judith kann ihr Fahrrad wieder aufheben und dann gelingt es uns ohne Verfolgung weiter zu fahren. Kurz vor Vilca bestaunen wir die Wasserfälle und kommen dann in Vilca an. Bei diesen günstigen Unterkunftspreise und bei diesen kalten Temperaturen gönnen wir uns ein Zimmer. Meistens ist es aber gar nicht viel wärmer als im Zelt! Ein wärmender Ofen sucht man hier vergebens. Warm eingepackt essen wir dann in einem kleinen Restaurant “Truchas”. Das sind Forellen. Dazu gibt es Reis, Maiskolben, Kartoffeln und Salat. Sie würzen sehr aromatisch mit feinen Kräutern, wobei auf dem Tisch eine extrem scharfe Sauce steht, um individuell noch nachzuwürzen. Bis das Essen kommt, gibt es meistens ein kleines Stück Käse und geröstete Maiskörner. Gut ausgeschlafen machen wir uns am Sonntag auf den Weg nach Huancaya. Die Wasserfälle sind einmalig in dem schluchtartigen Tal. Kurz vor dem Dörfchen ruhen wir uns auf einer Wiese am Flussufer aus, waschen und trocknen unsere Kleider. Auch bei den Peruanern ist dieser Platz sehr beliebt zum Grillieren und Picknicken. Eine Familie bringt uns sogar spontan einen Teller mit feinen grillierten Köstlichkeiten. Im kleinen, herzigen Dörfchen Huancaya finden wir eine super Unterkunft und verlassen es am nächsten Morgen ausgeruht. Nach einem kurzen Anstieg und einem schönen Blick nach unten ins grüne Tal, geht unsere Fahrt ebenfalls nach unten. Eine holprige Abfahrt bringt uns zum Fluss, welcher spektakulär sich schäumend in die Tiefe stürzt. Die Felswände verengen sich und wir befinden uns zusammen mit dem Fluss in einer atemberaubenden Schlucht. Dann öffnet sich langsam das Tal, es wird grüner und neben den paar Sträucher ragen verschiedene Kakteen aus dem Boden. Der holprige Weg führt nun in eine asphaltierte, kleine Strasse über, auf welcher wir nun sanft die letzten Höhenmeter runterrollen bevor es dann die Serpentinen hoch nach Laraos geht.

Eigentlich hätte dies unser Ruhetag sein sollen, aber wir waren drei Stunden unterwegs und zudem brauchten wir unbedingt wieder einmal Internet, um unseren Lieben zu Hause ein Lebenszeichen zu geben. Bis jetzt war Internet in allen von uns bereisten Länder kein Problem. Aber hier in Peru hat nur das Gemeindehaus Internet😳. Kein Wunder, dass ein Wahlbewerber mit “Internet für alle” wirbt!😂 Hier in Laraos haben wir also Internet, jedoch erst um 16:00 Uhr, da das Sekretariat bis dann Mittagspause macht. Pünktlich nach peruanischer Uhrzeit um 16:25 Uhr kommt dann die Beamtin. Mit der Zeit kommt allmählich Leben ins Gemeindehaus und einige Frauen stellen sich strickend in die Warteschlange vor dem Office. Aha, anscheinend ist man sich das Warten hier gewohnt 😂 In einem schönen “Hospedaje”, wie die Unterkünfte hier heissen, kommen wir unter und am nächsten Tag gegen zwei Uhr machen wir uns noch auf den Weg in Richtung des Passes “Punta Pumacocha” mit seinen stolzen 4990müM wird er der neue Rekord unserer Reise werden! 💪 Oh ja, es braucht Kraft dieser steinige und zum Teil steile Pass hoch zu kommen. Aber wir haben es geschafft!!! Die sensationelle Aussicht belohnt unsere Anstrengungen einmal mehr. Wir vernichten einige Höhenmeter und radeln auf einem Höhenplateau, wo in den vielen kleinen Teiche Vögel Futter suchen, darunter hat es auch zu unserem Erstaunen Flamingos. Nach einer späten Mittagspause nehmen wir den zweiten Pass des Tages, diesmal nur😉 4750müM, in Angriff und kommen erst bei Dämmerung oben an. Dicke Regenwolken und Regenfäden sehen wir entsetzt in der Richtung, wo wir hin müssen. Nass zu werden in dieser Kälte wollen wir nach diesem langen Tag nicht und so campieren wir im Trockenen auf 4600müM, was unser höchster Schlafplatz bis jetzt ist. Bereits um 19:30 Uhr liegen wir gut eingepackt in unseren warmen Schlafsäcke.

