Tour

Vereinigte Arabische Emirate

Gerade nur zwei Nächte verbringen wir in Dubai. Wir haben das Riesen Glück, dass wir Dank Judiths Kollegin Chrigi bei einer Schweizer Familie übernachten können. Zum Frühstück werden wir mit einem frisch gebackenen Zopf verwöhnt. Wir geniessen den Pool und machen ein paar Jumpübungen fürs Kiten. Vielen herzlichen Dank für die grosse Gastfreundschaft und für den sehr schöne Aufenthalt! 😀 Wir dürfen ihnen sogar ein paar Dinge mit in die Schweiz mitgeben, um unsere Taschen etwas leichter zu machen. Am 6. Dezember fliegen wir bereits weiter nach Bangalore, Indien.

Iran

Mit prüfenden Fragen und mit strengem Blick werden unsere Pässe und Visa an der iranischen Grenze geprüft. Dann noch ein ermahnender Hinweis an Judith, dass sie ja immer das Kopftuch zu tragen habe, tauchen wir in eine ganz andere Welt ein. Eine Welt in der die Gastfreundschaft sehr gross geschrieben wird, in der es nicht viele Touristen gibt, in der viele Grenzen gesetzt werden, vor allem bei den Frauen und in derer wir die Schrift nicht mehr lesen können und ja von rechts nach links geschrieben wird. Aber nun alles der Reihe nach.

Entlang des Flusses Aras fahren wir zwischen grossen Bergen in einem engen Tal nach Jolfa. Überall werden wir mit einem freundlichen “Welcome in Iran” begrüsst. Mehrmals werden wir nach unserer Herkunft gefragt und wir sind attraktive Selfie-Motive😀 In einer günstigen Unterkunft übernachten wir mit einem eigenen Gasofen im Zimmer. Hier ist noch zu erwähnen, dass Iran das grösste Erdgasvorkommen der Welt hat. Am Abend wollen wir die iranische Küche kennen lernen. Enttäuscht bekommen wir, wie bereits am Mittag und wie in einem iranischen Hotel in Armenien nur Linsensuppe, Kebab mit viel Reis und einer schwarz gegrillten Tomate. Wir hoffen, dass die iranische Küche noch mehr zu bieten hat.<

Auf einem Highway mit wenig Verkehr und einem breiten Pannenstreifen fahren wir nach Marand. In Marand erwartet uns der jüngste warmshower.org Teilnehmer Yashar. Mit seinen 17 Jahren ist er extrem reif und erwachsen. Wir bekommen eine Unterkunft in der Kunstschule seines Freundes. Am Abend hilft er uns eine SIM-Karte zu bekommen und er führt uns in eine Englisch-Schule, in welcher wir gleich in den Unterricht einbezogen werden. Gegenseitig bombardieren wir uns mit Fragen und erleben so einen sehr interessanten Einblick in das uns noch unbekannte Land. Am Morgen werden wir von Yashar zur Bäckerei seines Vaters geführt, wo wir ein “Barbari” (flaches Brot mit Sesam) geschenkt bekommen. Yashar begleitet uns noch ein Stück in Richtung Täbris. Entlang des wenig befahrenen Highways erfreuen wir uns an Ständen mit gedörrten Aprikosen, welche wir in Armenien nur selten gefunden haben. Die Verkäufer machen Spässe mit uns und Selfies. Am Mittag kehren wir in einem Restaurant ein und natürlich gibt es Kebab mit Reis.

Am kommenden Mittag wird uns spontan das Essen bezahlt, ein paar Tips für die Weiterfahrt gegeben und ja natürlich posieren wir einmal mehr für ein Selfie. In Täbris werden wir von Hosein, unserem nächsten Warmshower, per Rad abgeholt. Er führt uns die letzten 20 Kilometern zur Wohnung seiner Familie. Dort erleben wir eine unglaubliche Gastfreundschaft. In seiner Familie wird türkisch gesprochen, weil sie, so wie die meisten Iraner in dieser Region, türkischen Hintergrund haben. Somit erfreuen sie sich sehr über unsere paar türkischen Wörter, an welche wir uns noch von der Türkei erinnern können. Wir werden in Eersatzkleider eingekleidet, sodass wir endlich wieder einmal alle unsere Kleider waschen können. Während wir aufs Abendessen, welches um 22:00 Uhr eingenommen wird, warten, werden wir von Hosein in die Persische Sprache eingeführt. Die iranische Küche hat doch noch mehr zu bieten als nur Kebab mit Reis. Die Mutter serviert uns stolz das “ghormeh sabzi”. Dieses Gericht finden wir in ganz Iran. Es sind fein gehackte Kräuter wie Dill, Petersilien, Pfefferminz, Radieschen, Basilikum, Schnittlauch, Zwiebeln und Kresse. Diese werden eine Stunde mit Fleisch und Kickererbsen gedämpft. Die frischen Kräuter werden fast zu jeder Mahlzeit roh als “sabzi khordan” gegessen. Das Fladenbrot “lavash” ist ebenfalls meistens auf dem Tisch.

Am nächsten Morgen möchte uns Hosein durch den grössten Bazar von Iran führen. Die Mutter bemängelt Judiths Kleidung und schnell wird im Kleiderschrank von Hoseins Schwester Abhilfe geschafft. Zufrieden nickt die Mutter und nun ist Andi der einzige Tourist. Im ältesten Bazar von ganz Iran tauchen wir einmal mehr in eine für uns neue Welt mit den verschiedensten Düften und teuren Perserteppiche ein. In Begleitung von Hosein getrauen wir uns auch die erste Moschee von innen anzuschauen. Am Abend nimmt uns Hoseins Vater mit seinem Camion zum Zitronenpressen mit und zeigt uns eine Bäckerei. In dieser wird eine weitere iranische Brotversion “sangäg” produziert. Es ist ein Fladenbrot, welches 1.20 Meter lang ist und auf Kieselsteinen gebacken wird. Noch in derselben Nacht werden wir mit unseren Rädern per Camion zur Bushaltestelle gebracht. Eigentlich wollten wir entlang dem Kaspischen Meer nach Teheran fahren. Als wir den Wetterbericht studieren, kommen wir jedoch schnell davon ab. Denn es ist kaltes und nasses Wetter für die ganze kommende Woche angesagt. Somit entscheiden wir uns für die Flucht nach Teheran.

Am Morgen werden wir mit warmen und sonnigem Wetter in Teheran begrüsst. Leider ist gerade ein grosser Feiertag und alle Cafes sowie die meisten Shops sind geschlossen. Hosein unser Warmshower-Freund von Iran, welcher einst bei uns in der Schweiz zu Gast war, wohnt leider nicht mehr in Teheran, jedoch kann er uns über WhatsApp ein paar gute Tips seiner Stadt geben. Somit suchen wir eine neue Bleibe mit Warmshower. Sahar und Vahid möchten uns empfangen, jedoch sind sie für den Feiertag nach Isfahan verreist. Und zu unserem Erstaunen überlassen sie uns den Schlüssel zu ihrer Wohnung. Somit wohnen wir in einer Wohnung deren Besitzer uns Freunde nennen und welche wir jedoch noch nie gesehen haben! Wir sind froh um etwas Ruhe und Zeit für uns zu haben. Am zweiten Morgen lernen wir unsere Gastgeber Sahar und Vahid kennen und nach einem gemeinsamen Frühstück mit ein paar Reisetipps fahren wir aus Teheran heraus. Sahar begutachtet noch unsere Radbekleidung und empfiehlt Judith die Hüfte zu bedecken und schenkt ihr eine Bluse. Nach einigen Kilometern haben wir es satt im Abgas zu fahren und entschliessen uns per Anhalter nach Qom zu kommen. Kaum halten wir an, stoppt Kia und hilft uns einen Reisebus anzuhalten. Schneller als dass wir gedacht haben, sind wir in Qom. In Qom befindet sich der heilige Shrin von Fatima und ist ein beliebter Wahlfahrtsort der Mosleme.

Bereits um 17:00 Uhr ist es dunkel. Wir sehen auf der Karte eine Caravanserei und beschliessen uns dort zu übernachten. Dort angekommen, treffen wir auf ein geschlossenes Tor. Wir sind nicht die einzigen. Anja und Peter solitaire-camper.de ein deutsches Paar, welche mit ihrem Lastwagencamper unterwegs sind, sind auch dort vor verschlossener Tür gestrandet. Es wird ein gemütlicher und unterhaltsamer Abend, in ihrem heimeligen mit Liebe zum Detail selbstausgebauten Camper. Am Morgen servieren sie uns stolz einen Nespresso-Cappuccino, welchen wir natürlich mit Freude geniessen.

Mit Rückenwind geht es zügig in Richtung Kaschan. Als wir in Maskat vor der verschlossenen Tür der Bäckerei stehen, fragt uns ein Iraner, ob er uns helfen könne. Leider spricht er kein Englisch. Mit unserem wenigem Farsi und mit Händen und Füssen können wir ihm erklären, dass wir Brot möchten. Kurzerhand lädt er uns zu sich ein. In einer grossen Stube mit vielen persischen Teppiche wird uns ein Frühstück am Boden serviert. In Kaschan angekommen, geniessen wir in einem alten ehemaligen persischen Badehaus Tee und Datteln. Hier im Iran gibt es so viele und verschiedene Datteln. Auch von den feinen Baumnüsse, Sultaninen, getrockneten Feigen sowie Pistazien und Mandeln können wir uns kaum satt essen. Kurzfristig entscheiden wir uns in Kaschan zu überachten und nehmen mit Elham von Warmshower Kontakt auf, welche uns zum Glück so kurzfristig bei sich, ihrem Mann und ihrer Tochter aufnimmt. Bevor wir von Elham empfangen werden, treffen wir Paul der deutsche Radfahrer, welcher vor sechs Monaten in Zürich gestartet ist. In einem Kaffee tauschen wir ein paar Erfahrungen aus. Dann holt uns Elham ab. Elham präsentiert uns ihre neugelernten Melodien auf dem traditionellen Iranischen Instrument dem Hackbrett. Als wir so gemütlich zusammen sitzen, zittert es plötzlich. Es fühlt sich an als sei es uns schwindlig. Doch als wir die Lampe wackeln sehen und es nach kurzer Zeit wieder ruhig ist, wissen wir, dass es ein Erdbeben war. Im Fernsehen wird dies bestätigt, dass ein Erde bei der Grenze zum Irak mit einer Stärke von 7.2 gebebt hat. Mehrere hundert Menschen verloren ihr Leben und ganze Dörfer wurden zerstört.

