Canada – Calgary, Weg nach Nelson

Great Divide and BC Trail
In Calgary dürfen wir einmal mehr bei Warmshower übernachten. Bei Bea und Will treffen wir die beiden Cycler von Frankreich und es wird ein unterhaltsamer Abend und Morgen. Von da aus radeln wir auf dem super Radweg dem Fluss entlang nördlich und geniessen die wunderschöne Aussicht auf Calgary. Im nördlichen Teil der Stadt werden wir von unserem nächsten Warmshower Don empfangen. Auf Dons grossem Bildschirm verfolgen wir zusammen die Tour de France Etappe😀 Nach einem weiteren Ruhetag und nachdem wir unsere Räder mit Dons Hilfe wieder auf Vordermann gebracht haben, verabschieden wir uns und radeln auf zum teils schönen Mountainbiketrails in Richtung Canmore. Sobald wir auf dem Highway sind, versuchen wir erneut unser Glück mit Autostopp. Es dauert nicht lange und die sympathische Karen stoppt. Zu unserem Erstaunen und grosser Freude unternimmt sie für uns eine Extrafahrt nach Canmore. Unglaublich und was für ein grosszügiges Geschenk! 😀👍
Etwas oberhalb des grossen Langlaufzenters beobachten wir beim Abendessen die fleissig, trainierenden Biathleten im Sommertraining. Ein sehr wurzeliger Pfad führt uns am nächsten Tag von Canmore nach Banff. Die Etappe ist extrem streng, aber schön und lohnend. Übrigens hier in Nordamerika ist praktisch jeder mit einem Bärenspray bewaffnet. Mehrmals werden wir dazu aufgefordert ebenfalls einen mit uns zu tragen. Auf diesem holprigen Trail muss ein Biker seinen noch nie benutzten Bärenspray verloren haben, was wir als Zeichen sehen diesen nun mit uns zu führen. Hoffentlich brauchen wir ihn nie!

So viele Touristen wie in Banff haben wir schon lange nicht mehr angetroffen. Nach einer langen Mittagspause machen wir uns deshalb noch am gleichen Tag auf den Weg in Richtung Elkford. Bereits wenige Kilometer nach Banff sind wir wieder alleine. An einem schönen Plätzchen am Fluss campieren wir und am nächsten Morgen entscheiden wir uns ein weiterer Tag zu bleiben. Auf einem schönen Weg entlang dem Fluss geht es am darauffolgenden Tag auf dem Great Divide weiter. Beim Spray Lake biken wir auf dem High Rocky Trail. Es ist ein super, extra für Mountainbike geschaffener Trail mit ein paar schönen Steilwandkurven, aber auch extrem steilen Anstiegen. Nach dreieinhalb Stunden biken, zeigt das GPS gerade 36 Kilometern!😳 Erschöpft und müde, brechen wir die Tour ab und biegen auf die normale Strasse ein beim Spraylake See. Wir sind für diese Art von Trail einfach zu schwer beladen und das ständige auf und ab macht so keinen Spass. Wir finden am Spray Lake ein schönes Plätzchen und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter das Zelt aufzuschlagen. Am nächsten Morgen radeln wir auf der Wellblechpiste und werden immer wieder eingenebelt von den durchrasenden Pickups😢. (Wahrscheinlich Touristen, denn die Canadier haben wir bis jetzt als sehr rücksichtsvoll erlebt). Die Landschaft ist extrem schön, jedoch im dicken Strassennebel – alles andere als Genuss! Bei einem Campingplatz stoppen wir und zu unserer Überraschung gibt es einen Kaffee 😀👍.

