Day: Sonntag, der 22. Juli 2018

USA – Great Divide und Glacier National Park

Im schönen, kleinen Seeley Lake ruhen wir uns aus und planen unsere Weiterreise. Am vierten Abend treffen wir den ersten Tourenradler aus der Schweiz Claude vor dem Einkaufsladen und kommen gleich ins Gespräch. Er ist so wie die meisten Radler auf dem Great Divide von Banff in Canada nach New Mexiko unterwegs. Wir zeigen ihm unseren versteckten Schlafplatz bei der Highschool mit super Picknicktischen. Erst mit der Zeit realisieren wir wer dieser Claude aus Genf ist! Ja, nämlich Claude Marthaler, welcher ein ganz grosser, bekannter Tourenradler der Schweiz ist. Wow, wir fühlen uns geehrt, dass wir ihm begegnet sind. Wir essen zusammen das Abendessen und haben äusserst spannende Gespräche bis spät in die Nacht hinein. Claude ist ein unglaublich sympathischer, geerdeter Mensch und eine extrem interessante Persönlichkeit. In seinem ganzen Leben ist er alles zusammengezählt bereits 16 Jahren auf dem Rad unterwegs 🚴‍♂️😀 gewesen. Nach unserem gemeinsamen, gemütlichen Frühstück trennen sich unsere Wege leider schon wieder.

Unser Start in den Great Divide hinter Seeley Lake konnte nicht besser sein. Ein schöner, schmaler Waldweg führt uns auf den Pass von 2000 müM. Es ist eine wunderschöne Gegend mit der atemberaubenden Aussicht auf die verschneiten Berge. Beim Clearwater Lake stoppen wir und geniessen ein erfrischendes Bad im See mit dem sensationellen Blick in die Berge. Wow, das ist einfach super 👍😀 und wir bleiben gleich für die Nacht! Durch viel Wald führt unser Weg am nächsten Tag. An einem Bach campieren wir und geniessen eine eiskalte Dusche mit dem erfrischenden Bachwasser. Früh sind wir am Sonntag unterwegs. Täglich schauen wir Ausschau nach einem Bären, jedoch haben wir noch keinen gesehen. Umso mehr sind wir über das Tier auf der Strasse überrascht. Zuerst denken wir es sei ein Fuchs und wollen zufahren, doch dann stoppen wir abrupt als wir realisieren, dass dies ein Puma “Mountain Lion” ist! Mit dem haben wir nicht gerechnet! Ungefähr 50 Meter vor uns läuft er gemütlich auf der Strasse, schaut uns an und verschwindet im Wald. Wir fühlen uns geehrt, dass wir diese seltene Wildkatze sehen konnten. Es gibt sie also wirklich!🤗 Am Nachmittag biegen wir vom Great Divide ab und hängen einen Singeltrail an die Route. Der “Beardance Trail” ist ein meist flowiger Downhill bis runter zum Flathead Lake. Der Bär bleibt zum Glück aus, so ist es ein Freudentanz über die schönen, zum Teil wurzeligen Waldwege. Einige Male wird der Flow von etwas schlammigen und steinigen Bachstellen unterbrochen, was aber gut zu bewältigen ist. Am Abend werden wir herzlich von unseren nächsten Warmshower Risa und Jared mit ihren herzigen Zwillingsbuben in Bigfork empfangen. Wir können in ihrem grossen Garten campieren.

Unglaublich – am Dienstag 17. Juli sind wir ein Jahr unterwegs 😳. Die Zeit ist im Nu vergangen! Passend zu unserem Jubiläumstag werden wir von Risa und Jared zum Riverraften eingeladen. Wir radeln nach Columbia Falls, wo wir von den beiden abgeholt werden. Es wird eine wunderschöne, gemütliche Flussfahrt mit vielen spannenden Gespräche. Am Abend fahren sie uns nach Whitefish, wo wir gemeinsam den Farmer-Markt mit Live-Musik besuchen. Hier in Whitefish dürfen wir gleich bei Freunden von Risa und Jared übernachten. Risa und Jared mit den beiden Zwillingsbuben haben wir fest ins Herz geschlossen und sie haben uns mit ihrer Lebens-und Reisefreude sehr inspiriert! Auch ihre Freunde Bess und Bo in Whitefish haben uns herzlich Willkommen geheissen und mit ihnen haben wir weitere coole und liebevolle Menschen kennen lernen dürfen.

Interessanterweise haben sich an diesem Morgen unsere Pläne im Kafi schlagartig geändert. Eigentlich wollten wir auf dem Great Divide nach Eureka fahren und so nach Kanada bis Elkford radeln. Aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass es wieder sehr viel Schotterpiste durch dichten Wald ist. Nach einem Gespräch im Kafi mit dem Kanadier John wird uns klar, dass wir möglichst schnell nach Banff Kanada wollen. Somit entscheiden wir uns den Trail entlang des Whitefish Lake zu biken und am darauffolgenden Tag doch in den Glacier Park zu radeln. Der flowige Trail ist fantastisch und macht riesen Spass! Am Abend tauchen wir in den kalten Fluss, da leider einmal mehr der Seezugang überall privat ist. Aber am Fluss baden, ist eine gute Entschädigung 😀👍

Mit Rückenwind geht es am nächsten Tag nochmals zum schönen Städtchen Whitefish und nach dem Mittagsrast in Richtung Glacier Nationalpark. Da die Strasse “going to the sun road” für Fahrräder nur bis Morgens um 11:00 Uhr offen ist, klingelt der Wecker um 5:00 Uhr. Zuerst ist es extrem kalt im schattigen Tal. Je höher wir kommen, umso schöner wird die alpine Bergwelt. Spuren des grossen Waldbrandes im Jahr 2003 sieht man immer noch sehr stark. Wir geniessen es wieder einmal einen richtigen Pass zu radeln. Auf 2100 müM. haben wir den höchsten Punkt des Logan Passes erreicht. Von da aus wandern wir, so wie die meisten anderen unzähligen Touristen, zum Hidden Lake und geniessen das wunderschöne, eindrückliche Panorama, beobachten die Murmeltiere und die Bergziegen “Rocky Mountain Goats”. Eine luftige Abfahrt führt uns hinunter nach St. Mary, wo wir Dank dem Rückenwind etwas schneller sind. Es war ein langer, anstrengender, aber durchaus super Tag, welchen wir mit einem Schwumm im Lower St. Mary Lake ausklingen. Wiederum mit starkem Rückenwind radeln wir zur Kanada-Grenze und bekommen nach einigen Kilometern die gewünschte Mitfahrgelegenheit mit einem Pickup nach Calgary👍😀.


volle Distanz: 692.28 km
Maximale Höhe: 2017 m
Minimale Höhe: 804 m
Gesamtanstieg: 5522 m
Gesamtabstieg: -5619 m