Am nächsten Morgen entscheiden wir uns in die Wüste nach Maranjab zu fahren, um den Salzsee zu besichtigen. Obwohl es nur 50km dahin sind, ist es eine Tagesetappe. Die Strasse ist teilweise sandig, sehr holprig und gewellt. Kurz vor dem Eindunkeln erreichen wir den Salzsee. Wir sammeln Feuerholz. Es gibt hier einige Lastwagen, welche Salz in die Stadt führen. Einer dieser Lastwagen hält an und füllt alle unsere Wasserflaschen mit frischem Wasser auf. Ein zweiter Lastwagenfahrer leiht uns seine Lampe aus, welche wir am Morgen an den abgemachten Ort legen. Dann wird es still in der Wüste und ein wunderschöner Sternenhimmel zeigt sich. Nach einer sehr kalten Nacht fahren wir fünf Kilometer über den Salzsee. Dieser wird nun weisser und die Salzstruktur zeigt sich immer deutlicher. Da es eine Sackgasse ist, heisst es den gleichen Weg zurück zu fahren. Die Dromedarherde grast dieses Mal unmittelbar am Strassenrand. Fasziniert beobachten wir diese Tiere einen Moment lang. Bei den Sanddünen machen wir halt, denn wir haben ein kleines Jubiläum zum Festhalten nämlich unsere 6000 Kilometer. Komischerweise bleiben heute die Salzlastwagen fern. Wir sind ganz alleine. Plötzlich wird die Stille mit Schüssen gestört. Das Militär, welche in der Wüste stationiert ist, probt für den Ernstfall. Uns ist etwas mulmig zu Mute und wir hoffen fest, dass sie uns sehen und wir nicht in die Gefahrenzone radeln. Nach vier Stunden anstrengender Fahrt erreichen wir Aran. Es war wunderschön diese Fahrt in die Wüste. Dennoch sind wir froh wieder zurück in der Zivilisation zu sein und wir geniessen einen frisch gepressten Karottensaft “ab havitsch”.

Nach unserer ersten Nacht im Park fahren wir in Richtung Meymeh. Eine zum Teil steile Passstrasse führt uns auf unseren höchsten Pass mit 2700müM. Im letzten Dörfchen kurz vor dem Pass dämmert es bereits und wir haben keine Lust in der Kälte auf dieser Höhe zu campieren. Als wir die Einwohner für einen Schlafplatz fragen, werden wir zur Moschee geschickt. Dort bekommen wir einen geheizten Raum mit Teppich ausgelegt. Im Nebenraum findet das Abendgebet statt und immer wieder schaut jemand durchs Fenster in unseren Raum. Mehrmals klopft es an der Tür und es wird uns Tee, Äpfel und Lavasch geschenkt. Früh am Morgen klettern wir die letzten Höhenmeter zum Pass hoch und geniessen die schnelle, luftige Abfahrt nach Meymeh.

In Meymeh nimmt der Verkehr wieder stark zu. Die letzten 30km vor Isfahan können wir mit einem blauen Pickup mitfahren. In Isfahan erwartet uns Reza, wiederum ein Warmshower Host. Dieser nimmt uns mit zu seinen Freunden zu einer Halbjahresfeier. Um 22:00 Uhr wird im Garten Blumen angepflanzt und um 22:30 Uhr nehmen wir das Abendessen ein. Nach unserem strengen Velotag fallen uns um 23:00 Uhr schon fast die Augen zu. Erst um 1:00 Uhr ist dann Aufbruchstimmung und um 2:00 Uhr kommen wir endlich zu unserem Schlaf. Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Paul, dem deutschen Cycler. Isfahan mit den beiden Brücken, dem Hosein Khomeni Square mit dem traditionellen Teehaus, den einladenden Cafes und dem frischgepressten Karottensaft gefällt uns sehr. In der Bäckerei wird uns Brot “sungäg” geschenkt und der Metzger präsentiert uns stolz seine Arbeit und schenkt uns zum Schluss einen Espresso ein. Wir bleiben gleich zwei Tage.

Wir entscheiden uns das Iranvisa von 30 Tagen nicht zu verlängern und nehmen den direkten Highway nach Shiraz. Um etwas Zeit zu gewinnen und schneller vorwärts zu kommen hitchhiken wir. Einmal hilft uns sogar die Polizei das nächste Zambia (blaue Pickup) anzuhalten. Der Ruf “crazy driver” dieser Fahrer bestätigt sich. Wir sind sehr erleichtert, dass wir heil wieder aus dem Auto steigen können. Denn während der Fahrt war der Fahrer ständig am Telefonieren, machte Spässe mit den anderen Autofahrer und filmte noch dazu.

In Safasshahr kommen wir um die Mittagszeit an. Als wir nach einem Restaurant suchen, hält ein Auto an und wir werden von Moij zu sich nach Hause eingeladen. Er lebt mit seinem Bruder noch bei der Familie. Die beiden Brüder sind sehr innovativ und eröffnen in zwei Wochen einen Coffeeshop und ein Crossfit-Studio. Am Abend geniessen wir ein leckeres Abendessen einmal mehr auf dem Fussboden.

Bei strömenden Regen verlassen wir am nächsten Morgen das Städtchen und versuchen unser Glück einmal mehr mit Hitchhiken. Es geht nicht lange und ein Pickup stoppt. Erst in Shiraz realisieren wir, dass er eigentlich gar nicht nach Shiraz musste, sondern die 200km hin und wieder zurück extra für uns gemacht hat. In Shiraz hält der Regen immer noch an und es ist kalt. Wir treffen Moijs Schwester Fatima und deren Freundin Romina. Diese zwei helfen uns unsere Dollars zu wechseln, was kein einfaches Unterfangen ist! Unser Host Mohammadhadi und seine Frau Nila wohnen etwas ausserhalb und zum Glück holen sie uns mit dem Auto ab. Die selbständige Architektin und ebenfalls selbstständiger Ingenieur sind begeisterte Veloreisende. Es beschäftigt uns einmal mehr, wie unfair die Welt ist. Nur weil wir den Schweizerpass haben, können wir ziemlich frei und günstig reisen. Für ein Iraner ist es fast unmöglich ein Visa zum Beispiel für Europa zu bekommen und zudem ist es extrem kostspielig. Am nächsten Tag machen wir zusammen mit unseren Hosts und deren Verwandten einen Ausflug ins herzige, alte “Bergdörfchen” Ghalat. Es ist ein kalter, aber schöner Herbsttag. Wir erfreuen uns am wärmenden Feuer über einen heissen Tee und einen saftigen Granatapfel. Es ist Erntezeit der Granatäpfel. Am Freitag fahren wir mit Mohammhadi und Nila per Rad durch Shiraz. Leider sind die Parks, der Bazar und einige weitere Sehenswürdigkeiten geschlossen, da es Freitag, der iranische Sonntag, ist.

Noch am gleichen Abend fahren wir mit dem Bus nach Borjazan, wo wir vor dem Polizeiposten im Park zelten. Am nächsten Morgen freuen wir uns über das warme Wetter. Wir fahren in Richtung Khormoj. Dort befindet sich ein Salzberg, welcher eine Wanderung wert wäre, jedoch zieht es uns weiter über die letzte Bergkette an den persischen Golf. Bereits bei Sonnenuntergang überqueren wir diese wunderschönen Sandberge. Im Dunkeln kommen wir am Strand des persischen Golfs in Del Aram an. Die Anwohner finden es keine gute Idee dort zu zelten und sie geben uns den Zugang zu einem gut ummauerten, aber noch unfertigen Bau. Später bringen sie uns noch eine warme, iranische Suppe “Asch” vorbei.

Am nächsten Morgen radeln wir zum nächsten Dörfchen und treffen Reza. Er arbeitet in Asaluyeh in einer Petrochemie-Fabrik. Seine Eltern wohnen in Bushehr, wo er nach zwei Wochen Arbeit jeweils eine Woche Ruhezeit verbringt. Er nimmt uns gerne in seinem kleinen Peugot mit. Obwohl wir sehr unbequem und eng zu zweit auf dem Vordersitz sitzen, sind wir froh und dankbar für diese Mitfahrgelegenheit. Am Abend in Asaluyeh geniessen wir wieder einmal unseren geliebten, frisch gepressten “ab havitsch” Karottensaft (genau übersetzt: Wasser Karotte). Die Iraner geniessen diesen im Becher drin mit einem Eiscream (Safraneis oder Milcheis). Als wir auf der Strandavenue kochen, kommt ein Mann mit zwei Pizzas, zwei Salaten, Cola, Pommes Frites und fritierten Pilzen. Er habe uns kochen gesehen und wollte uns eine Freude machen. Da wir bereits satt waren, schenkten wir zwei Jungs dieses Festmahl, welche uns mit grossen und freudigen Augen anschauen, hinsitzen und die Mahlzeit verschlingen. Als wir nochmals im Cafe sitzen, werden wir von Mohammed und einem Freund zu sich in die WG eingeladen. Diese Einladung nehmen wir erst an, nachdem sie uns Fotos von ihren Radtouren zeigen. Wir sind froh über diese Übernachtung, da uns der Park nicht so passte. Mohammed liebt das Velofahren, ist im Judo-Nationalteam dabei und spielt Duddelsack. Er spricht jedoch kein Englisch und zum Glück gibt es die Google-Übersetzung.

Auf der alten, einsamen Hauptstrasse fahren wir gemütlich nach Parsian. Wir campieren an einem ruhigen Plätzchen in der Semiwüste. Mit Rückenwind radeln wir am nächsten Morgen auf der einsamen, aber wunderschönen Küstenstrasse in Richtung Bandar Lengeh. Zurück wieder auf der Hauptstrasse nimmt uns am kommenden Morgen ein Lastwagenfahrer mit. Wir geniessen es einmal zu den grossen Verkehrsbeteilgten zu gehören.

In Bandar Lengeh steigen wir auf den Bus bis nach Bandar Khamir um und erreichen noch am selben Abend per Fähre unser langersehnte Ziel die Insel Qeshm. An einem ruhigen Plätzchen umgeben von Sandbergen schlafen wir. Die Bevölkerung auf der Insel scheint arm zu sein und die Dörfchen ähneln meist einer Baustelle. Immer wieder treffen wir Frauen mit einer Maske an. Laut unserer Internetrecherche kommt dies von Arabien und die alten Frauen verbergen so ihre Falten. Die Masken sind massgeschneidert und teuer. In Bandar Abbas gibt es sogar junge Frauen, die diese Masken tragen und unterschiedliche Farben benützen: Orange für verlobte, rot für verheiratete und schwarz für Mädchen und alte Frauen. Zum Glück ist es nur noch eine sehr kleine Minderheit, welche diese Tradition leben. Von Salakh führt eine sehr schöne Schotterpiste entlang des persischen Golfs in Richtung Qeshm. In Suza erleben wir einmal mehr wie sich plötzlich die Strassen leeren und die Shops für die Gebetszeit schliessen. Für die Nacht finden wir ein schönes Plätzchen und am nächsten Morgen erreichen wir nach einer kurzen Fahrt Qeshm. Da es Freitag ist und die Cafes zu haben, fahren wir mit der Fähre auf die Insel Hormuz.

