Krönender Abschluss & Polizeieskorte, Days 308-316
In Litang besichtigen wir den grossen eindrücklichen Tempel. Da unser Chinavisa schon bald endet und wir aufgrund von gelesenen Berichte wissen, dass der direkte Weg nach Chengdu eine viel befahrene Strasse ist, entscheiden wir uns den Bus von Litang nach Garze zu nehmen. Am Montagmorgen um 9:00 Uhr steigen wir in den Bus nach Garze. Die beiden Fahrräder können wir problemlos in den Gang stellen und dazu noch gratis, obwohl die Frau am Schalter den Tag zuvor nur den Kopf schüttelte, dass dies nicht ginge. Wir staunen über die grosse Toleranz der anderen Fahrgäste, welche sich an den Rädern vorbeischlängeln müssen. Nach mehr als 7 Stunden holpriger Fahrt steigen wir in Garze aus dem Bus aus. Die Strasse war zum Teil im Bau und somit sind wir froh, dass wir dieses Stück mit dem Bus zurück gelegt haben. Garze gefällt uns gleich auf Anhieb. Die Stadt ist von Schneebergen umgeben und es gibt sehr viele Restaurants, diverse Kaufstände und einen Markt. Die ganze Stadt ist zwar mit Baugerüst versehen und aufgrund unserer Beobachtung schliessen wir, dass die Fassaden einheitlich und nach altem Stil nachgerüstet werden, um die Stadt etwas Touristen tauglicher zu machen.
Die Entscheidung dieses Stück von Garze nach Sertar zu radeln, zahlt sich bereits beim ersten Tag aus. Es ist eine einsame, neue Strasse mit super Panorama. Ein kurzes Teilstück ist noch im Bau. Die Häuser hier sind extrem schön. Sie werden aus Lehm, Stein und Holz gebaut und mit dunkelroter Farbe, blau und orange kunstvoll bemalt. Am Himmel bilden sich schwarze Gewitterwolken und es ist eine Frage der Zeit, wann es zu regnen beginnt. Als wir in einem Restaurant in Sitongda sitzen und ein Zvieri uns gönnen, regnet es. Da hatten wir wieder einmal sehr viel Glück 😀 Es dauert nicht lange bis die Sonne sich erneut zeigt und wir strampeln auf einer schönen, kleinen Schotterpiste einige Höhenmeter in Richtung unseren letzten, hohen Pass und campieren auf einer Yakweide.
Der Aufstieg zu unserem letzten hohen Pass auf 4500müM ist extrem schön. Die Aussicht auf die Schneeberge, die Tannen und der einsame Tempel mit dem Golddach entschädigen die Anstrengung. Die Abfahrt auf dem Schotter und durch die Baustelle braucht mehr Zeit als wir dachten. Müde finden wir ein schönes Schlafplätzchen am Fluss.