Hier treffen wir auch Gianni aus der Schweiz an. Er ist auf dem Great Divide nach New Mexiko unterwegs. Wir fahren gemeinsam noch über den sehr steilen Elk Pass und geniessen eine schöne Abfahrt bis wir ein Recreation Platz mit Hütte finden. Die Fahrt am nächsten Morgen nach Elkford bringen wir zügig hinter uns und am späten Nachmittag radeln wir zum Lost Lake, wo wir die Nacht verbringen. Ein schöner flowiger Downhill, welcher in eine Kiesstrasse rüberfrührt, bringt uns nach Sparwood, wo wir über das riesen grosse Mienenfahrzeug, anscheinend grösster Truck der Welt, staunen. Da wir Kilometer machen wollen, entscheiden wir uns ausnahmsweise für den Highway. Gümele macht manchmal auch Spass😂. So sind wir schnell in Fernie, wo wir von Jon mit dem Bike abgeholt werden und über einen von ihm selbstgebauten Singletrail gelangen wir zu seinem Haus. Jon haben wir in Whitefish (Montana, 🇺🇸) in einem Bistro angetroffen, wo er uns ein Schlafplatz angeboten hat, wenn wir dann in Fernie sind. Jon lebt mit seiner Frau Virginia und ihren beiden Kindern im wunderschönen selbstgebauten Haus mit Garten. Jon ist ein begeisterter Mountainbiker und Skifahrer. Er erklärt uns, dass hier das alpine Skifahren nicht so gross sei, da die Kids zum Slalomtraining bei so guten Pulverschneeverhältnisse nur schwer zu begeistern seien, was sich dann auch Weltcuperfolg zeigt. Scheinbar gibt es zuviele Powder-Tage hier😂 Was für ein Winter das sein muss!❄ Spannend ist auch, dass er seinen Sohn seit einem Jahr sehr erfolgreich selber mit Homeschool schult, was wir hier in Canada und USA immer wieder zu hören kriegen. Entweder haben sie kein Vertrauen in die öffentlichen Schulen oder sie sehen mehr Förderungspotential im Homeschooling. Am nächsten Morgen bewundern wir auf dem coolen, flowigen Elk Valley Trail immer wieder den gegenüberliegenden Skiberg. Der Trail ist wirklich einer der schönsten, den wir hier gefahren sind. Wir sind immer noch zu dritt mit Gianni unterwegs und haben spannende Diskussionen sowie stetige Bikesvergleiche. Er ist einiges leichter mit dem Bikepacking. Mal schauen, ob wir nochmals unser Setup anpassen…😀 Wir haben die Berge nun hinter uns und es wird ziemlich heiss am Nachmittag. So sehnen wir uns nach einem abkühlenden Schwumm am schönen Baynes Lake, in einem der vielen Nationalparks. Da wir am Morgen in Fernie etwas länger waren, entscheiden wir uns den Weg auf dem Highway abzukürzen, wo wir jedoch mit Gegenwind kämpfen. Aber der Sprung in den See und der gemütliche Abend am Seeufer entschädigt sehr. Für die Nacht fahren wir aus dem Nationalpark hinaus. Lustigerweise treffen wir auf drei weitere Tourenradler, welche die gleiche Idee hatten ausserhalb des Parks zu kampieren und von vier Zelten sind drei MSR Hubba Hubba Zelte😂 (das gleiche wie wir haben).