Die Insel Hormuz ist eine kleine Insel, welche viele iranische Touristen hat. Nach einer Nacht im Zelt biken wir am kommenden Morgen zum eindrücklichen Regenbogenberg mit den vielen verschieden farbigen Gesteine und weissem Sandstein, was wie Schnee aussieht. Es ist traumhaft schön und es ist ein weiteres Highlight unserer Iranreise. Abseits von den 4×4 Jeeps und den Touristen überqueren wir die Insel. Wir stoppen beim Strand mit roten Sand und beenden unsere Tour mit der Überfahrt nach Bandar Abbas.

Noch in der selben Nacht wollen wir die Fähre nehmen, jedoch die iranische Bürokratie ist kompliziert und wir schaffen es nicht rechtzeitig das Ticket zu beschaffen. Somit müssen wir die nächste Fähre in zwei Tagen nehmen. Nun sind wir in Bandar Abbas gestrandet und haben keine Unterkunft. Über Warmshower versuchen wir unser Glück so kurzfristig eine Unterkunft zu finden. Ahmed von Warmshower hat leider schon Gäste und er meint der Park sei sicher zum Übernachten. Im Park bittet uns Mehrdad um Hilfe bei seinem Fahrrad. Er findet es keine gute Idee im Park zu schlafen und lädt uns zu sich nach Hause ein. Dank google-Übersetzung können wir uns verständigen, da sie kein Englisch können und wir zu wenig Farsi. Mehrdad wohnt nämlich zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester mit Mann und Sohn zusammen. Die Männer haben eine Im- und Export Firma kürzlich eröffnet. Zum letzten Mal geniessen wir die iranische Gastfreundschaft und werden von Maryam mit den feinsten iranischen Speisen bekocht. Ein Sandsturm weht und der Junge hat schulfrei. Deshalb erstaunt es uns nicht, dass die Fähre von der nächsten Nacht gecancelt wurde. Somit bleibt uns nichts anderes übrig als zu fliegen. Mit Hilfe von Ahmed vom Warmshower kommen wir schnell zu zwei Veloschachteln. Wir verpacken unsere Räder und unsere Freunde Mehrdad und Kianush bringen uns zum Flughafen. Zum Abschied schenkt Maryam Judith ein Kopftuch. Endlich ein iranisches Tuch, welches nicht dauernd runterrutscht, aber bald ist dies zum Glück vorbei😀 Am Flughafen angekommen, müssen wir die Velos auspacken und mit Folien umwickeln, da sie in der Box von der Fluggesellschaft nicht akzeptiert werden. Wir treffen ein Cycler von Belgien, welcher in 2 Monaten ebenfalls 7000km von Belgien nach Bandar Abbas gefahren ist. Wir sind sehr erstaunt. Dies hat mit seinem leichten Fahrrad und mit dem Alleine reisen zu tun.

Fazit: Noch nie haben wir eine so grosse Gastfreundschaft wie im Iran erlebt. Wir können nur von ihnen lernen! Alle Vorurteile sind total falsch und es tut uns extrem leid für sie. Immer wieder entschuldigen sie sich für ihre Regierung unter derer sich fast alle eingeengt fühlen und darunter leiden. Vor allem die Frauen bekommen es mit der Kleidungs- und Kopftuchvorschrift sehr stark zu spüren. Viele Internetseiten und TV-Sendungen können nur mit VPN gesehen werden. Es gibt sogar iranische TV-Sender, welche von London senden. In dieser tragen die Moderatorinnen kein Kopftuch. Nur weil sie ein Iranpass haben, können sie nur sehr beschränkt reisen! Die Männer bekommen den Reisepass, den Führerschein und den Abschluss der besuchten Uni nur nach zwei Jahren Militärdienst, ausser der Vater diente im Irak-Krieg. Obwohl das Land aufgrund seiner grossen Bodenschätze an Gas, Erdöl, Gold, Kupfer und Eisen eines der reichsten Länder sein könnte, weiss niemand, wo das Geld hingeht. Es gibt sehr viele Arbeitslose und viele finden auf ihrem studierten Fachgebiet keinen Job. Wir hoffen sehr, dass sich die Regierung und somit die Situation für die Bevölkerung bald ändern und sich zum Guten wenden wird!r können Iran als Reiseziel bestens empfehlen. Nirgends auf unserer Reise haben wir uns so sicher gefühlt. Die Iraner lieben Touristen, das Warmshowern funktioniert bestens, in den Parks kann problemlos gezeltet werden und in den kleinen Dörfern darf in den Moscheen übernachtet werden. Aber das 30 Tagevisa reicht nicht aus! Es kann gut in Teheran, Isfahan und am besten in Shiraz verlängert werden. Wir haben uns aus drei Gründen gegen das Verlängern entschieden: 1. das Kopftuch, 2. teurere Flüge um die Weihnachtszeit und 3. die Bürokratie des Verlängerns. Man muss sich bewusst sein, dass man mit Mastercard, Visa, Maestro und Co. kein Geld beziehen kann. Für die ganze Reisezeit muss genügend Euro oder Dollars mitgeführt werden, welches unterwegs in den grösseren Städte zu Rials gewechselt werden kann. Zum Glück haben wir dies noch kurz vor Einreise erfahren. Das Geld hat keinen Wert und so haben wir meistens mehrere Millionen im Geldbeutel. Die Einheimischen sprechen im Alltag von Tuman und lassen die vielen Nulls einfach weg (10 Tuman = 100’000 Rials ≈ 3 CHF). Bis zum Schluss können wir uns nicht an diese Währung gewöhnen, denn sie sagen zehn meinen aber hundertausend. Auch mit den Badezimmern können wir uns nicht anfreunden. Nach einem Besuch ist man immer mindestens an drei Stellen nass: Füsse, Hände und A…. (kein WC-Papier) Die Dusche ist jeweils ohne Abgrenzung und Vorhang in der Mitte des Bades. Als Veloreisende vermeidet man besser die stark befahrenen Highways ohne Pannenstreifen, indem man auf kleinere Strassen ausweicht, hitchhikt oder den Bus nimmt. Es wird dem Volk viele Grenzen gesetzt. Ein kleiner Teil spüren wir als Fahrradfahrer täglich mit den vielen Absperrungen. Immer wieder muss das Rad über ein Hindernis und Graben getragen oder auf den hohen Gehsteig mühsam gehievt werden.

Armenien

Mit einem freundlichen “welcome” werden wir vom Grenzposten empfangen. Auch die armenischen Hunde begrüssen uns bellend. Wir haben gelernt blitzschnell vom Velo zu steigen, was die beste Methode gegen die angreifenden Hunde ist. Sobald wir stoppen, sind wir nicht mehr spannend.

Am ersten Abend in Armenien kampieren wir. Kaum haben wir das Brennholz zusammen, stört ein kalbsgrosser, bellender Hund unseren friedlichen Abend. Mit einer Überraschungsattacke versuchen wir ihn zu verscheuen, aber was in Albanien mit einem Hunderudel einst geklappt hatte, funktioniert hier nicht. Wir erinnern uns an den Bärenmann „Reno Sommerhalder” und wechseln die Strategie, indem wir beruhigend mit dem Hund sprechen. Nach einer ganzen Stunde geduldigem Zusprechen, was für ein schöner, lieber und braver Hund er sei, haben wir es geschafft! Der Hund beruhigt sich und schläft seelenruhig einen Meter neben unserem Zelt ein. Zum Tanz wie im Film „Der mit dem Wolf tanzt” wäre es bestimmt noch gekommen 🙂

Die Strasse M3 nach Wanadsor ist eine einzige Baustelle. Wir kämpfen uns durch eine staubige Schotterpiste. Müde kommen wir in Wanadsor an. Erst jetzt erinnern wir uns, dass wir über den schlechten Zustand dieser Strasse gelesen haben. Tja, kann passieren. Wir sind froh, dass wir in Wanadsor angekommen sind. In den schönen Cafes trinken wir Tee, kurieren unsere Erkältung aus und warten einmal mehr auf schöneres Wetter.
Nach zwei Tagen Erholung geht es weiter in Richtung Sewan-See. Entlang dem Sewan-See kämpfen wir uns mit Gegenwind nach Martuni. Zwanzig Kilometer vor Martuni rennt ein Hund mit uns mit. Am Ziel angekommen, liegt er erschöpft neben unseren Rädern. Wir bewundern seine sportliche Halbmarathonleistung und dies gegen den stürmischen Wind. Am nächsten Morgen winselt der Hund. Es scheint, als sei er immer noch erschöpft und dass seine Pfoten noch weh tun. Trotzdem begleitet er uns tapfer, gegen unseren Rat hier zu bleiben, bei kalten Temperaturen hinauf auf den Vardenyats-Pass 2410müM. Er ist zu einem super Begleiter und Beschützer geworden. Als ein Mann Judith einen saftigen, roten Apfel schenkt, knurrt der Hund skeptisch. Ein weiterer Hund schliesst sich uns an. Nun sind wir sogar zu viert unterwegs, jedoch wird das vierte Reisemitglied von unserem Beschützer-Hund nach wenigen Kilometern wieder weggejagt. Auf der rasanten Passabfahrt kann der Hund jedoch nicht mehr mithalten und schweren Herzens verabschieden wir uns von ihm und schenken ihm noch unser letztes Stück Brot.

In Vayk warten wir einmal mehr das schlechte Wetter ab. In einem Shop treffen wir die erste englischsprechende Armenierin. Sie kann uns viele ungeklärte Fragen über Armenien beantworten. Das Warten hat sich gelohnt! Bei schönstem Herbstwetter machen wir uns auf den Weg über den Vorotan-Pass 2344müM. Die Passstrasse führt durch ein enges, wunderschönes Tal. Oben auf dem Pass werden wir mit der Aussicht auf den Ararat (höchster Berg in der Türkei 5137m) und mit einer verschneiten Landschaft belohnt.

Kurz vor Tatev geht es 600 Höhenmeter in die Tiefe und dann führt eine Zickzack-Strasse diese 600 Höhenmeter wieder hoch nach Tatev. Um dies zu umgehen, nehmen wir bequem die Schweizer Luftseilbahn und können so zwei Stunden strampeln auf dem Velo ersparen. Nach Tatev geniessen wir eine super Bikepiste in Richtung Kapan. Als ein bellender Hund von der Seite heran gerannt kommt, wird Judith durch den abrupten Stopp auf der Kiesstrasse vom Rad geschleudert. Ausser einer Schürfwunde am Knie kommt sie zum Glück Heil davon weg. Einmal mehr nerven wir uns ab den Hunden!!!