Als wir am nächsten Morgen losfahren wollen, bemerkt Andi bei seinem Hinterrad einen Speichenbruch. Zum Glück haben wir bereits Erfahrung und sie ist schnell ersetzt. Wir radeln über die holprige Piste am Fluss entlang und sehnen uns nach Asphalt. Nach Tarzé versperrt eine Barriere den Weg. Zwei Polizisten halten uns an und lassen uns verstehen, dass wir hier nicht mehr weiter fahren dürfen. Sie telefonieren und nach einer Weile kommt ein dritter Polizist dazu, welcher etwas Englisch kann. Er erklärt uns, dass Sertar und Larung Gar für Ausländer gesperrt sei, wieso dies so ist, können sie uns nicht erklären. (Wir haben auf der Webseite thelandofsnows.com gelesen, dass in Larung Gar über 40’000 Mönche und Nonnen in kleinen, in Felsen gebauten Häusern wohnen. Wir haben Fotos gesehen und es muss wirklich sehr eindrücklich sein. Die Regierung hat 2016 dann die starke Reduzierung angeordnet. Wir vermuten, dass Aufstände von ausländischen Touristen befürchtet werden und deshalb dieses Gebiet, wie Tibet, gesperrt wird.) Die Polizisten diskutieren, was sie nun mit uns machen sollen. Da wir hunger haben, offerieren sie uns eine Instantnudelsuppe. Dann geht es schnell. Es wird ein Pickup gestoppt, welcher uns zum Polizeiposten in Sertar fährt. Wir geniessen die holprige Strasse im Auto zurückzulegen😀 In Sertar werden unsere Räder in ein Polizeiauto verladen und in einem zweiten folgen wir. Da wir noch einkaufen müssen, begleiten uns die drei Polizisten auf den Markt und zur Tankstelle, sodass wir unsere Benzinflaschen füllen können. Während der Fahrt macht unser Fahrer noch für sich ein Selfie von uns. In Larung Gar halten die Polizisten extra und fordern uns auf Fotos von Larung Gar zu machen. Kurz nach Horxu dürfen wir dann wieder alleine weiterreisen. Die Polizisten entschuldigen sich für die Umstände. Wir müssen schmunzeln, denn für uns war es perfekt. Da die Zeit etwas knapp war, haben wir auf eine sehr komfortable Weise Kilometer zurück gelegt. Obwohl wir natürlich Larung Gar gerne von Nahem gesehen hätten!
Wieder auf dem Rad geniessen wir es Höhenmeter zu vernichten. Die Schlucht mit den sehr schönen, burgähnlichen Häusern und den vielen Fahnen sind wunderschön. Zudem sehen wir ein paar Affen, welche für uns gar nicht in diese alpine Landschaft passen. Wir sind uns einig, dass sich das Risiko diesen Weg zu nehmen, definitiv gelohnt hat! Kurz bevor es eindunkelt, radeln wir und finden ein Plätzchen zum Campieren am Fluss.
Auch wenn es stets abwärts geht, ist die Strecke ermüdend. Die Gegend verändert sich nicht gross, umso überraschter sind wir über Guanyinqiao, welches sich als ein belebtes Städtchen entpuppt. Hier gibt es nicht viele westliche Touristen und so posieren wir unzählige Male für Selfies… Nach einem Ruhetag radeln wir an dem Fluss entlang zur nächst grösseren Stadt Ma’erkong, welche ebenfalls sehr belebt ist. Es hat sogar einen eigenen kleinen Marktplatz nur für die beliebten chinesischen Raupenpilz. Es handelt sich dabei um einen Schlauchpilz, der Raupen befällt. Diese werden von Bauern und Nomaden geduldig gesammelt und für viel Geld verkauft. Sie finden in der chinesischen Medizin Anwendung gegen Krebs, gegen Lungen-, Leber-, Nieren- und Kreislaufbeschwerden sowie Stärkung des Immunsystems Anwendung. Zudem wirken sie aphrodisierend. Somit ein wahres Wundermittel gegen fast alle Leiden der Welt, ausprobiert haben wir es dann doch nicht 😀. Von hier nehmen wir den Bus nach Chengdu. Wir haben Glück, dass wir noch einen Platz kriegen. Einmal mehr war es eine gute Entscheidung diese Strecke mit dem Bus zurück zu legen, da auch dies eine starkbefahrene enge Strasse mit vielen Tunnel ist und der Highway noch im Bau steht. Dieser Bau wird ohne Rücksicht auf das Landschaftsbild mit Stahlkonstruktionen kreuz und quer gebaut. Nach 7 Stunden Fahrt treffen wir glücklich in Chengdu ein und werden herzlich von unserem Warmshowerhost Justin empfangen. Bis tief in die Nacht tauschen wir uns mit Coco und Violette, ein belgisches Radlerpaar ebenfalls Warmshowergäste von Justin, aus.
Maximale Höhe: 4543 m
Minimale Höhe: 493 m
Gesamtanstieg: 3451 m
Gesamtabstieg: -6142 m