Am Morgen verabschieden wir uns von Gianni, denn hier trennen sich unsere Wege. Bis zum nächsten Ort Wardner bewältigen wir im Wald auf einer Kiesstrasse einige Höhenmetern. In Wardner fragen wir bei einer Familie nach Wasser. Sie empfehlen uns beim nächsten See zu baden. Als wir ins Wasser steigen wollen, entdecken wir am anderen Seeufer ein braunes Tier. Ist dies unser erster Bär? 🐻 Aber als wir das Tier mit der Kamera heranzoomen, erkennen wir enttäuscht, dass es nur ein brauner Stier ist… Nach dem Mittagshalt kämpfen wir uns weiter gegen den Wind nach Cranbrook. Das letzte Stück ist auf einem schönem Radweg, welcher einmal eine Eisenbahnstrecke war. In Cranbrook sitzen wir einmal mehr im Tim Horton und geniessen einen Kaffee. Dann realisieren wir, dass unsere Warmshowerhosts Angela und Doug nicht in der Stadt wohnen, sondern weitere 45 Minuten per Rad entfernt. Deshalb suchen wir ein Campingplätzchen in der Stadt, was nicht immer so einfach ist. Wir werden im Disc Park fündig. Um 8:30 Uhr weckt uns jemand und macht uns darauf aufmerksam, dass dies kein Campingplatz sei!😂 Das wussten wir natürlich auch… Nach einer kurzen Fahrt werden wir von unseren Warmshower-Hosts Angela und Doug in ihrem wunderschönen, neuen und mit viel Liebe selbstgebauten Heim empfangen und bewirtet. Wir haben einen unterhaltsamen Abend. Nach dem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück radeln wir auf dem schönen Radweg, ehemalige Eisenbahnstrecke, nach Kimberley. Das kleine Örtchen eignet sich sensationell zum Andis Geburtstag zu feiern und am Abend ist sogar noch ein Konzert. Ob die gewusst haben, dass Andi kommt?😂 Es geht die Post ab und vor der Bühne tanzen die Menschen, dass der Staub nur so aufwirbelt! Angela tanzt vorne mit und fährt uns dann mit dem Auto hoch zum Langlauf-Center. Dort arbeitet sie im Winter und bei der Pisten Bully Garage zeigt sie uns ein super, ungestörtes Plätzchen. Dieser private Campingplatz gefällt uns so gut, dass wir gleich zwei weitere Nächte bleiben. Wir brauchen nämlich eine Pause. In den kühlen Kaffees recherchieren, planen und diskutieren wir einmal mehr unsere Weiterreise. Und ja wir geben es zu ein Auto und zwei Mountainbikes stehen auch zur Diskussion… Es gibt hier einfach in fast jedem Ort ein dermassen geniales Mountainbike Trailnetz, dass wir uns oft ein richtiges Mountainbike herbeiwünschen. Als wir dann aber wieder unterwegs sind, gefällt uns das Tourenradfahren wieder bestens und sind sehr froh dass wir einst vereinbart haben, dass wir niemals wichtige Entscheidungen fällen, wenn wir hungrig, müde oder durstig sind. Und tagelanges Autofahren können wir uns einfach nicht vorstellen. Es wird ein langer Tag mit dem Tagesziel am See auf dem Gray Creek Pass zu übernachten. Unter anderem verdanken wir diesem Pass von 2072müM, dass wir die super Entscheidung getroffen haben zuerst den Cross Washington Trail zufahren, denn im Juni kann es hier noch Schnee haben. Eine holprige mit kurzen sandigen Stellen führt uns die Logging Road, welche es so viele hier gibt, zum Pass hoch. Oben angekommen, erfrischen wir uns mit dem Seewasser und geniessen einen unterhaltsamen Abend mit dem Wanderer Tom von Edmonton und mit der Bikerin Heidi aus Kamloop, welche beide deutsche Wurzeln haben. Wir bekommen viele Tips für unsere weitere Routenwahl und einmal mehr tun wir uns schwer zu entscheiden😀. Auf der holprigen Abfahrt fängt Andi einen Platten ein. Unser erste Platte mit den neuen Mondial von Schwalbe. Wir sind positiv überrascht, wie gut diese Pneus sind und sind der Überzeugung, dass es den Marathon plus nicht unbedingt braucht. Mit dem Marathon Plus hatten wir oft kleine Schleicher. Und um ehrlich zu sein ist ein richtiger Platten einfacher, denn dann ist es klar, dass das Loch geflickt werden muss und es wird auch schneller gefunden😂. Bis nach Nelson, die nächstgrössere Stadt, ist es nicht mehr weit. Die Gratisfähre bringt uns über den See. Auf der anderen Seite des Sees wartet ein spannendes Fahrzeug auf die Fähre: Ein grosser Wohnwagen mit einem Helikopter, Mountainbikes und Kanus im Schlepptau. 😳 Wow, das ist noch eine Ferienausrüstung!🤔👀 Wenn schon mit viel Material dann so😜 Leider sind unsere Warmshower Mal und Mats in Nelson nicht zu Hause, aber sie überlassen uns gleich grosszügig ihre Wohnung bis zum Wochenende inklusive zwei Katzen. Wow😀👍! Genau was wir brauchen, um unsere Reisemüdigkeit auszukurieren und Energie zu tanken. Der Smog von den nahen Waldbrände im BC, Washington und California machen uns mehr und mehr zu schaffen. Es verdeckt zum einen die wunderschöne Sicht in die Berge, da alles dunstig ist und am Abend haben wir das Gefühl als hätten wir eine Nacht durchgeraucht 💨 🤢. Wir hoffen, dass sich die Lage wieder verbessert und verfolgen besorgt die Nachrichten.


volle Distanz: 721.22 km
Maximale Höhe: 2055 m
Minimale Höhe: 497 m
Gesamtanstieg: 7783 m
Gesamtabstieg: -8255 m

One Comment

  1. Liebe JuAn

    ……und nun haben wir es noch schriftlich – jedoch leider ohne Bilder. Wir vermuten, dass Ihr immer noch auf ein Foto mit dem Bär wartet – wir haben Zeit.

    In solch einer schönen Gegend habt Ihr nun die Qual der Wahl – Biken, Kiten, Langlaufen, Powder-Skifahren, etc. Ihr fällt sicher die richtige Entscheidung – und natürlich in der entsprechenden Jahreszeit.
    Weiterhin alles Gute und herzliche Grüsse von PaMa

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