In Kapan geniessen wir ein weiteres Mal die guten und günstigen Hotels aus der Sowjetzeit. Auch hier ist es immer noch zu kalt um zu kampieren. Nach Kapan gehts auf den letzten grossen Pass, den Meghri-Pass 2535müM hinauf. Von da geht es runter nach Meghri und in Richtung Iran.

Fazit: Armenien hat uns sehr gefallen. Die Menschen sind eher zurückhaltend, aber wenn man sie näher kennen lernt sehr herzlich und hilfsbereit. Wir erlebten die Armenier, im Gegensatz zu anderen von uns gelesenen Reiseberichten, als sehr ehrlich und grosszügig. Wir hatten nur einmal das Gefühl zu viel bezahlt zu haben. Im Gegenteil, uns wurde auch immer wieder Gemüse und Früchte geschenkt. Besser als in Georgien ist die Infrastruktur. Es hat mehr Einkaufsmöglichkeiten mit frischen Produkten und mit einer grösseren, abwechslungsreicheren Auswahl. Es gibt auch vermehrt schöne Cafes und Restaurants zum Verweilen mit einer vielseitigeren Auswahl an Menus. Obwohl sie im Krieg mit Azerbaijan im Waffenstillstand sind, merkt man von dem zum Glück nicht allzu viel. In Vayk ist die Militärpräsenz jedoch sehr gross. An dieser Stelle ist Armenien von beiden Seiten von Azerbaijan umgeben und das umstrittene Bergland, Bergkarabach, liegt dort in der Nähe. Es leben mehr Armenier im Ausland als im eigenen Land. Jedoch erstaunt dies nicht, wenn man das Land bereist. Denn das Land ist extrem gebirgig mit wenig Landwirtschaftsmöglichkeiten. Zudem sind die meisten Orte sehr hoch gelegen.
Die Armenier wurden auch immer wieder aus den verschiedensten Regionen vertrieben. Der Völkermord der Türken an den Armeniern liegt noch tief in den Knochen. An Bergkarabach, das in Azerbaijan liegt, halten sie fest und werden dies wahrscheinlich nie aufgeben. Aus unserer Sicht ist dies verständlich, da doch die meisten Bewohner dort Armenier sind und dieses Land einst durch Stalin an Azerbaijan verschenkt wurde. Der Konflikt wird sich wohl nie lösen. Der Stand der Armenier ist sehr schwierig, da Armenien keine Bodenschätze hat. Im Gegensatz dazu geniesst Azerbaijan ein grosses Weltinteresse, da sie sehr viel Oel haben und sich mit tollen Geschenken im Europarat immer wieder Ansehen erkaufen. Wir hoffen jedoch sehr, dass sich dieser Konflikt trotzdem bald lösen wird, denn diese Bergregion soll mit den vielen heissen Quellen eine wunderschöne Wanderregion sein.

Georgien

Gleich nach der georgischen Grenze ist die Strasse nur noch zweispurig, ohne Pannenstreifen, viele Schlaglöcher und es muss mit freiherumlaufenden Kühe und Schweinen auf der Strasse gerechnet werden. Desto pompöser erscheint Batumi. Es ist eine sehr westlich orientierte Hafenstadt gleich am schwarzen Meer. Hier gibt es wieder Zugang zum Meer. Wir fahren auf einem schönen Velostreifen entlang der Beach.

Etwas ausserhalb der Stadt treffen wir Alexander einen russischen Cycler. Er berichtet uns, dass er seit einem Jahr glücklich und ganz ohne Geld unterwegs ist. Sein Fahrrad ist schwer beladen. Im Vergleich dazu sind unsere beiden Räder Leichtgewichte.

Der Regen hat aufgehört und wir freuen uns über das schöne Wetter und wieder frei campieren zu können und dies auf einer wunderschönen Anhöhe mit Sicht aufs schwarze Meer.

Von Batumi geht es meist flach auf einer eher stark befahrenen Strasse nach Poti. Wir halten an einem Strassenbeiz und gemiessen ein gegrilltes Spiessli mit Schweinefleisch. In Poti wechseln wir einmal mehr die Ketten. Da sehen wir auch das erste Mal, wie das georgische Brot gemacht wird. Es sind fladenförmige Brote, welche in einem grossen Tontopf an die Wand geklebt und so gebackt werden. Von Poti geht es weiter nach Zugdidi. Dort finden wir den ersten MC Donald seit langem wieder. Wir sind froh Internet zu haben, um nochmals das Wetter zu checken. In den nächsten vier Tagen sieht es gut aus. Somit fahren wir zuversichtlich mit Proviant beladenen Rädern den verschneiten Bergen entgegen.

Das Tal Zugdidi-Mestia ist sehr einsam. Ab und zu fährt man an kleinen Besiedlungen durch, welche auch immer wieder Hunde haben. Ein Hund ist so aggressiv, dass er in die Hintertasche von Andi schnappt. Ein Autofahrer kann uns auf der Stelle vor dem Hund schützen, in dem er mit seinem Auto dazwischen fährt. Uff, ist ja nochmals gut gegangen. Sobald die Sonne weg ist, wird es extrem kalt. Zum Glück finden wir ein Schlafplätzchen mit Brennholz. Unser erstes Lagerfeuer wärmt uns. Vergebens versuchen wir immer wieder unseren Proviant aufzustocken. Es ist zum Verzweifeln, denn in den schäbigen Läden gibt es kein Gemüse, nur russische oder deutsche Büchsennahrung, Würste, Pasta, jede Menge Süssigkeiten und natürlich Unmengen an Alkohol in grossen 2,5 Liter Flaschen! Auch am zweiten Abend sind wir froh um das wärmende Feuer. In der Nacht wird es sehr kalt, da wir auch bereits auf 1300 müM. sind. Am Morgen hat es sogar Raureif. Immer wieder werden wir von Touristenbussen überholt. Mestia ist ein beliebtes Touristenziel, da es ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Zufahrt nach Ushguli (das europäisch höchstgelegene Dorf) ist.

In Mestia kaufen wir warme Bettsocken ein. Es ist ein secondhand Laden und eine alte Frau hilft uns nach den passenden Socken zu wühlen.

Wir machen uns auf den Weg nach Ushguli. Ein erster schöner Pass überqueren wir. Bei der Runterfahrt wird die Strasse schlechter. Bauarbeiter betonieren die Strasse somit wird sich der Strassenzustand, zumindest hier, bald verbessern. Dann wird der Weg holprig und teilweise sehr schlammig. Plötzlich kommt ein Hund auf Andi zugerannt. Andi drosselt das Tempo und wehrt den Hund ab. In dem Moment kommt ein zweiter, grosser Hund mit einer abgerissenen Kette um den Hals von Vorne auf Andi zugestürzt und schnappt ihn in die Wade! Andi fällt um und kann noch mit dem anderen Bein ein weiterer Schnapp abwehren. So schnell wie der Hund gekommen ist, ist er dann auch wieder weg. Ein herankommender Büslifahrer hat die Szene beobachtet und drängt uns ins Spital zu gehen. Er bietet auch gleich eine Fahrt zurück nach Mestia an. Wir desinfizieren die Wunde, laden unsere Räder dankend ins Büsli ein und fahren zurück nach Mestia. In Mestia wird Andi in einem kleinen, alten Spitalzimmer verarztet und mit einer Tollwutimpfung versehen.

Bei diesem Hund wollen wir nicht mehr vorbei fahren und somit nehmen wir am nächsten Morgen ein Taxi nach Ushguli. Selbst mit dem Auto ist die Fahrt sehr lange, holprig und schlammig. Nach fast zwei Stunden kommen wir in Ushguli an. Wir übernachten in einem alten, am verlotternden Guesthouse mit vom Schnee eingedrückten Fenstern. Es hat nur einen Ofen beim Eingang, welcher am Morgen eingeheizt wird. Bereits in der Nacht beginnt es zu regnen und auch am nächsten Tag ist es trüb und regnerisch. Wir haben keine Lust bei diesem Wetter über den uns bevorstehende 2600müM. Pass zu fahren. Deshalb entscheiden wir uns nochmals eine Nacht in Ushguli zu bleiben. Am Morgen werden wir vor unseren Augen von der Hostmother bekocht. Sie verarztet auch noch Andis Bein. Bei Regen gibt es in Ushguli keinen Strom. Wir hören in einer Beiz den Generator laufen und finden da Wifi und Strom. Das Wetter sieht nicht gut aus in den nächsten Tagen und es wird auch noch schneien. Am nächsten Morgen entscheiden wir uns dann doch über den Pass zu fahren, da Andi auch noch die zweite Tollwutimpfung machen muss.

Leider dauert das Schönwetterfenster nur kurz und es beginnt zu schneien. Die Strasse wird immer schlechter. Zum Glück sind wir geübte Mountainbiker und haben wasserdichte Taschen und Regenkleider. So werden unsere Kleider nicht so schmutzig, wenn wir durch grosse, dreckige Wasserpfützen fahren müssen. Obwohl die Fahrt ins nächste Dorf meist abwärts geht, haben wir unglaublich lange. Die Strasse ist sehr schlecht und schlammig. Als wir wieder näher zu den Besiedlungen kommen, bewaffnen wir uns je mit einem Stock gegen die Hunde. Nach 6 Stunden, bereits im Dunkeln, kommen wir verfroren und nass in Lentechi an. Wir finden ein super Guesthouse und werden gut bekocht.

Am nächsten Morgen begleitet uns die Hostelbesitzerin sogar ins Spital und dolmetscht mit ihrem guten Englisch. In Mestia musste Andi für die Behandlung und die Impfung 100 GEL (39.-CHF) bezahlen. Die Besitzerin und auch im Spital finden sie das extrem teuer. Und so kommt es, dass die zweite Impfung gerade noch 14 GEL (5.- CHF) kostet. Auch dieser Tag ist regnerisch und somit bleiben wir eine weitere Nacht in Lentechi.


Wir sind sehr froh, dass die Strasse von Lentechi nach Kutaisi wieder in einem guten Zustand ist. In Kutaisi bleiben wir gleich drei Tage, da es wieder einmal nonstop regnet. Die Strassen sind richtige Bäche geworden. Der Markt von Kutaisi ist ziemlich gross und wir freuen uns über das frische Gemüse und die feinen Früchte. In einem sehr günstigen Guesthouse fühlen wir uns wie zu Hause und wir backen sogar einen Zwetschgenkuchen.