Nach einer sternenklaren, aber eiskalten Nacht sind wir über die wärmende Morgensonnen dankbar. Die Wiese ist am Morgen mit Raureif bedeckt. Wir fahren über eine grosse Hochebene und am Ende dieser rollen wir wieder unseren nächsten Pass hoch. Es ist einfach wunderschön diese Aussicht und so spannend wie sich die Bergwelt hier so verändert. Die Wiesen zeigen sich in verschiedenen grün und gelb Tönen zudem ist das Gestein zum Teil rötlich, was ein wunderbares Farbspiel ergibt. Dann endlich nach den vielen Gegenanstiegen geht es nur noch bergab. Unzählige Serpentinen bringen uns zum Dorf Acobambilla. Kaum sind wir dort und haben eine Unterkunft gefunden, beginnt es zu regnen. Uff, da haben wir Glück gehabt. Die Besitzerin des Hospedajes bestätigt uns, dass die Dusche warmes Wasser hat. Aber auch hier kochen wir das Duschwasser selber auf. Es ist schon eindrücklich, dass die Menschen hier weder Heizungen noch warme Duschen haben. Der einzige wärmere Ort ist die Küche, ansonsten ist es kalt. In den Betten decken sie sich mit mehreren Wolldecken zu, welche zwar schön warm sind, jedoch extrem schwer. Da sind wir froh unsere leichten und warmen Schlafsäcke zu haben. Nach unserer warmen, mit dem Kocher selbst aufgeheizten Dusche geniessen wir Truchas (Forellen) mit Salat und Kartoffeln.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker früh. Uns steht ein langer Tag über zwei 4700 mÜM Pässe bevor. Beim ersten Pass kommen wir zügig voran. Es ist eine gute Kiesstrasse. Die unzähligen Kehren hinunter nach Vinas wollen kaum enden. Wir waren wirklich hoch und nun wieder nur noch auf 3500müM. Im nächsten Dorf Jerusalem kaufen wir unser Mittagessen und Wegproviant im kleinen Shop ein. Es ist immer eine Überraschung, was man bekommt. Dieser hat nur gerade Äpfel an frischen Produkten. So gibt es Äpfel, Pasta und Rührei zum Mittagessen. Beim Mittagshalt fallen ein paar Regentropfen. Auch beim Anstieg auf den nächsten Pass regnet es ab und zu. Es ist ein extrem langer Pass mit zum Teil steilen Abschnitten. Wir können zwar alles fahren, aber wir kommen nur langsam voran. Heute ziehen wir ständig unsere Jacken an und ab. Wenn die Sonne da ist, ist es sofort heiss und wenn die Wolken sie verdecken, wird es schnell kalt. Plötzlich donnert es und es hagelt von den schwarzen Wolken über uns. Zum Glück dauert es nicht zu lange und wir kurbeln weiter Höhenmeter für Höhenmeter hoch. Schon fast oben entdecken wir eine Art springende Hasen mit langen Schwänzen, Bergviscachas, in den spannenden Felsformationen und geniessen die atemberaubende Sicht auf den See. Noch immer geht es höher hinauf. Was für ein langer Pass! Kurz bevor wir oben sind, beginnt es erneut zu hageln. Es ist extrem kalt! Während dem Fahren kreisen wir abwechslungsweise die Arme, um die Finger wieder ein bisschen warm zu bekommen. Mittlerweile ist der Schauer vorbei und wir rollen die vielen Höhenmeter runter. Es wird etwas wärmer, jedoch auch dunkler je weiter wir dem Tal entgegen kommen. Kaum sehen wir noch etwas und müssen die letzten Kilometer in die Stadt Huancavelica mit den Taschenlampen hinter uns bringen. Wow, nach 7 Stunden kommen wir in der Stadt an und checken in ein Hostel ein, wo wir unsere erste warme Dusche in Peru geniessen. Mit einem Bärenhunger erfreuen wir uns über das “Pollo a la brasa” Hühnchen vom Grill mit “papas fritas” Pommes frites und Salat.

Fazit Perus Great Divide: Mit der Ankunft in Huancavelica haben wir unsere erste Etappe in Peru geschafft. Von der Webseite bikepacking.com haben wir “Perus Great Divide” mit dem wunderschönen eigenen Zusatz von Lima über Quives, Canta, Marcopomacocha und dann von Rio Blanca in den vorgeschlagenen Trail gemacht. Die Strasse ist meist eine gute Kiesstrasse. Auf der Webseite bikepacking.com wird der Abschnitt von Tanta nach Vilca als kaum fahrbar beschrieben. Dies ist mit der neuen Kiesstrasse nun super und zügig fahrbar. Der Pass “Punta Pumacocha” hat es Inn sich! Da muss oft geschoben werden. Wir sind ja schon viel geradelt im letzten Jahr und haben viel gesehen, aber dass uns Peru so gut gefällt, hätten wir nie gedacht! Wer also die vielen Höhenmeter nicht scheut, können wir nur jedem herzlichst diese spektakuläre Strecke, mit unserem Zusatz von Lima aus, wärmstens empfehlen! Ein Muss für Tourenradbegeisterte!

volle Distanz: 568.12 km
Maximale Höhe: 4973 m
Minimale Höhe: 71 m
Gesamtanstieg: 15956 m
Gesamtabstieg: -12345 m

2 Comments

  1. Liebe JuAn
    Ihr seid eigentlich ein mutiges aber doch ein wenig „verrücktes“ Paar. Solchen Strapazen setzen sich nur ganz wenige Menschen aus – aber wie Ihr berichtet und mit den Fotos dukumentiert, hat es sich für Euch gelohnt und dabei sehr gut gefallen. Bis knapp unter 5000 MüM diverse Pässe zu überqueren, manchmal sogar zwei an einem Tag, ist schon besonders, wenn wir nur an die Kälte und dünne Luft denken, und dies alles ohne „motorische“ Hilfe. Wir können nur den Hut vor Euch ziehen, aber denkt daran: Obwohl Ihr bis jetzt stets Reiseglück hattet, bleibt weiterhin vorsichtig und „demütig“.
    Herzliche Grüsse und weiterhin die besten Wünsche von PaMa

    1. Hoi zäme, vielen herzlichen Dank für eure lieben Worte 🤗 Ja, wir sind sehr dankbar für unser Reiseglück! Wir sind auch über unsere super stabilen Stahlrösser froh, welche all diese Strapazen ohne Pannen mitmachen! Bedenken wir, dass nur eine Panne oder ein Sturz auf dieser Höhe und Kälte ein Disaster wäre… Ja, wir sind vorsichtig und hoffen, dass das Glück weiterhin uns Hold ist! Ganz liebe Grüsse Judith und Andi

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