Endlich zeigt sich die Sonne wieder und wir machen uns auf den Weg in Richtung Tbilisi. Wir fahren auf einer zweispurigen Autobahn mit einem breiten Pannenstreifen. Wir geniessen die gute und sichere Strasse. Hier bleiben auch die Hunde meistens fern. Auf dieser Strecke hat es viele Lastwagen und somit einige Möglichkeiten um Einzukehren. Nach zwei Tagen treffen wir in Tbilisi ein. Es ist eine grosse Stadt mit einer sehr schönen Altstadt. Hier in Tbilisi müssen wir das Iran-Visum abholen und Andis Velo wieder auf Vordermann bringen. Andis Hinterbrems hat Öl verloren und bremst nicht mehr. Zudem macht das Velo komische Klickgeräusche. Micha, der Velomech, ist sehr engagiert und sucht eine kreative Lösungen mit den vorhandenen Ersatzteilen. Am Samstag machen wir eine Sightseeing Tour durch die Altstadt. Überall wird frisch gepressten Orangen- und Granatapfelsaft angeboten.


Seit diesem August 2017 kann neu das Iran-Visum online beantragt werden. Dies haben wir bereits in Ushguli beantragt. Trotzdem ist es immer noch eine grössere Bürokratie bis wir dann endlich das Visum in der Hand halten. Erst nach 10 Tagen wurde unser E-Visa akzeptiert. Somit konnten wir am Montag die iranische Botschaft in Tbilisi aufsuchen. Das Office hat nur von 10.00- 13.00 Uhr offen. Als wir dort vorbeigehen, wird uns nach langem Warten noch weitere zu erledigende Punkte beauftragt: Den Betrag von je 50 Euro muss in der TBC Bank einbezahlt werden, dann braucht es eine Kopie der Krankenversicherung und ein Passfoto. Bis wir diese weiteren Anforderungen organisiert haben, hat das Konsulat bereits wieder geschlossen. Deshalb müssen wir noch eine weitere Nacht in Tbilisi anhängen. Am nächsten Morgen bekommen wir das Visum und machen uns auf den Weg in Richtung Armenien.


Die letzte Fahrt in Richtung Armenien gefällt uns landschaftlich sehr. Als es dämmert, fragen wir bei einem Steinmetz nach Wasser. Er lebt alleine in seinem Wohnwagen neben der Hauptstrasse. Er fordert uns auf bei ihm zu kampieren. Uns ist der Platz jedoch zu nahe an der Strasse. Deshalb lehnen wir das Angebot dankend ab. Als wir dann unser Plätzchen gefunden haben, kommt dieser Steinmetz mit dem Auto angefahren und bringt uns ein paar Holzschitter😀 Am nächsten Tag geniessen wir bei schönstem Herbstwetter ein Picknick im Freien ohne zu frieren. Wir sind zuversichtlich und freuen uns auf das neue Land Armenien.


Fazit: Abgesehen von den streunenden Hunden ist Georgien ein wunderschönes Land. Uns gefällt es, dass die Kühe, Schweine und Hühner frei herumlaufen können. Die Georgier fahren gerne sehr schnell Auto. Viele Autos erleben hier ein zweites oder sogar drittes Leben, viele haben verblasste , deutsche Werbeaufschriften. Zudem haben sehr viele keine Stossstange mehr und das Steuerrad ist mal auf der linken, mal auf der rechten Seite. Die Menschen sind zurückhaltender als die Türken, jedoch sind sie stets hilfsbereit. Aber auch sie rauchen extrem viel, sogar die Taxifahrer und man raucht immer mit! Nur wenige sprechen Englisch. Die Georgier sind sehr gesellig und trinken gerne Alkohol. Uns wird immer wieder Chacha (georgischer Schnaps) oder Bier angeboten, welches wir aber immer ablehnten. Auf ihr Chatschapuri sind sie stolz und im ganzen Land gibt es dieses in verschiedenen Varianten: Fladenbrot mit Käse und je nachdem ein Ei dazu. Obwohl wir gelesen haben, dass die georgische Küche abwechslungsreich sei, haben wir es als eher einseitig erlebt. Wie gesagt Chatschapuri gibt es fast immer und zu jeder Zeit sogar zum Frühstück. Dann gibt es das gleiche einfach mit Bohnen (Lobiani) oder mit Fleisch (Kubdari). 

Türkei


Noch in Griechenland machen wir uns schlau darüber, wie wir uns auf dem Fahrrad bekleiden dürfen. Judith trauert jetzt schon an den kurzen Hosen nach und denkt, dass sie mit 3/4-Hosen fahren muss. Bei dieser Hitze ist dieser Gedanke nicht so cool! Bereits auf der schaukelnden Überfahrt auf dem Catamaran stellen wir fest, dass die Türkinnen sich wie die Europäerinnen kleiden. Als wir in Marmaris ankommen und sehen, dass die Frauen auch noch am Abend im Bikini unterwegs sind, kann Judith langsam aufatmen. Wir sehen lediglich eine Frau im Kostüm baden, alle anderen baden in Bikinis!
Von Marmaris, eine belebte und pulsierende Ausgangsstadt, sind wir vor allem von den sicheren Radstreifen begeistert! Wo gibt es dies schon?

Nach einem Ruhetag verlassen wir Marmaris. Wir wollen am Beach durch den Marmaris Nationalpark nach Dalyan fahren. Morgensfrüh machen wir uns auf den Weg. Die Aufräumarbeiten und die vielen herumliegenden Bierflaschen und Müll, lassen erahnen, dass eine grosse Party stattgefunden hat. Erst später realisieren wir, dass das Ende des Ramadans gefeiert wurde. Nun zurück zu unserer Fahrt nach Dalyan. Nach 5 Kilometer ist die Strasse gesperrt, da wir in ein Mitliärgebiet kommen. Wir müssen neu planen. Schnell haben wir eine Lösung und machen uns auf den Weg. Eine zweispurige Strasse mit einem breiten Pannenstreifen führt uns hinauf weg von Marmaris. Wir verlassen diese Hauptstrasse und trampen kräftig in die Pedalen auf einer einsamen Strasse einen Pass hinauf. Da staunen wir nicht schlecht als kurz nach dem Pass, bereits auf der Runterfahrt, wir wiederum vor einer versperrten Strasse stehen. Aha, deshalb war die Strasse so einsam… Es bleibt uns nichts anderes übrig als wieder um zu kehren und zurück zur Hauptstrasse zu fahren. Die Moral ist angeschlagen, sind wir doch nun bereits den ganzen Morgen auf dem Rad und wir stehen wieder fast bei Kilometer null!


Nach einem Tief kommt meist ein Hoch:-) Wir kehren bei einer unscheinbaren Bude am Strassenrand ein. Leider verstehen diese kein Englisch. Mit unserem Türkisch können wir gerade Wasser und türkischen Tee bestellen und sagen, dass wir essen wollen. Aber dann hört es auf… Schnell kommt vom Nebentisch Hilfe herbei geeilt. Zuerst mit Englisch und dann sogar mit Schweizerdeutsch! Vielen herzlichen Dank Burudu für deine Hilfe!:-) Sie gibt uns dann auch noch ein paar Tipps, was wir unbedingt besichtigen sollen. Das Gözleme mit Köfte ist fantastisch!
Das Reisen im Herbst ist einfach super, denn es ist Erntezeit. Immer wieder kommen wir an Stände am Strassenrand vorbei, welche frischgepressten Orangen- & Granatapfelsaft anbieten. Mmh sind die lecker und so frisch!
Ui, ui, ui Judith hat einen Platten am Hinterreifen eingefahren. Müde reparieren wir diesen.


Pünktlich zum Sonnenaufgang, mit dem Gebetsruf der Moscheen, klingelt der Wecker. Wir sind am See bei Köycegiz. Die vielen Kaffees sind sehr einladend. Wir sind immer noch auf dem Umweg nach Dalyan. Der Weg dahin führt uns auf der Schnellstrasse dorthin und unsere Motivation auf diese Strasse hält sich in Grenzen. Am Vorabend haben wir ein Plakat mit einer Werbung von einer Fähre gesehen. Wir erkundigen uns, wo und wann denn diese Fähre nach Dalyan fährt. Schnell bekommen wir Hilfe und wir können mit einer Bootsfahrt, welche eine Safari macht, mitfahren. Für uns wird das Boot extra gekehrt, sodass wir unsere Räder schön vorne beim Bug anbinden können. Und so kommt es, dass wir gleich die Topplätze auf dem Bootsdach bekommen. Kurz vor der Stadt Dalyan werden wir gebeten runter zu kommen, da es die Polizei nicht erlaubt auf dem Dach zu sitzen:-)
Auch auf dem Land bekleiden sich die Türkinnen, wie die Europäerinnen. Nur einzelne Frauen und meistens ältere tragen ein Kopftuch. Wir treffen den ersten Tourenradfahrer! Es ist der Türke, Murat. Er ist auf einer vierwöchigen Tour von seinem Wohnort Istanbul unterwegs. Er bestätigt, dass unser Fahrradtenu vollkommen in Ordnung sei. Türkei sei etwa bei Ankara geteilt, das heisst im westlichen Teil leben die moderneren und offeneren Türken und im östlichen Teil ist es eher traditionell. Auch er gibt uns ein paar Tipps und rät uns ab ins Kurdengebiet zu reisen, was wir aber auch nicht vor hatten.


Die türkische Gastfreundschaft und das türkische Essen gefällt uns sehr. Die Menschen sind dynamischer als die Griechen. So wie wir mit unserer Decke und Kissen am Boden sitzen, nehmen auch viele Türken ihre Mahlzeit zu sich. Auch die frischen Salate, die feinen Omeletts, kein Schweinefleisch und die Köfte (Hackfleisch-Bällchen) sind uns sehr Willkommen. Einmal mehr geniessen wir an einem Strassenrand eine leckere Melone. Der Verkäufer setzt sich gleich zu uns und isst mit uns mit. Wir versuchen uns mit ihm zu unterhalten, jedoch leider verstehen wir ihn nicht… Wir müssen unsere Türkischkenntnisse unbedingt verbessern!
In Kas stellt Andi im Spiegel mit Schrecken fest, dass er definitiv wie ein Freek aussieht! Bart und langes, zerzaustes Haar. Zum Glück wimmelt es von Barbers. Andi geniesst das volle, türkische „Kuaför“-Programm: Das heisst Haare schneiden und Bart rasieren, inklusive Augenbrauen schneiden, Nasen- und Ohrenhaare mit brennender Watte entfernen sowie Kopf- und Nackenmassage! Dies alles für 50 Türkische Lira (16.- CHF). Am Strassenrand entdeckt Andi einen Mann hinter der Nähmaschine und er lässt gleich sein Reissverschluss beim Tricot nähen. Im Nachhinein stellen wir fest, dass es der Schuhmacher ist und sehr wahrscheinlich ist diese Art von Näharbeit nicht üblich.


In Kas sind wir unschlüssig, wo unsere Reise weitergehen soll. Wir zeichnen mehrere Möglichkeiten auf dem Tablet auf. Uns reizt das Hinterland sehr, letztendlich aber entscheidet der Würfel für die Strecke. Bereits am ersten Abend als wir nach Wasser fragen, erfahren wir die türkische Gastfreundschaft auf ein Neues. Es wird uns frische Trauben angeboten und Peperoni mit auf den Weg gegeben. Am nächsten Tag werden wir wiederum mit frischen Trauben von einem vorbeifahrenden Auto beschenkt. Am Abend fragen wir bei einem Bauer um Wasser und dieser lädt uns gleich zum Cay ein. Nebst dem Cay gibt es Fladenbrot, eingelegte Aprikosen, frische Oliven, Tomaten und Käse. Er bietet uns sogar an neben seinem Haus das Zelt aufzustellen und gibt uns Eier mit auf den Weg. Auf seinem Grundstück zu schlafen schlagen wir jedoch höflich ab und ziehen weiter. Wir müssen uns noch an diese grosse Gastfreundschaft gewöhnen. Auch am Wegrand sind wir für Früchte- und Gemüseverkäuferinnen eine willkommene Abwechslung. Diese älteren Frauen erweisen sich als sehr selbstbewusst und mütterlich. Sie sind besorgt, dass wir genug essen und einen guten Sitzplatz haben:-) Für den Cay bezahlen wir meistens nichts, denn entweder lädt uns jemand ein oder der Besitzer will nichts haben. Auch mehrmals müssen wir dankbar Geschenke ablehnen, weil unsere Taschen bereits gefüllt sind und wir erklären, dass wir nicht so viel mittragen können. Zweimal werden wir von Lehrern zum Cay eingeladen. Der zweifache Vater Ali und Lehrer engagiert sich für Erasmus das Austauschprogramm für Studierende. Er lädt uns sogar zum Mittagessen ein. Er freut sich sehr, dass Touristen trotz dieser angespannten Situation in der Türkei sein Land bereisen.


Von Beysehir nach Aksaray nehmen wir den Bus. Wir wollen etwas vorwärts kommen, denn der Herbst naht und wir möchten unbedingt noch nach Georgien, welches sehr gebirgig ist, zudem soll die steppenartige Mondlandschaft bis Aksaray nicht sehr spannend sein. Die Fahrt kostet 35 TL pro Person (9.-Fr.) und die Räder sind gratis, jedoch klappt es erst beim zweiten Busunternehmen. Als der Bus ankommt, beginnt das grosse Rätselraten, wie diese Räder denn nun in den Bus eingeladen werden können… Als die acht türkischen Männer noch rätselnd vor dem Gepäckabteil stehen, sieht Judith eine Lösung, nimmt ihr Rad und stellt das Rad einfach stehend in die Gepäckslucke. Sie schiebt einen Koffer etwas zur Seite und das Rad hat perfekt Platz. Bis auf ein Mann sind alle begeistert von Judiths Aktion und lächeln ihr bewundernd zu. Dann packen die Männer an und schnell ist dann auch Andis Rad eingeladen. In Aksaray erwartet uns der erste Warmshower. Bis jetzt hatten wir immer wieder versucht bei Warmshower zu übernachten, jedoch hat es nie geklappt. Ahmed ist ein Student in Aksaray. Er lebt in einer Junggesellen-WG mit Met zusammen. Wir waren froh um diese Bleibe, da wir erst spät in Aksaray mit dem Bus ankamen, jedoch waren wir dann auch wieder froh weiterzuziehen.


Aksaray hat über 100 Moscheen. Wenn die Gebetszeit ist, tönt es durcheinander in den Gassen der Stadt. Wir haben uns schon ein paar Mal gefragt, wieso nicht koordiniert und gemeinsam gebetet wird. Im Park treffen wir auf einen Mann, der uns diese Frage beantworten kann. Er erzählt uns, dass es vor 10 Jahren eine gute Lösung gab und zwar, dass nur noch von einer Moschee gesungen wurde und dies per Lautsprecher in den anderen Moscheen zu hören war. Dies wurde jedoch vor fünf Jahren wieder geändert, da man der Meinung war, dass es Tradition sei individuell das Gebet von den einzelnen Moscheen auszurufen und diese Erneuerung ihr Erstreben von Allah nach dem Tod aufgenommen zu werden gefährdet ist. Dieser Mann erzählt uns auch, dass es schwierig sei eine sichere und gut bezahlte Arbeit zu bekommen. Zudem bestätigt er unsere Beobachtung, dass vor allem in den Strassenbau und in Moscheen investiert wird.
Nun freuen wir uns auf Kapadokien. Die weissen Sandsteine und die Felsen mit den Felsbehausungen sind eindrücklich. Etwas abseits des Tourismus finden wir ein wunderschöner Schlafplatz. Andi sieht auf dem GPS, dass es parallel zur Hauptstrasse eine kleine Schotterpiste G2 hat. Diese führt uns am Morgen zu einem Aussichtspunkt ins „love valley“, welches sehr schön von oben anzuschauen ist.


Von Kayseri nach Sivas gibt es nur eine einzige sehr stark befahrene Strasse, weshalb wir den Bus nehmen. Es gelingt uns nach mehreren Anläufen die Fahrräder gratis mit dem Bus mitzuführen. So bezahlen wir pro Person 25 Türkische Lira (8.-Fr.). Hier in dieser Gegend tragen die meisten Frauen ein Kopftuch. Judith fährt nun, nur noch mit den 3/4 Hosen. Mit Rückenwind fahren wir von Sivas in Richtung Zara. Es ist ebenfalls eine mehrspurige Strasse, aber zum Glück hat es wenig Verkehr und einen breiten Pannenstreifen. In Zara kommen wir mit einem Imam ins Gespräch. Er zeigt uns stolz Fotos von seiner Familie. Nach Zara biegen wir in eine kleinere Strasse ein. Ein schöner Pass, der auf 2010müM. hoch geht, erwartet uns.


Kurz vor Bayburt kämpfen wir mit Gegenwind. Es wird uns auch erzählt, dass es regnen wird. Nach fast 10 Wochen ohne Regen unterwegs zu sein und sich nicht übers Wetter Gedanken zu machen, da es immer schön ist, kommt dies überraschend für uns. So nehmen wir das Angebot für die Mitfahrt von einem Lieferbusfahrer nach Bayburt gerne an.


In Bayburt studieren wir das Wetter. Es sieht für die kommenden Tage nicht so gut aus. Uns steht ein Pass mit 2500müM. zu überqueren bevor. Wir entscheiden uns bereits in Richtung Pass loszufahren, um dann am nächsten Tag die Überschreitung zu machen. Bereits nach einer Stunde Fahrt suchen wir Unterschlupf vor dem Regen. Der Regenschauer dauert nur kurz und wir können wieder weiter fahren. Es hat stark abgekühlt und wir kämpfen mit Gegenwind. Ein Bauer hält uns an. Er fragt uns, wohin wir wollen. Als er erfährt, dass wir nach Uzungöl über den 2500müM. Pass wollen, schüttelt er vehement und besorgt den Kopf. Er bittet uns umzukehren und bei ihm im nächsten Dorf zu essen und zu übernachten. Morgen sei das Wetter dann besser. Wir bedanken uns für seine Einladung, jedoch haben wir keine Lust wieder zurück zu fahren. Für uns war sowieso klar, dass wir den Pass erst am nächsten Morgen in Angriff nehmen. Als wir ein windgeschütztes Plätzchen mit Wasser sehen, halten wir gleich an und richten uns für die Nacht ein. Etwas später, genau als Andi am Duschen ist, kommt dieser besorgte Mann wieder und bringt uns Essen. Er ist zufrieden, dass wir erst am nächsten Tag den Pass überqueren.


Am Morgen früh, warm eingepackt, machen wir uns auf den Weg hoch zum Pass. Es ist einmal mehr ein wunderschöner Pass! Die Schotterpiste ist gut fahrbar. Da staunen wir nicht schlecht als wir kurz vor dem zweiten Gipfel eine kleine Hütte am Weg stehen sehen, welche mit Otel angeschrieben ist. Von drinnen dringt laute Musik nach draussen. Wir steigen ab und trinken erfreut einen Cay am warmen Cheminée. Es stellt sich heraus, dass dieser ältere Mann 22 Jahre in Stuttgart gelebt hat und nun seit 26 Jahren wieder zurück in der Türkei ist. Während 6 Monaten lebt er hier oben und bewirtet die paar Touristen und den Winter verbringt er in Uzungöl. Leider ist es ziemlich neblig auf dem Pass und die schöne Aussicht müssen wir uns denken. Kurz vor Uzungöl setzt der Regen ein. Wir finden eine günstige Unterkunft und gönnen uns eine warme Dusche. In Uzungöl hat es einige Frauen in der Burka unterwegs, welches aber arabische Touristen sind. In der Nacht muss sich Andi übergeben und hat Schüttelfrost mit Fieber. Auch Judith hat einen komisch, rumpelnden Bauch. War es den Kebab vom Mittag oder der Käse vom Abend oder doch die Eier? Wir wissen es nicht. Somit bleiben wir gleich noch eine zweite und dritte Nacht.


Am Sonntag nach zwei Tagen Rast fühlt sich Andi wieder genug Fit um weiter zu fahren. An diesem Tag findet ein türkisches Radrennen von Caykara nach Uzungöl statt. Die mit Sturmgewehr bewaffneten Soldaten, welche den Verkehr regeln, machen uns Eindruck! Was ist wohl, wenn ihre Anweisungen nicht befolgt werden? Wird man gleich abgeschossen?! Dem ist aber nicht so. Wirklich Respekt haben aber nur wir und die anderen Autofahrer fahren kreuz und quer und ignorieren die verkehrsweisenden Soldaten. Die Radrennfahrer müssen zwischen den hupenden und überholenden Autos fahren. Naja, so viel bringt das Sturmgewehr doch nicht…


Nach Of machen wir uns in Richtung Rize auf. Es ist eine mehrspurige Strasse direkt am Meer. Die Gegend gefällt uns überhaupt nicht. Die Autobahn versperrt den Zugang zum Meer und nur durch mühsame nicht radtaugliche Übergänge und Unterführungen führen zum Meer. Rize ist jedoch eine herzige Ortschaft. Nach Rize fahren wir weiter in Richtung Hope. Andi hat seinen ersten Platten und lässt beim Schweisser endlich seinen verkrümmten Radständer wieder richten. Juhui, das Velo fällt nicht mehr jeden zweiten Tag um! Ein türkischer Lehrer erzählt uns, dass es in jeder Stadt „ögretmen-evi“ gibt, welches billige Lehrerunterkünfte sind. Jedoch erleben wir dies anders, denn entweder sind sie zu teuer oder voll. Somit entscheiden wir uns fürs Zelt. Es wird langsam dunkel und wir suchen vergebens ein ruhiges und sicheres Schlafplätzchen. Als es auch noch zu Regnen beginnt, geben wir die Suche auf und finden Unterschlupf in unserer ersten richtig, krassen Absteige: Ein verräuchertes, schmuddeliges Zimmer (60TL, 16.-CHF.). Am nächsten Tag kämpfen wir durch den monsunartigen Regen nach Arhavi, wo auf uns ein Päckchen wartet. Nass und verfroren, kommen wir bei der Unterkunft an, an welches wir das Packet senden konnten. Zum unserem grossen Schrecken ist diese Unterkunft ausgebucht. Der Besitzer Cengiz bedauert dies sehr und organisiert uns im Hotel nebenan ein super Zimmer mit Frühstück für einen sensationellen Freundschaftspreis. Normalerweise hätte dieses Hotel viel mehr gekostet. Glücklich nehmen wir am nächsten Morgen das Packet auf der Post in Empfang.


Wir wollen wieder weg von diesem Monster-Highway und ab in die Berge. So war unser Plan in Hopa Richtung Arthavi abzubiegen um in Posof über die Grenze nach Georgien zu fahren. Diesen Plan verwerfen wir in Hopa, da es einmal mehr in Strömen regnet und der Wetterbericht sich schon wieder geändert hat. In Hopa treffen wir auf einen russischen Cycler, welcher ebenfalls durchnässt und verfroren in einem Kafi sich aufwärmt. Zusammen suchen wir ein Hotel. Jedoch sind uns diese alle zu teuer und somit fahren wir gemeinsam weiter in Richtung Grenze. Kurz vor dem Eindunkeln finden wir ein super Plätzchen am Strand. Es ist ein Campingplatz, welcher jedoch im Oktober nicht mehr in Betrieb ist. Der Besitzer ist sehr grosszügig und er lässt uns ins Pub. Wir können unsere Kleider am warmen Ofen trocknen und in der Küche kochen. Unter dem Vordach stellen wir das Zelt auf. An dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank! Am nächsten Morgen fahren wir über die Grenze nach Georgien. Mit einem weinenden Auge, denn die fünf Wochen Türkei hat uns sehr gut gefallen. Wir konnten uns bereits in der türkischen Sprache verständigen. Nun heisst es wieder eine neue Sprache und Schrift kennen lernen.


Fazit: Jeder Türke raucht! Man raucht immer und überall mit. Die türkische Gastfreundschaft ist überwältigend! Da können wir einiges von ihnen mitnehmen. Überall wurden wir herzlichst Empfangen und unterstützt. Es wurde grosses Interesse an uns und an unserer Reise gezeigt. All unsere Bedenken und Warnungen dieses Land zu bereisen, können wir nicht bestätigen. Türkei ist ein super Reiseland. Die angespannte Situation im Land haben wir sehr wohl mitgekriegt, auch eine Demonstration erlebt, und viele Türken machen sich Sorgen, wie es weiter geht.

Griechenland


Mit der Superfast Fähre geht es in 16 Stunden von Bari nach Patras. Es ist eine windige und feuchte Nacht auf dem Deck. In Patras gönnen wir uns zwei Ruhetage in einem schmucken Airbnb. Per Lift kommt der Greek-Kaffee runtergesaust und natürlich geniesst man hier in Griechenland den Kaffee kalt.


So nun kann es losgehen: Griechenland wir kommen:-) Früh am Sonntagmorgen machen wir uns auf den Weg Richtung Süden. Es ist ein wunderschöner, ruhiger Morgen. Nein, halt ruhig ist es nicht! Überall, wo wir vorbeikommen bellt ein oder sogar mehrere Hunde. Anders als in Italien muss man damit rechnen, dass der Zaun kaputt ist oder dass das Tor nicht geschlossen ist. Nun heisst es entweder so schnell fahren, dass es dem Hund zu dumm ist zu folgen oder anzuhalten und sich dem Hund zu stellen… Das zweite ist effektiver, braucht jedoch etwas mehr Mut!
Als wir in der Karte “Agios Andreas” entdecken, wissen wir, dass wir da übernachten wollen. Es ist ein wunderschöner Ort und wir geniessen einen romantischen Sonnenuntergang:-) Bis jetzt unser schönster Schlafplatz!


Nach dem eher flacheren Teil zeigt sich Griechenland nun von der hügeligen Seite. Es ist wunderschön. Einerseits gefällt uns die Aussicht sehr und anderseits begegnen uns die Menschen auf dem Lande viel herzlicher. Leider können die wenigsten im Gebirge Englisch. Mit unseren wenig gelernten Griechisch, Händen und Füssen gelingt es uns mehr oder weniger zu verständigen. Bei einem abgelegenen Dorfladen schenkt uns der Verkäufer stolz zwei leckere Nektarien und ein Grieche, welcher ein bisschen Deutsch spricht, erklärt uns, dass diese vom eigenen Garten sind.
Am nächsten Tag erleben wir noch mehr griechische Gastfreundschaft: Am Morgen wird uns das Kaffee bezahlt und am Mittag in einem abgelegenen, ausgestorbenen Örtchen (in welchem gerade nur noch 3 Personen leben) werden wir spontan zum Mittagessen eingeladen als wir nach Wasser fragen. Es stellt sich heraus, dass diese Familie in Athen lebt, aber im Elternhaus des Mannes jeweils die Ferien verbringen. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank! 🙂 Am Abend werden wir dann noch mit leckeren, lokalen Feigen beschenkt. Zwischen den Olivenbäume finden wir wieder einmal ein super Schlafplätzchen.


Zügig geht es nach Kalamata wieder ans Meer. An der Küste entlang fahren wir nach Kardamyli. Dort verbringen wir einen wunderschönen Abend, in einem uns empfohlenen Fischrestaurant am Meer. An einer wunderschönen Bucht übernachten wir. Nach einem Morgenschwumm geht es über einen schönen Pass nach Neo Itylo. Ein kleines Fischerdorf, welches uns so gut gefällt, dass wir gleich bleiben und den Nachmittag mit Baden verbringen. Unser Schlafplätzchen finden wir auf einer Anhöhe mit traumhafter Aussicht.


Der südliche Teil dieser Halbinsel wird immer trockener. Das schöne Areopoli gefällt uns sehr gut. Nach einem kurzen Pass führt eine tolle Abfahrt nach Gythio und wieder finden wir ein super Schlafplatz, diesmal direkt am Strand. Nun geht es wieder hoch über einen Pass nach Astros. Als wir am Mittag in einem kleinen Ort halten, werden wir zum Kaffee eingeladen. Unsere griechisch Kenntnisse sind wieder einmal gefordert:-) Dass wir über den Pass nach Astros wollen, da können sie nur den Kopfschütteln. Sie geben uns Gemüse und Olivenöl auf diesen unmöglichen Weg mit. Wir freuen uns sehr über diese Geschenke, da unser Vorrat tatsächlich etwas schlecht kalkuliert ist. Den Pass mit 1523müM. schaffen wir erst am nächsten Morgen.


Als wir in Kastanisa ankommen, sind wir erfreut über dessen Anblick. Das abgelegene und kleine Dörfchen hat seinen Namen von den vielen Kastanienbäume erhalten. Somit haben sich unsere Anstrengungen gelohnt! Wir kehren in einem Restaurant ein und geniessen ein griechisches Gericht Pita mit Käse. Kurz darauf hält der fahrende Gemüsehändler und wir können unsere Vorräte wieder aufbessern.


In Astros hüpfen wir einmal mehr ins klare Meer. Am wunderschönen Bootshafen kochen wir unser Abendessen. Nach dem Frühstück, wiederum an einem ausserordentlich schönen Plätzchen, geht es nach Nafpoli. Dass dieses Städtchen schön ist, haben leider etliche Touristen auch entdeckt. Deshalb fahren wir nach einem Kaffeehalt gleich wieder weiter. Unser längerer Stopp ist dann erst an einer schönen, einsamen Bucht. Nach der Empfehlung eines Griechen machen wir uns auf den Umweg und radeln zum Museum Epidaurus hinauf. Wir sind begeistert von der schönen Landschaft. Müde kommen wir um 20.00 Uhr beim Archäologischen Museum an. Wir bezahlen den stolzen Preis und besichtigen im Schnellzugstempo das Theater und die Überreste der Tempel und Sprintstrecke der Griechen.


Wir erfahren, dass das Packet in Athen angekommen ist. Somit nehmen wir in Methana die Fähre nach Athen. In Athen heisst es wieder einmal Wäsche waschen und überglücklich nehmen wir die beiden Packete in Empfang. Nochmals herzlichen Dank Lazaros für deine Hilfe! Nach einem Tag mit dem Fahrrad durch die chaotische und touristische Stadt nehmen wir die Fähre nach Rhodos.


In Rhodos wollen wir ein paar Tage bleiben und uns erholen, jedoch kaum in Rhodos angekommen, werden wir von den vielen Touristen fast erschlagen. Schnell kaufen wir gleich das Ticket für die Weiterfahrt nach Marmaris in die Türkei.


Fazit Griechenland: Uns hat Griechenland sehr gefallen. Die Menschen begegneten uns vor allem im Gebirge mit einer grossen Gastfreundschaft.

Italien


Schneller als, dass wir gedacht haben, verlassen wir die Schweiz und befinden uns in Italien.


Die ersten Etappen waren streng und wir gönnen uns in Bormio eine Pause. Wir lassen unsere Muskeln im Thermalbad lockern und durchkneten:-) Unser Zelt stellen wir zwischen die Wohnwagen bei der Seilbahnstation auf.


Gut ausgeruht nehmen wir den dritthöchste Pass der Alpen “Passo di Gavia” in Angriff. Es ist ein sehr schöner Aufstieg und wir können mit den dicken Gümelern mithalten ? Oben angekommen freuen wir uns auf den Besuch von Bruno und Eva. Die beiden Wanderungen und die gemeinsame Zeit bleiben uns in bester Erinnerung. Vielen herzlichen Dank für euren Besuch und für den feine Znacht! Dann kurven wir die enge Passstrasse des Gavia’s über den Passo del Tonale ins Val di Sole.


Was ist denn mit dem Val di Sole los? Es ist nicht so sonnig… Tapfer trotzen wir dem Regenwetter und freuen uns in Arco endlich den Sommer anzutreffen und dass Andi wieder Veloschuhe hat. In Arco entscheiden wir uns nicht nach Venedig zu radeln, sondern Judiths Geschwister in der Toskana mit einem Besuch zu überraschen.


Nach einer amüsanten Zugfahrt durch die Poebene von Verona nach Parma geht es per Rad wieder hoch auf 1000müM und rüber in die Toskana. Mit Vollgas fahren wir dem Strand entlang nach Piano di Conca, wo die Ferien-Villa von Judiths Geschwistern ist. Die Überraschung ist geglückt und wir werden sehr herzlich empfangen. Der Grill ist bereits heiss und an der grossen Tafel werden uns leckere Speisen serviert. Gemeinsam verbringen wir den nächsten Tag an der Beach. Vielen herzlichen Dank für den schönen Aufenthalt!! Wir konnten uns super erholen. Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von Judiths Geschwister und deren Familien und fahren wieder los…


Es wird so richtig heiss! Sogar den Hunden ist es zu heiss! Zum Glück gibt es immer wieder Brunnen, welche eine willkommene Abkühlung sind.
Wir entscheiden uns ab sofort den Wecker auf 05:00 Uhr zu stellen und verbringen die heissen Temperaturen in kühlen Parks, Kaffees oder Einkaufscentern.


Ja, genau nach so vielen Stunden auf dem Rad, kann der Hinter schön weh tun! Judith hofft, dass der Velomech Andi etwas richten kann:-)


Am Nationalfeiertag gönnen wir uns einen Ruhetag. Gut erholt, geht es in Richtung Monte Sibillini weiter. Kurz vor unserem Ziel dem Örtchen Visso, missachten wir eine gesperrte Strasse. Wir denken, dass wir diese mit dem Velo problemlos passieren können. Aber da staunen wir nicht schlecht, als uns ein Fluss, anstelle einer Strasse entgegenströmt. Beim Erdbeben vom letzten August ist der ganze Hang gerutscht und hat die Strasse total zerstört. Es bleibt uns nichts anderes übrig als umzukehren. Beim Mittagessen in der Dorfbeiz erfahren wir, dass zwei andere Mountainbiker das gleiche Problem haben und der Wirt offeriert spontan eine Fahrt per Jeep hoch hinauf in Richtung Castelluccio.


Den restlichen Weg fahren, naja zum Teil stossen, wir das Velo nach Castelluccio. Die schöne Aussicht belohnt die strenge Tour! Geschockt sehen wir, dass Castelluccio fast komplett vom Erdbeben zerstört wurde…


Da wir nicht durch Visso kamen, müssen wir wieder runter nach Norcia um Geld abzuheben. Auch Norcia wurde stark vom Erdbeben getroffen, die Kirche ist total zusammengebrochen und grosse Teile der Stadt sind abgesperrt. Jedoch kriegen wir alles was wir brauchen und ziehen wieder los in Richtung „Arquata del Tronto“. Jedoch ist auch diese Strasse gesperrt und so müssen wir das nächste Tal ansteuern. Da es Andis Geburtstag ist, wollen wir ein schönes Restaurant für das Abendessen aufsuchen. So entscheiden wir uns nach Amatrice zu fahren, da es das nächste grössere Dorf ist. Kurz vor Amatrice stehen wir wieder einmal vor einer gesperrten Strasse! Wir fragen nach und uns wird erzählt, dass es Amatrice nicht mehr gibt und nur noch das Militär anwesend ist. Der nächste Shop sei in Sant Angelo. Als wir in diesem Ort ankommen, bleibt uns der Atem still. Auch dieses Dorf ist total zerstört! Die Polizei hilft uns weiter und erklärt, dass Amatrice von hinten wieder zugänglich sei und es dort in der „Area Food“ ein neues Restaurant gibt. Müde nehmen wir dies zur Kenntnis und kämpfen uns nochmals über zwei kleine Pässe und 18 Kilometer. Doch wir werden belohnt und wir können in der neu aufgestellten „Area Food“ Andis Geburtstagsessen geniessen.


Am Morgen realisieren wir, dass ganz Amatrice total zerstört ist und wir erkennen das Ausmass der Erbebenserie! Beim “Area Food” wurde auch eine provisorische Schule aufgestellt, da die andere Schule nicht mehr sicher ist. 300 Menschen sind umgekommen und Kinderzeichnungen bei der Schule lassen erahnen, dass die Verarbeitung des Erlebten noch lange dauern wird. Wir treffen auf einen Inder, welcher uns die zerstörte Villa seines Bosses zeigt. Er berichtet uns über die Geschehnisse und erzählt, dass heute, nach fast 12 Monaten, erstmals der Shop aufgeht. Wir brauchen dringend Lebensmittel, jedoch der Ansturm ist so gross, dass wir darauf verzichten und ziehen weiter in Richtung Abruzzen zum Gran Sasso.


Zum Gran Sasso führt es über einen grösseren Pass und wir geniessen es einmal mehr in der Höhe zu übernachten. Am nächsten Morgen führt uns die Luftseilbahn bequem auf 2100m.ü.M. zum Campo Imperale. Wir geniessen den frischen Fahrtwind und sausen durch die steppenartige Landschaft in Richtung Torre de’ Passeri. Dort verbringen wir die Nacht in einem B&B, wo wir unser frisch gelerntes Italienisch gut gebrauchen können:-)


Eine enge, schöne Schlucht führt uns zu den Seen hoch und in den Park der Abruzzen. Für die Mittagsrast wählen wir einen See, welcher über einen kurzen Singeltrail von der Passstrasse weg führen sollte. Jedoch entpuppt sich dieser als ein schmaler, verblockter Trampelpfad! Da es größtenteils runter geht, entscheiden wir uns für die Flucht nach vorne und werden mit einem schattigen und einsamen Plätzchen am Fluss belohnt. Die 100 Bären und 50 Wölfe, die es in diesem Park geben soll, halten uns davon ab, gleich die Nacht an diesem schönen Ort zu verbringen und somit bringen wir die Tortur noch an diesem Abend zu Ende. Ganz zum Schluss gibt es dann doch noch kurze, flowige Singeltrails, welche zurück zur festen Strasse führt. Danach geht es runter nach Scapoli.


Nach einem Wäschetag und einem Ruhetag geniessen wir die Zugfahrt nach Napoli. Die Stadt und die Strände sind ziemlich verschmutzt. Die Küste von Napoli bis nach Salerno ist sehr schön. Es hat immer wieder einsame Buchten, deren Schönheit auch grosse, luxuriöse Yachten entdeckt haben. Immer wieder kommen wir an schöne Dörfchen und gönnen uns einen Cappuchino.


Wir kommen gut voran und erreichen bereits Basilikata. Brrr, in Basilikata werden wir von einem kalten Wind und etwas Regen überrascht. Wie gerufen, finden wir zum Glück am Strassenrand Unterschlupf in einem unfertigen, alleinstehenden Haus, wo wir dann vom Wind geschützt eine Dusche geniessen und die Nacht verbringen können. Immer wieder stärken wir uns mit dem Schüsslersalz 3,5 & 7, sodass wir unser Mineralienhaushalt im Griff haben. Der wunderschöne Sternenhimmel lockt zum Fotografieren. Uups! Was ist denn mit Andis Expedmatte los?! Eine erste Kammer hat sich gelöst und es folgen noch weitere… Es schläft sich nicht mehr gut!!! Wir halten Ausschau nach einem Ersatz. Leider finden wir nur im Decathlon eine billige, unbequeme Matte. Zum Glück können wir online eine neue Bestellen und Dank Andis Arbeitskollege Lazaros haben wir eine Adresse in Athen. @ Lazaros: Herzlichen Dank für deine Hilfe!


Alberobello ist ein beliebter Touristenort und auch der Giro war da:-) Es ist berühmt für seine Trullis. Trullis sind Häuser, welche nach dem Vorbild der Hirtenzelte gebaut wurden. Die Dächer sind nur mit Steinen (ohne Mörtel) rund aufgeschichtet. Durch das schnelle Auf- und Abbauen konnten im 17. Jahrhundert die Steuern umgangen werden.


Bei den Grotten von Castellana machen wir eine zweistündige Führung durch die 3 Kilometer lange Grotte. Es seien die schönsten der Welt. Dann geht es nach Bari, wo wir die Fähre nach Griechenland nehmen.


Fazit: Italien ist ein super Land, was wir eigentlich schon wussten:-) Überall, auch in den abgelegensten Dörfchen, bekommt man top Capucchinos und in fast jedem Park hat es einen Brunnen mit kühlem Wasser. Top Gümmeler Land, obwohl weiter unten waren wir oft froh, dass wir nicht mit dem Rennrad unterwegs waren, da die Strassen doch oft ziemlich sch… sind.

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Schweiz


Am 17.7.17 verabschieden wir uns Morgens früh von Andis Eltern, welche uns so gastfreundlich die letzten drei Wochen aufgenommen haben. Nochmals vielen herzlichen Dank! Pünktlich um 07:17 Uhr fahren wir mit unseren bepackten Velos Richtung Baar los. Dort sagen wir Judiths Eltern Auf Wiedersehen. Der Abschied schmerzt immer, auch wenn man sich schon lange darauf freut…


Für die erste Etappe haben wir uns grosses Vorgenommen. Eine Abkühlung im Walensee gönnen wir uns aber trotzdem. Das Schieben mit dem schwerbeladenen Velo muss Andi noch üben, er stürzt und landet sehr weich in den Brennnesseln. Wie das Wort sagt, brennt es grausig. Zum Glück haben wir Schüsslersalz Salbe 3&8 und ein zweites Spieglein dabei 🙂 Danke Rita und Michi.


Der Besuch bei Andis Grossmama in Landquart war super und unterhaltsam. Sie ist immer noch top fit. Wir hoffen, dass dies so bleibt. Nochmals vielen Dank für den tollen Zvieri!


Müde in Küblis angekommen, geniessen wir den Schlaf in einem bequemen Bett.


Am zweiten Tag geht es Richtung Davos. Die neue Umfahrung ist genial, denn bis Klosters ist die Strasse fast autofrei.


Nach Davos Glaris biegen wir links in die Landwasser-Schlucht ein. Und radeln auf einer Schotterpiste, welche dann später zu einem flowigen Singletrail wird. Er ist auch mit unseren schwerbeladenen Stahlräder fahrbar.


Eine abgelegene Bäsebeiz belohnt uns mit einer hausgemachten, selfservice Pizza.


Gestärkt geht es nochmals auf einen kurzen Trail mit ein paar Stufen drin weiter. Dieser strapaziert die Räder und uns Fahrer sehr. Diese coole Abkürzung hat sich definitive gelohnt.


Von Filisur fahren wir Richtung Albula-Pass über Bergün. In Bergün wimmelt es von Tourenfahrer.


Beim Seeli Lai da Palpuogna ignorieren wir das Camping-Verbotsschild und übernachten direkt am See. Nur ein später Fischer ertappt uns. Er gibt uns Auskunft übers Fliegenfischen. Wäre auch was für dich Tim.


Nach einer windigen Nacht radeln wir hoch zu unserem ersten grossen Pass. Kurz vor dem Albulapass überholen wir erneut Horst, der pensionierte, deutsche Tourenfahrer. Grossen Respekt Horst für deine Leistung! Wir wünschen dir weiterhin schöne Touren über die nächsten Pässe! Wir hoffen, dass wir mit 65ig auch noch solche Touren machen können.


Im Engadin radeln wir entlang der Langlaufpiste Richtung Pontresina. Kurz nach dem Berninapass lassen wir die Schweiz hinter uns.

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